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Dumpfbacken

Dumpfbacken

Titel: Dumpfbacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Klein
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immer so vernünftig war, sprang durch die Gegend und zerbeulte anderer Leute Autos? Konnten die Wechseljahre tatsächlich eine ganz neue Persönlichkeit hervorbringen?
    »Und das hat die Polizei beobachtet und dich hier mit aufs Revier genommen? War es so?«
    »Na ja, nicht ganz«, gab sie kleinlaut zu. »Das Auto, auf das ich gehauen habe, also natürlich unbeabsichtigt, das war wohl so ein Zivilfahrzeug der Polizei. Und ich war fast noch in diesem Traum, als da auch schon zwei Männer raussprangen und mich gegen das Auto stießen.«
    Bei dieser Erinnerung kamen ihr schon wieder die Tränen. »Sie haben mich die ganze Zeit angeschrien, und ich hatte furchtbare Angst. Also habe ich laut gerufen: ›Hilfe, Polizei, Hilfe!‹ Und weißt du, was die daraufhin zu mir gesagt haben?«
    Neue Tränen begannen zu fließen. »›Dumme Kuh, wir sind die Polizei, und Sie sind festgenommen.‹ Kannst du dir so etwas vorstellen?«
    Eigentlich nicht, aber es blieb mir wohl nichts anderes übrig.
    »Hast du das Ganze denn auch dem Kommissar Lange erklärt?«, wollte ich wissen.
    »Oberkommissar Lange«, korrigierte sie mich. »Nein, ich war viel zu aufgelöst. Weil er auch behauptet hat, dass sie schon seit Wochen gegen mich ermitteln. Aber ich habe doch nie irgendwas gemacht.« Bei diesen Worten brach ihre Stimme, und sie heulte wie ein Schlosshund.
    »Mama, beruhige dich bitte. Wir klären das jetzt alles auf. Ich hole jetzt den Oberkommissar und rede mit ihm, ja?«
    »Ja, Alice, bitte«, sagte meine Mutter kleinlaut.
    Ich musste den guten Mann gar nicht holen, er kam ganz von allein – und brachte sogar noch einen Stuhl für mich mit. Dankbar setzte ich mich und wartete, bis er hinter seinem Schreibtisch Platz genommen hatte.
    »Ist es okay, wenn ich Ihnen das Ganze erkläre? Meiner Mutter geht es nicht gut«, bat ich ihn.
    »Bitte, legen Sie los«, forderte er mich auf.
    Ich wiederholte die Geschichte meiner Mutter, außer den Details mit dem Entsafter und dem gewonnenen himmelblauen Regenschirm vom Stadtfest. »Das war ein einmaliger Ausrutscher und ist überhaupt nicht ihre Art«, erklärte ich Oberkommissar Lange. »Und wenn Sie sie nicht so verängstigt hätten, wäre sie auch in der Lage gewesen, das selbst auszusagen. Warum haben Sie auch behauptet, gegen meine Mutter würde seit Wochen ermittelt werden?«
    Der Kommissar sah mich prüfend an. »Nun, weil dies nicht der erste Vorfall von Sachbeschädigung an Fahrzeugen war. Bei uns türmen sich die Anzeigen von Pkw-Haltern, denen die Reifen zerstochen wurden.«
    »Sehen Sie«, rief ich erleichtert. »Da haben Sie es. So ein Serientäter wechselt doch nicht plötzlich seine Vorgehensweise. Der sticht doch nicht wochenlang in Reifen, nur um dann plötzlich mit dem Regenschirm um sich zu hauen.«
    »Kann sein«, gab er zu. So langsam waren ihm wohl selbst Zweifel gekommen. »Bevor ich entscheide, wie es weitergeht, brauche ich die Bestätigung von Ihrem Freund, dass Ihre Mutter wirklich bei dem Training dabei war.«
    So ein verdammter Mist. Alles, was ich wollte, war, mich wieder mit Nick zu versöhnen. Und diese Versöhnung wollte ich bestimmt nicht mit den Worten einleiten, dass meine Mutter verhaftet worden war, weil sie sein Training zu Straftaten animiert hatte.
    »Äh, könnten wir Nick da nicht vielleicht raushalten? Sie haben meine Mutter doch jetzt kennengelernt, und so ein erfahrener Beamter wie Sie verfügt doch bestimmt über genügend Menschenkenntnis, oder?«, schmeichelte ich ihm. »Ich meine, Sie müssen doch auch sehen, dass hier nur eine Verkettung unglücklicher Umstände zusammengekommen ist.«
    »Wenn Sie wollen, dass ich die Geschichte glaube, müssen Sie es schon beweisen. Also, geben Sie mir die Telefonnummer von Ihrem Freund?«
    Mir fiel kein Argument mehr ein, mit dem ich ihn umstimmen konnte, und gab ihm notgedrungen Nicks Handynummer. Lange tippte sie ein und verließ dann den Raum.
    Meine Mutter und ich sahen uns bedrückt an.
    »Ich fasse es nicht, dass er Nick da mit reinziehen muss«, sagte sie verzweifelt. »Warum glaubt er uns denn nicht?«
    »Keine Ahnung«, gab ich dumpf zurück. »Ich wollte mich heute mit Nick wieder vertragen. Aber ich hatte bestimmt nicht vor, dass ihm vor dieser Versöhnung von der Polizei mitgeteilt wird, dass die Mutter seiner Freundin eine Kriminelle ist.«
    »Alice!«, rief sie empört. »Das ist nicht fair. Ich bin nicht kriminell. Wie oft soll ich es denn noch sagen, es war wie in einem Traum. Ich war einfach

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