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Dumm gelaufen: Roman (German Edition)

Dumm gelaufen: Roman (German Edition)

Titel: Dumm gelaufen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moritz Matthies
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Lagerverwalter in dieser Gegend kamen schon immer aus meiner Familie. Das System ist von Generation zu Generation weitergegeben worden. Ich hab es von meinem Vater übernommen, der von seinem Vater und der wiederum von seinem Vater. Der hat es von seinem Vater, und der hat es von seinem …«
    »Danke, Zack. Ich hab das System verstanden«, unterbreche ich, leicht ungehalten.
    »Und das System läuft tadellos«, fügt er nahtlos hinzu. »Das tut es schon seit Anbeginn der Zeit. Warum sollten wir es ändern? Außerdem hat uns bislang niemand gesagt, dass wir irgendetwas falsch machen.« Wieder zeigt er mir seine Vorderzähne. Ich vermute, diesmal möchte er freundlich dreinschauen.
    »Ich bin nicht für die Gesetze zuständig«, antworte ich diplomatisch. »Ich sorge nur dafür, dass sie eingehalten werden.«
    Ich sehe, dass sein buschiger Schwanz inzwischen flach am Boden liegt. Mein Ermittlerinstinkt sagt mir, dass Zack fällig ist. Gleich wird er singen wie ein Stachelbürzler.
    Ich warte. Zack zögert noch. In ihm arbeitet es.
    Also hebe ich meine Klaue zum Gruß, sage »Einen schönen Tag noch«, drehe mich um und gehe.
    Diesmal braucht es etwas länger, bis der Lagerverwalter mich aufhält. »Wenn ich Ihnen gebe, was Sie wollen, können wir dann diese … Prüfung vergessen?«
    Ich drehe mich zu ihm um. Jetzt bin ich wirklich gespannt. »Kommt darauf an. Was hätten Sie denn für mich?«
    Zack wirbelt herum. »Biff?«
    Der Kopf eines jungen Eichhörnchens wird hinter einem Blatt sichtbar. »Ja, Boss?«
    »Bring den Lappen!«, ordnet Zack an. Er dreht sich wieder zu mir. »Ich sage Ihnen, was ich weiß, und Sie und Ihre Kollegen lassen uns in Ruhe. Haben wir einen Deal?«
    Ich nicke.
    Biff bringt einen Fetzen hauchdünnen Stoff, der schmutzig und angekokelt ist. Früher hatte er wohl die Farbe von Flamingogefieder. Es sind Zeichen darauf, die ich aber leider nicht entziffern kann. Vielleicht sollte ich doch endlich Rufus’ Rat folgen und lesen lernen. Während ich den flauschig-weichen Fetzen Stoff in meinen Klauen drehe, muss ich an Elsa denken, an ihr flauschig-weiches Fell. Ach, Elsa, werde ich dich je wiedersehen?
    Zack reißt mich aus meinen Gedanken. »Das da hing morgens in einem unserer Bäume, nach dieser Nacht. Es stimmt, dass hier in der Nähe was vergraben worden ist. Und Pavel behauptet auch, dass es ein Mensch war …«
    »Wer ist Pavel?«, will ich wissen.
    »Ich bring Sie zu ihm«, sagt Zack.
    Unterwegs erfahre ich, dass Pavel ein Maulwurf ist. Während sich die Eichhörnchen in ihre Nester verkrochen haben, als mitten in der Nacht plötzlich seltsame Geräusche zu hören waren, hat Pavel in aller Ruhe beobachtet, was vor seinem Maulwurfshügel passierte. Meine anfängliche Freude darüber, einen Augenzeugen befragen zu können, verfliegt leider rasch, als ich Pavel gegenüberstehe.
    Er hockt in seinem Maulwurfshügel, hat sich auf ein sehr altes, abgewetztes Kissen gestützt – könnte ein Kirschkernkissen sein, das er irgendwo aus dem Müll gezogen hat – und beobachtet die Landschaft. Zumindest sieht es so aus, als würde er etwas beobachten. Tatsächlich fällt Pavel jedoch nicht einmal auf, dass wir zu zweit vor ihm stehen. Die Bezeichnung »Augenzeuge« trifft es also nicht ganz. Leider kann Pavel nur etwa so weit sehen, wie Rocky denken kann. Also überhaupt nicht.
    Aber wie ich bereits im Fall von Zack mitbekommen habe, scheinen Realitätsferne und Selbstüberschätzung in dieser Gegend weit verbreitet zu sein.
    »Ich habe Augen wie ein Adler«, verkündet Pavel im Brustton der Überzeugung, als ich ihn frage, ob er diesbezügliche Probleme hat.
    »Gut. Wie viele Bäume stehen da drüben?«, frage ich und zeige nach Süden.
    »Vier«, antwortet Pavel wie aus der Pistole geschossen. »Aber sehen Sie auch das Vogelnest in der Krone des Baumes ganz rechts?«
    Zack schaut nach Süden. »Da stehen doch überhaupt keine Bäume«, sagt er verwundert.
    »Deshalb hab ich danach gefragt«, antworte ich.
    »Ach so! Der junge Mann möchte mich auf die Probe stellen«, stellt Pavel pikiert fest. »Warum glauben eigentlich alle Städter, dass auf dem Land nur Idioten wohnen?«
    »Sorry, ich stehe … hier«, werfe ich ein, weil Pavel an mir vorbeiblafft.
    »Wenn ihr beide ständig so rumhüpft, dann kann ich mich nicht konzentrieren«, rechtfertigt sich Pavel.
    »Ich stehe inzwischen allein hier«, korrigiere ich ihn erneut. »Zack ist gerade wieder weg, weil jemand von seinen Leuten gewunken

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