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Dumpfbacken

Dumpfbacken

Titel: Dumpfbacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Klein
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verstehen, obwohl ich nach seiner Liebeserklärung erst einmal platt war. Ich war die ganze Zeit, seit wir zusammen waren, so damit beschäftigt gewesen, ihn anzuhimmeln, dass ich gar nicht auf die Idee gekommen war, dass ich ihm genauso wichtig sein könnte. Und diese Ansprache vorhin war echt süß gewesen. Aber sein Verhalten fand ich trotzdem richtig mies. Warum können Kerle bloß nicht mit Gefühlen umgehen? Ich meine, er hätte mir ja ganz ruhig erklären können, dass er Angst hatte, ich hätte jemand anderen kennengelernt, und dass er mich verlieren könnte. Aber so ticken Männer wohl nicht. Lieber nach dem Motto »Angriff ist die beste Verteidigung«, lieber eine gute Beziehung aufgeben, als über seine Gefühle zu reden. Schon merkwürdig.
    Über diesen Grübeleien schlief ich dann doch endlich ein.
    Am nächsten Morgen erwartete Mimi mich schon gespannt, aber bevor ich über mein verqueres Liebesleben sprach, wollte ich erstmal wissen, wie ihr Date gelaufen war.
    »Oh, kann es sein, dass du etwas durch den Wind bist? Ich hatte doch gar kein Date, ich war mit meinem Nachbarn beim Griechen. Mit meinem sehr schwulen Nachbarn.«
    Zerknirscht guckte ich sie an. »Ach so? Sorry. Ich habe wohl wirklich nicht richtig zugehört. Tut mir echt leid.«
    »Kein Problem«, gab sie zurück. »Du hast ja in letzter Zeit eine ganze Menge um die Ohren. Aber jetzt erzähl, wie ist es gestern Abend noch gelaufen?«
    »Da ist gar nichts mehr gelaufen. Er war viel zu betrunken, und Tim und Steven haben ihn nach Hause gebracht.«
    »Und wie geht es nun weiter?«, fragte Mimi.
    »Keine Ahnung«, musste ich zugeben. »Was mache ich denn jetzt? Soll ich heute Abend noch mal zu ihm fahren? Aber eigentlich will ich ihm auch nicht hinterherlaufen. Ich meine, er könnte sich doch jetzt auch melden, oder?«
    Mimi überlegte. »Na ja, das kannst du so oder so sehen«, sagte sie philosophisch. »Irgendwie seid ihr jetzt vielleicht quitt. Deine Aktion auf dem Geburtstag von Tims Frau war ja auch nicht so toll – tut mir leid, aber das ist doch so, oder?«
    Ich musste ihr recht geben.
    »Außerdem war er gestern ja auch ziemlich betrunken, kann sein, dass er sich sowieso an nichts mehr erinnert.« Sie machte eine bedeutungsschwangere Pause. »Und du musst dir auch mal Folgendes überlegen«, führte sie ihre Gedanken weiter. »Also, du stehst ja auch auf ihn, weil er eben ein bisschen der Macho-Typ ist. Und du kannst nicht beides haben – einmal den harten Kerl, aber dann auch wieder den Softie, der dir seine Gefühle erklärt, habe ich recht?«
    Schon wieder musste ich ihr zustimmen.
    »Ja, das stimmt wohl. Also fahre ich heute Abend zu ihm, wenn er nicht von selbst anruft?«
    »Würde ich sagen, ja. Du bist ja nicht glücklich, solange ihr das nicht geklärt habt. Und außerdem hast du sowieso keine andere Wahl, du musst ihm die Sache mit Jersey erklären. Wenn dir da einer helfen kann, dann er.«
    Trotzdem hoffte ich den ganzen Tag, dass er mich anrufen würde, aber mein Handy blieb stumm. Ganz im Gegensatz zu meinem Bürotelefon, das klingelte fast ununterbrochen. Auch nicht schlecht, das lenkte mich wenigstens ein bisschen ab.
    Nach unserer Mittagspause ließ sich auch Bernie mal wieder blicken, der noch ein bisschen bunter gekleidet war als sonst. Heute hatte er nicht nur eine pinkfarbene Krawatte umgelegt, sondern sie noch mit einem lila Einstecktuch kombiniert. Und er wirkte sehr glücklich.
    »Na, ihr beiden, das sieht ja richtig nach Arbeit aus bei euch. Sehr schön, ich bin stolz auf euch. Ich bin gleich wieder weg, ich will nur mein Notebook holen.«
    »Aber Bernie«, protestierte ich, »hast du nicht zehn Minuten Zeit? Es gibt einen Interessenten für das Haus im Buchenweg, aber der will nur kaufen, wenn der Preis gesenkt wird. Kannst du mal mit den Eigentümern sprechen?«
    »Ich brauche auch deine Hilfe«, mischte sich Mimi ein. »Wir müssen mal über den Neubau in der Schröderstraße reden.«
    »Ach, Mädchen, das ist doch alles so profan. Danach ist mir jetzt nicht, Sophie und ich wollen uns ein Tretboot mieten und ein Picknick machen. Ihr schafft das auch allein, ihr seid doch meine besten Showgirls.«
    Mit diesen Worten griff er seinen Laptop und verließ uns wieder.
    »Was war denn das?«, fragte ich Mimi perplex. »Seit wann interessiert er sich nicht mehr für sein Geschäft?«
    Mimi sah genauso ratlos aus. »So habe ich ihn noch nie erlebt. Diesmal hat es ihn wohl richtig erwischt. Wollen wir hoffen, dass er

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