Dumm gelaufen, Darling
nichts von Mollys Verhältnis zu ihrer Mutter gewusst, doch nun hatte er eine Ahnung. Wie bei Hunter war auch Mollys Familie ein Beweis dafür, dass die Existenz von Eltern noch kein gutes Leben garantierte.
„Warum fragst du?“
Hunter atmete tief durch. „Lass es mich so sagen: Meine gemeinsame Geschichte mit Dumont lässt ihn nicht gerade in einem guten Licht erscheinen. Doch du magst ihn?“
„Wie ich schon sagte, er wirkt anständig. Er macht Mom glücklich und ist nett zu mir. Doch ich kann nicht behaupten, dass ich ihn allzu gut kenne. Die Romanze – oder wie immer du es nennen willst – entwickelte sich sehr rasch. Wobei sich die Romanzen bei meiner Mutter immer sehr rasch entwickeln. Und die Hochzeiten noch rascher.“
„Ist deine Mutter …“ Er suchte nach feinfühligen Worten für seine nächste Frage und dachte dann, dass es auch egal war. Er hatte es sich mit dieser Frau sowieso verdorben. „Ist deine Mutter wohlhabend?“, fragte er.
Molly brach in Lachen aus. Nicht in jenes perlende Gelächter, das ihn normalerweise anzog, sondern in ein lautes Prusten.
„Herrje, nein. Nun, ich nehme das zurück. Meine Mutter heiratet wohlhabende Männer, lässt sich bei der Scheidung ordentlich abfinden, bringt das Geld durch und macht sich daran, den nächsten einzufangen.“
„Und Dumont ist ihr nächster großer Fisch?“, fragte Hunter ungläubig.
Molly nickte. „Wenn er nicht jetzt schon wohlhabend sein sollte, wird er es sein, wenn er das Vermögen seines älteren Bruders geerbt hat.“
Was erklärte, warum der gute alte Marc Dumont Molly in seiner Nähe wissen wollte. Der Mann brauchte ihre juristischen Kenntnisse, um an den Treuhandfonds zu kommen. Was lag also näher, als seine Verlobte dazu zu drängen, die Beziehung zu ihrer Anwaltstochter neu zu beleben? So machte er sich sowohl bei Molly als auch bei seiner zukünftigen Frau beliebt.
Molly seufzte und massierte mit Daumen und Zeigefinger ihren Nasenrücken.
Er trat vor und legte ihr die Hand auf die Schulter. Ihre Haut fühlte sich warm und pulsierend an. „Bist du okay?“, fragte er.
„Es geht mir gut. Ich habe nur Kopfschmerzen. Ich würde es wirklich zu schätzen wissen, wenn du mir jetzt erzählst, welche Verbindung du zu Marc Dumont hast und warum du mich hier über meine Familie ausfragst. Es ist ja nicht so, als ob es dich vorher irgendwie interessiert hätte“, sagte sie mit tiefer, leicht brüchiger Stimme.
„Es hat mich immer interessiert“, erwiderte er so leise, dass er sich selbst kaum hören konnte. „Ich wusste nur nicht, wie ich es anstellen sollte.“
„Nun, hier mit einem Essen und einem Fragenkatalog aufzutauchen, ist jedenfalls der verdammt falsche Weg, mir zu zeigen, dass dir etwas an mir liegt.“
Ihre Worte überraschten ihn nicht. Schließlich hatte sie recht. „Du wirst ein wenig nachsichtig mit mir sein müssen. Ich bin nicht gerade Profi, was Beziehungen angeht.“
Sie lachte. „Nach den Gerüchten im Gericht sollte man das kaum glauben.“
Er wollte ihr ein freches Grinsen zuwerfen, hatte aber nur ein aufrichtiges Lächeln anzubieten. „Du sagst es selbst. Alles Gerüchte.“
Er hatte niemals eine Beziehung mit einer Frau gehabt, bei der seine Gefühle mit im Spiel waren. Außer er zählte Lacey dazu, doch er begriff jetzt, dass er sie zwar liebte, aber niemals in sie verliebt gewesen war. Die Erkenntnis erleichterte ihn. Er würde immer da sein für Lacey. Er würde sie immer unterstützen und ihr in jeder erdenklichen Weise helfen, weil sie Lilly war und sie beide seit vielen Jahren miteinander verbunden waren.
Doch was er für Molly empfand, war stärker als das, was ihn mit Lacey verband. Er spürte, dass seine Gefühle für Molly tiefer waren – wie gemacht für eine gemeinsame Zukunft. Allerdings musste er mit der Möglichkeit rechnen, verletzt zu werden. Molly hatte ihm in der Vergangenheit mehrfach einen Korb gegeben, und er hatte sie heute Abend verraten – in diesem Moment, stand er doch in ihrer Wohnung und brauchte Informationen, um Lacey zu helfen, einer Frau, die Molly für tot hielt.
Die Ironie an der Sache bestand darin, dass sich die Frauen sehr ähnlich waren und Hunter sie sich sogar als Freundinnen vorstellen konnte. In einem anderen Leben oder sogar in diesem, wenn die Dinge weniger kompliziert wären.
Doch das waren sie nun mal nicht. Und sie würden nur noch komplizierter werden, wenn Molly die Wahrheit erfuhr.
5. KAPITEL
Hunter stand in Mollys Küche und
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