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Dumpfbacken

Dumpfbacken

Titel: Dumpfbacken
Autoren: Kerstin Klein
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wenigstens auf das Auto auf«, kapitulierte ich. Mistgören. Ich schaute auf meine Liste und beschloss, zuerst oben bei Brigitte Grudinski anzufangen, der Dame mit der defekten Balkontür.
    Eine verlebte Überblondierte guckte mich misstrauisch durch die Sicherheitskette an. »Was?«, knurrte sie mürrisch.
    »Ich bin Alice Wörthing von der Hausverwaltung. Sie haben mich angerufen.«
    »Wird ja auch mal Zeit, dass sich hier jemand blicken lässt«, murrte sie und brachte mich in die Küche. Die wäre gar nicht so schlecht gewesen, wenn nicht lauter zerbrochenes Geschirr auf dem Fußboden gelegen hätte. Sie bemerkte meinen Blick und kicherte. »Manni, mein Verlobter, war hier, und wir hatten ein bisschen Streit. Ha’m uns aber schon wieder vertragen. Sind auch ein paar Tassen heil geblieben, ich geb Ihnen ’nen Kaffee.«
    Eigentlich war sie ganz lustig. Wir tauschten ein paar Männergeschichten aus, und sie schenkte mir zwei Freikarten für das Bimbano . »Da arbeite ich an der Garderobe. Ist ’n sauberer Laden. Sex nur auf der Bühne, kein Puff. Musst du mal vorbeikommen.«
    Das versprach ich ihr und schaute mir auch noch ihre Balkontür an. Die ging wirklich nicht auf.
    »Ich schick mal einen Handwerker vorbei, der kriegt das bestimmt hin. Schönen Tag noch, ich hab noch eine Beschwerde im zweiten Stock.«
    »Schätzchen, da geh man lieber nicht hin. Ist bestimmt der Drawitzki, oder? Der hat ständig Notstand, und so ein hübsches Mädchen wie dich vernascht der gleich im Flur.«
    »Das soll er mal versuchen«, trumpfte ich auf. »Hier, hat mir meine Kollegin mitgegeben.« Ich holte aus meiner Handtasche das Pfefferspray.
    »Klasse«, freute sich meine neue Freundin. »Würd ich zu gern zugucken. Aber ich muss mal besser die Küche aufräumen, Manni kommt nachher wieder.«
    Wir schieden im besten Einvernehmen, und ich ging zu dem Lustmolch im zweiten Stock. Ich hatte den Finger schon fast auf der Klingel, als ich von drinnen grässliche Schreie hörte. Eine Frau in Todesangst brüllte in lautesten Tönen. Die Männerstimme hörte ich nur ganz abgehackt, ich verstand nur irgendwas von Schlampe und besorgen.
    Oh Gott! So schnell wie ich konnte, rannte ich die Stufen hinunter bis in den Eingang und holte mein Handy heraus. »Nick?«, fragte ich mit zittriger Stimme. »Ich bin in der Gropiusstraße 18, und hier zerstückelt, glaub ich, gerade einer eine Frau.«
    »Was?«, fragte Nick. »Bist du in Gefahr?«
    »Nein, ich nicht, aber da muss ganz schnell einer kommen.«
    »Tim und ich fahren sofort los, und ich sag auch den Kollegen Bescheid. Geh aus dem Haus und bleib auf der Straße, wir kommen, so schnell es geht.«
    Auf die Straße wollte ich nicht, da stand immer noch diese Horde Nachwuchskrimineller, aber ich blieb dicht an der Tür. Endlich hörte ich Sirenen. Zwei Streifenwagen rasten auf die Nummer 18 zu. Dazwischen erkannte ich den Wagen von Nick, der sich auch so eine Sirene aufs Dach gesteckt hatte. Er und Tim erreichten mich als Erste.
    »Geh aus dem Haus. Wo genau ist es?«
    Mit fiepsiger Stimme sagte ich es ihnen. Die beiden zogen ihre Pistolen und rannten hoch, gefolgt von den Polizisten aus den Streifenwagen. Allerdings kamen die Männer in Uniform schon nach höchstens zwei Minuten wieder runter, mit breitem Grinsen im Gesicht. Besonders, als sie mich sahen.
    »Mädchen«, sagte einer beim Rausgehen zu mir, »keine Angst, auch du wirst noch deine Erfahrungen machen.«
    Bevor ich mir darüber den Kopf zerbrechen konnte, kamen Nick und Tim runter. Auch die beiden grinsten. Aber ich hatte ja schon in der Kneipe erlebt, dass Polizisten ganz schön abgebrüht waren. Vielleicht wird man so, wenn man jeden Tag mit Verbrechern zu tun hat.
    »Und, ist die arme Frau schlimm verletzt? Habt ihr den Mann festgenommen?«
    »Nein, Süße, die Frau lebt. Und den Mann haben wir auch nicht festgenommen. Aber wir haben ihn gebeten, seine Pornofilme nicht so laut laufen zu lassen.«
    Ein Pornofilm war das gewesen?!
    »Aber es klang so echt«, versuchte ich mich zu rechtfertigen.
    Tim lachte. »Na ja, das ist wohl auch Sinn der Sache, oder? Oh Mann, Alice, du bist echt ein Katastrophengebiet.«
    »Aber ein süßes«, versuchte Nick mich zu trösten. »Wir müssen wieder los.«
    »Halt!«, rief ich. »Wartet bitte noch mal.«
    Ich wandte mich zu den Kindergangstern. »So, und jetzt rückt mein Geld wieder raus. Die beiden da sind von der Polizei und stecken euch in die finsterste Zelle, wenn ihr so was noch mal
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