Dumpfbacken
und schaffte es, meine Stimme einigermaßen ruhig zu halten.
»Das Haus interessiert mich einen Scheißdreck. Viel lieber will ich wissen, was deine Kreditkarte in meinem Haus zu suchen hatte.«
»Meine Kreditkarte? In Ihrem Haus?«, stammelte ich, während meine Gehirnzellen Achterbahn fuhren. Eine Idee, schnell, eine Idee. »Ich weiß leider überhaupt nicht, wovon Sie sprechen.«
»Nein, weißt du das nicht?« Jetzt war seine Stimme ganz leise und sanft. Das war ja noch schlimmer als das fiese Grinsen. »Ich glaube aber, dass ich es weiß. Du wolltest ein bisschen schnüffeln, oder?«
»Nein«, rief ich zitternd. »Ich kenne Sie doch gar nicht. Bitte, lassen Sie mich einfach gehen, und wir vergessen das Ganze.«
»Ich vergesse nie etwas«, drohte er mir. »Dann wollen wir mal sehen, ob wir deiner Erinnerung ein bisschen auf die Sprünge helfen können.« Mit diesen Worten zog er aus seiner Jacke ein Messer, das furchtbar scharf aussah.
Ich stieß den schrillsten Schrei meines Lebens aus. »Hilfe! Hilfe! Ich werde umgebracht.«
In dem Moment, in dem Gunther Hollerbeck mit dem Messer auf mich zukam, wurde die Haustür aufgerissen. Zwei dunkelhaarige Männer stürzten rein und bauten sich vor Hollerbeck auf.
»Was ist hier los? Was wollen Sie von dieser Frau?«
Der hob beschwichtigend die Hände – in denen kein Messer mehr zu sehen war. »Aber, aber, meine Herren. Diese Frau ist meine Immobilienmaklerin und wollte mir gerade dieses bezaubernde Objekt zeigen. Ich glaube, Sie haben sich in der Tür geirrt.«
»Das glauben wir nicht«, sagte einer der Männer. »Oder ist es bei Besichtigungen üblich, dass die Maklerin laut um Hilfe schreit?«
Ich beobachtete den Wortwechsel nur, irgendwas hatte mir die Sprache verschlagen.
»Wie gesagt, da haben Sie sich geirrt. Oder, Frau Wörthing?«
Ich räusperte mich und wollte gerade loskreischen, dass er vorhatte, mich zu zerstückeln, als ich den Blick von Hollerbeck auffing. Da lag etwas drin, etwas ganz Schreckliches. Und eindeutig eine Warnung. Mir fehlte der Mut, die Wahrheit zu sagen.
»Oh, ähm, also, ich glaube, ich muss mich bei Ihnen entschuldigen«, sagte ich zu den beiden Männern. »Tatsächlich zeige ich dem Herrn hier das Haus, und er hat mir gerade den Preis genannt, den er dafür zahlen will. Der ist aber so niedrig, dass wohl mein Temperament mit mir durchgegangen ist. Ich habe tatsächlich laut geschrien, allerdings meinte ich damit, mein Chef würde mich umbringen, wenn ich diesen Preis akzeptieren würde.«
Ganz überzeugt sahen die beiden Typen nicht aus. Wer waren die überhaupt? Egal, jetzt wollte ich erstmal diesen Psychopathen loswerden.
»Meine Herren, Sie wollen sicherlich auch das Haus besichtigen. Lassen Sie mich Herrn Bronswick nur kurz rausbegleiten, dann komme ich gleich wieder.« Mit diesen Worten ging ich zur Tür, und Hollerbeck folgte mir.
»Sind Sie noch normal?«, fuhr ich ihn draußen an. »Sie wollten eben mit einem Messer auf mich losgehen. Was ist Ihr Problem? Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich keine Ahnung habe, was Sie von mir wollen.« Mit meinen beiden Beschützern im Haus fühlte ich mich schon viel mutiger.
»Es war sehr schlau von Ihnen, diesen Affen da drin nichts von unserer Unterhaltung zu verraten. Und wissen Sie was? Ich glaube Ihnen kein Wort. Sie werden mir schon noch erzählen, was ich wissen will. Einen angenehmen Tag noch, meine Schöne.« Mit diesen Worten verschwand er.
Mit zitternden Knien ging ich wieder ins Haus. »Vielen Dank, dass Sie mir helfen wollten. Das war wirklich nett von Ihnen.«
»Bashkin hat uns gesagt, dass wir ein Auge auf dich haben sollen. Wir haben dein Auto gesehen und wollten nur mal ›guten Tag‹ sagen. Ich bin übrigens Albion, und das hier ist Ermir. Spricht aber noch kein Deutsch. Und hier war wirklich alles okay?«
Aha, das waren also Albaner. Schönes Gefühl, »zur Familie zu gehören«.
»Äh, ja, wirklich, ganz bestimmt.«
»Na gut. Hat trotzdem Spaß gemacht. Aber sag mal, kannst du uns auch einen Gefallen tun?«
Klar würde ich das. Wer weiß, ob ich ohne die beiden jetzt noch alle Gliedmaßen hätte. »Sicher. Um was geht es denn?«
»Also, Bashkin ist mein Cousin, und wir haben ihm versprochen, dich im Auge zu behalten. Aber, ehrlich gesagt, das ist ganz schön zeitaufwändig. Wir müssen ja auch unsere üblichen Sachen erledigen, verstehst du?«
Irgendwie nicht, aber das machte nichts.
»Na ja, wir haben uns also gedacht, ob du auch mit so einer Art
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