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Dumpfbacken

Dumpfbacken

Titel: Dumpfbacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Klein
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bald wieder zu seinem alten Ich findet. Solange legen wir die Sachen eben auf Wiedervorlage.«
    Ich rief also den Interessenten an und teilte ihm mit, dass die Prüfung seines Angebotes noch etwas dauern würde. Dann schrieb ich einen Vermerk und legte ihn Bernie auf den Schreibtisch.
    Endlich war es siebzehn Uhr. Ich machte mich im Bad fertig und trug mit Massen an Haarspray eine Menge zur Umweltverschmutzung bei. So für mein erneutes Aufeinandertreffen mit Nick gerüstet, verabschiedete ich mich noch von Mimi und wollte gerade gehen, als mein Handy klingelte.
    »Mimi, das kann nur Nick sein. Alles wird gut«, strahlte ich und nahm hektisch das Gespräch an, ohne auf das Display zu gucken.
    »Nick?«, fragte ich atemlos.
    »Alice?«, kam eine schluchzende Stimme zurück. »Bitte, kannst du mich abholen kommen?«
    »Oh Gott, Mama, was ist passiert? Geht es dir gut? Wo bist du?«, fragte ich panisch.
    Sie schluchzte immer noch.
    »Mama, bitte, jetzt sag doch was. Was hat sie dir angetan? Sag mir, wo du bist.«
    »Auf der Polizeiwache in der Innenstadt«, antwortete sie kläglich.
    »Bleib, wo du bist. Ich bin in zehn Minuten da«, versuchte ich sie zu beruhigen und legte auf.
    »Jetzt ist sie zu weit gegangen«, brüllte ich. »Jetzt wird sie mich kennenlernen.«
    »Alice, was ist passiert? Was ist mit deiner Mutter?«, wollte Mimi ängstlich wissen.
    »Ich weiß es nicht, aber irgendwas hat Jersey ihr angetan. Sie ist jetzt auf der Polizeiwache. Ich fahre sofort hin. Jetzt kann sich Jersey ihre Drohungen sonst wohin stecken. Ich mache sofort eine Anzeige.«
    Schnell schnappte ich mir den Autoschlüssel und raste die zehn Minuten bis zur Polizeiwache. Voller Angst vor dem Bild, das mich erwarten würde, stieß ich die Tür auf und stürmte zum Empfangstresen.
    »Wo ist meine Mutter? Was ist ihr passiert?«, wollte ich aufgebracht wissen.
    Der Beamte wirkte erstaunlich ruhig.
    »Ihre Mutter? Ist das Inge Wörthing?«
    »Ja, das ist sie. Also, was ist passiert, und wo ist sie jetzt?«
    »Sitzt noch im Vernehmungszimmer. Sie können hier auf sie warten.«
    »Oh nein, das werde ich ganz bestimmt nicht. Ich will jetzt sofort wissen, was ihr angetan wurde. Bitte, ich bin ganz krank vor Sorge um sie. Sagen Sie mir doch, was los ist.«
    »Was meinen Sie damit, wer soll ihr denn hier etwas angetan haben? Wollen Sie uns etwa unterstellen, wir wenden bei Verhören Gewalt an?«, wurde er ärgerlich.
    »Hä?«, fragte ich doof zurück. Im Moment verstand ich gar nichts. Ich fing noch mal von vorne an.
    »Also, ich habe eben einen Anruf von meiner Mutter bekommen. Sie hat geweint und gesagt, dass sie hier auf der Polizeiwache ist. Also kann ich ja wohl davon ausgehen, dass sie das Opfer einer Straftat geworden ist, oder?«
    Das war ja wohl Beamtendeutsch genug, so sollte er mich endlich verstehen können.
    »Und nun bin ich hier, um endlich zu erfahren, was ihr zugestoßen ist«, beendete ich meinen Vortrag.
    »Okay«, sagte der Beamte. »Da liegt wohl ein Missverständnis vor. Ihrer Mutter ist nichts zugestoßen. Sie wurde verhaftet wegen vorsätzlicher Sachbeschädigung von Staatseigentum. Und genau zu diesem Vorfall wird sie gerade verhört.«
    Mir fiel die Kinnlade runter, und meine Beine wurden weich. Haltsuchend griff ich an die Theke.
    Jetzt wurde der Beamte doch noch menschlich. Er kam hinter seinem Tresen hervor und führte mich am Arm zu einer Sitzbank.
    »So, nun setzen Sie sich erstmal und atmen tief durch. Ich frage mal eben meinen Kollegen, wie lange es noch dauert.«
    Ich atmete mindestens sechs Mal tief ein und kam langsam wieder runter. Das ganze Adrenalin in mir verflüchtigte sich, doch mein Mund blieb trotzdem offen stehen. Erstmal war ich erleichtert, dass Jersey nicht jetzt schon ihre Drohungen wahr gemacht hatte. Und dieser komische Vorwurf gegen meine Mutter konnte ja wohl nur ein Missverständnis sein. Sie war so übertrieben gesetzestreu, dass es manchmal schon albern war. Nie würde sie über eine rote Ampel gehen oder gar ein Bonbonpapier auf die Straße werfen. Weil – ihre Devise war: So was macht man nicht. Insofern war der Vorwurf der Sachbeschädigung einfach lächerlich. Während ich noch grübelte, was da schiefgelaufen sein konnte, kam der Beamte vom Tresen mit einem Kollegen zurück. Der war klein und dick und sah irgendwie gemütlich aus mit seinen grauen Haaren und dem Bierbauch.
    »Oberkommissar Lange«, stellte er sich vor. »Sie sind die Tochter von Frau Wörthing?«
    »Ja, richtig, ich

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