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Dumpfbacken

Dumpfbacken

Titel: Dumpfbacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Klein
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sah Nick in die Augen. Jetzt musste er mich doch endlich wieder in die Arme nehmen, oder?
    Aber er erwiderte nur meinen Blick, ohne sich zu bewegen. Dann hob er die Hand und strich mir ganz sanft über die Wange.
    »Pass auf dich auf, Süße.«
    Mit diesen Worten ging er zu seinem Auto und brauste mitsamt meiner Mutter davon. Ich blieb noch einen Moment regungslos stehen und berührte unbewusst meine Wange, da, wo eben noch seine Hand gewesen war.
    Dann kam endlich wieder Leben in mich. Entschlossen stapfte ich zu meinem Corsa, setzte mich hinters Steuer und fuhr erstmal ins Büro, um meine Handtasche zu holen, die ich vorhin in der Aufregung dort liegen gelassen hatte. Mimi packte gerade ihre Sachen zusammen und stürzte hoch, als ich reinkam.
    »Alice, was ist mit deiner Mutter? Wie geht es ihr?«
    »Gut, Gott sei Dank ist ihr gar nichts passiert, vor allem hatte Jersey nichts damit zu tun. Sie hat einfach nur etwas Mist gebaut. Können wir es dabei belassen? Ich habe ihr versprochen, mit niemandem darüber zu sprechen.«
    »Oh, ja, klar«, sagte Mimi enttäuscht. »Das verstehe ich. Aber ist wirklich alles gut mit ihr?«
    »Auf alle Fälle. Und jetzt fahre ich zu Nick. Denk an mich, ja? Wir sehen uns morgen.«
    Als ich gegen sieben vor seinem Haus ankam, war von seinem Wagen noch nichts zu sehen. Also schloss ich unten die Haustür auf und setzte mich vor die Wohnungstür, um auf ihn zu warten. In seine Wohnung wollte ich nicht einfach so gehen, das wäre irgendwie nicht richtig gewesen.
    Zum Glück musste ich nur eine halbe Stunde da sitzen, und es kamen keine Nachbarn vorbei. Das wäre mir doch etwas peinlich gewesen.
    Ich hörte unten die Haustür, und dann tauchte Nick auf. Als er mich vor seiner Tür sah, stoppte er abrupt.
    »Bitte, Nick, hör dir erstmal an, was ich dir sagen will. Wenn du danach noch willst, dass ich gehe, tue ich das. Aber gib mir wenigstens fünf Minuten, um es zu erklären.«
    Wortlos schloss er die Tür auf und ging rein. Immerhin knallte er sie nicht hinter sich zu, so dass ich ihm mutig folgte. Im Wohnzimmer blieb er stehen und drehte sich zu mir um, mit einem ganz ungewohnten, traurigen Ausdruck in seinen blauen Augen.
    »Alice, ich glaube nicht, dass uns das hier weiterbringt. Du hast deine Entscheidung getroffen, und ich muss damit leben. So einfach ist das. Irgendwelche Erklärungen helfen da auch nicht weiter.«
    Mit großen Augen sah ich ihn an, dann schob ich mich an ihm vorbei und setzte mich aufs Sofa.
    »Also, erstens, ich habe noch nie einen so verbohrten und sturen Mann wie dich kennengelernt. Du zählst eins und eins zusammen, kriegst drei raus und bist absolut überzeugt von deinem Ergebnis. Wer bist du, der Allwissende? Es ist richtig, dass ich zwei Nächte nicht zu Hause war. Und es ist auch richtig, dass ich am Montag und Dienstag weder bei meinen Eltern noch bei Mimi oder Melinda war. Und allein dieser Umstand reicht dir, um sicher zu sein, ich hätte einen anderen?«
    Ich versuchte, mich zu beruhigen.
    »Ist dir nicht mal in den Sinn gekommen, dass du mich einfach fragen könntest, wo ich war?«
    Nick stand immer noch und sah an mir vorbei. Er blieb eine ganze Weile stumm, bis er anfing zu reden.
    »Ich habe das alles schon mal mitgemacht«, sagte er dann. »Sie hieß Sarah, und wir waren über ein Jahr zusammen. Alles war gut, bis sie plötzlich immer weniger Zeit hatte. Mal waren es Überstunden, mal musste sie angeblich ihre Eltern in Hessen besuchen. Und ich Idiot habe ihr jedes Wort geglaubt. Bis mir Steven erzählte, dass er sie in der Stadt gesehen hätte – Arm in Arm mit ihrem Kollegen. Der zu dem Zeitpunkt wohl schon längst nicht mehr nur ihr Kollege war. Das ist drei Jahre her, aber damals habe ich mir geschworen, dass mich nie wieder eine Frau so verarschen wird.«
    Fassungslos starrte ich ihn an. »Und darum glaubst du, dass ich auch einen anderen habe? Weil dich vor drei Jahren mal eine Frau belogen hat? Nick, so was Grässliches passiert jedem mal. Denk nur an meine Geschichte mit Simon. Und wenn jeder danach das Vertrauen verlieren würde, gäbe es keine Beziehungen mehr. Du kannst mich doch nicht mit dieser Sarah in einen Topf schmeißen.«
    Nick schob sich ein bisschen näher an das Sofa.
    »Also gut, dann erklär es mir eben. Sag mir, wo du warst. Nur lüg mich nicht an.«
    »Ich werde dich nicht anlügen. Ich werde dir die ganze Geschichte erzählen«, versicherte ich. Nach einer kurzen Pause begann ich zögerlich: »Okay. Zuerst, es gibt

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