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Dumpfbacken

Dumpfbacken

Titel: Dumpfbacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Klein
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nicht ich selbst.«
    »Entschuldigung, tut mir leid«, antwortete ich zerknirscht. »Ich weiß, dass du das nicht absichtlich gemacht hast. Wirklich.«
    Beide starrten wir Löcher in die Luft, bis der Kommissar endlich wiederkam. »Herr Wegener hat die Geschichte vom Training so weit bestätigt«, ließ er uns wissen. »Er wird in ungefähr fünfzehn Minuten hier sein.«
    »Was?«, kreischten meine Mutter und ich gleichzeitig. »Wieso das denn?«
    Erstaunt sah uns der Polizist an. »Na ja, er muss seine Zeugenaussage natürlich unterschreiben und sich ausweisen. Sie hätten mir ja auch eine Handynummer von einem Komplizen gegeben haben können.«
    Ich fing wieder an, Löcher in die Luft zu starren. Natürlich wollte ich Nick sehen, aber doch nicht hier. Es war nur ein kleiner Trost, dass diesmal zumindest nicht ich diejenige war, die Mist gebaut hatte. Wie er sich wohl verhalten würde? Vor allem nach dem letzten Abend – wenn er sich überhaupt daran erinnern konnte. Bei dem Alkoholpegel bezweifelte ich das eher.
    Es dauerte noch eine halbe Ewigkeit, bis die Tür aufgestoßen wurde und Nick im Eingang stand. Schon wieder bekam ich mein Herz nicht unter Kontrolle. Vorsichtig wagte ich einen kurzen Blick auf ihn, bis ich wieder auf den Boden blickte. Meine Mutter tat es mir nach. Wir mussten aussehen wie zwei Hühner auf der Stange, die gerade dem Hahn den dicksten Wurm weggenommen hatten.
    Mit einem Auge schaute ich noch mal zaghaft zu Nick auf, und nun schlug mein Herz noch lauter. Denn ich war ganz sicher, ein kurzes Nick-Grinsen gesehen zu haben.
    »Herr Kollege, Oberkommissar Lange«, stellte sich der Dicke vor. »Ich schlage vor, wir gehen mal eben einen Raum weiter, und ich erläutere Ihnen den Sachverhalt noch einmal. Sie beide warten bitte hier«, forderte er uns auf und verschwand mit Nick.
    Gleichzeitig atmeten meine Mutter und ich tief aus.
    »Ach Gott, der gute Junge, jetzt muss er wegen mir auch noch von der Arbeit weg«, schämte sie sich.
    »Da würde ich mir keine Gedanken machen, Mama. Ich glaube nicht, dass Nick heute gearbeitet hat«, entfuhr es mir.
    »Wieso nicht? Woher willst du das wissen?«
    Schnell improvisierte ich. »Ich glaube, er hatte letzte Woche gesagt, dass er an dem Donnerstag nach dem Training Überstunden abbauen will«, log ich. Oder eigentlich auch nicht, denn das war es wohl, was er heute getan hatte – Überstunden abbauen. Unwahrscheinlich, dass er nach der letzten Nacht heute hätte arbeiten können.
    Bedrückt warteten wir auf seine Rückkehr. Es schien ewig zu dauern, bis die Tür endlich wieder aufging. Lange setzte sich wieder auf seinen Stuhl, während Nick an der Tür lehnte.
    »Frau Wörthing, Herr Wegener hat bestätigt, dass Sie gestern dem polizeiinternen Training beigewohnt haben.«
    Hm. Der Herr Oberkommissar sollte mal seinen Kollegen Schlüter kennenlernen. Die beiden würden sich bestimmt bestens verstehen, die gleiche Sprache hatten sie schon mal.
    »Und er hat sich ausdrücklich für Sie verbürgt«, fuhr Lange fort.
    Dankbar blickte meine Mutter Nick an, der ihr tatsächlich zuzwinkerte.
    »Allerdings, auch wenn wir jetzt die Umstände kennen, die zu Ihrer Tat geführt haben, müssen wir das dennoch ahnden. Ich bin bereit, aufgrund der besonderen Umstände auf eine Anzeige zu verzichten. Voraussetzung hierfür ist allerdings, dass Sie für die Reparaturkosten unseres Zivilfahrzeuges aufkommen.«
    Meine Mutter sah nun Lange dankbar an. »Selbstverständlich werde ich das tun. Sobald die Rechnung in meinem Briefkasten ist, werde ich zur Bank laufen und sie überweisen. Kann ich denn jetzt gehen?«
    »Können Sie«, bestätigte Lange. »Und wenn Sie das nächste Mal Tagträume haben, dann warten Sie damit, bis Sie zu Hause sind, in Ordnung?«
    »Sie können sich auf mich verlassen«, versprach meine Mutter ihm, und endlich waren wir entlassen. Während sie vor dem Revier Nick überschwänglich dankte, trat ich unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. Denn bisher hatte Nick mich so gut wie gar nicht zur Kenntnis genommen.
    »Kein Problem, Inge. Das war ein einmaliger Ausrutscher, das wird dir nicht noch mal passieren. Das weiß ich. Jetzt fahren wir zu deinem Auto und vergessen die Sache, okay?«
    »Danke, Nick«, himmelte sie ihn an.
    Ich räusperte mich zwei, drei Mal.
    »Ähm, Nick, ja, also ich danke dir auch. Ehm, Mama, geh doch schon mal zu Nicks Auto, ja? Er kommt gleich nach.«
    Diesmal erhob sie keinerlei Einwände, sondern verschwand sofort.
    Ich

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