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Dumpfbacken

Dumpfbacken

Titel: Dumpfbacken
Autoren: Kerstin Klein
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abzieht.«
    Der verschlagene Rothaarige guckte Nick mit liebem Lächeln an. »Hallo, Herr Wachtmeister, ist die böse Frau verhaftet?«, lispelte er.
    »So kommst du mir nicht davon«, drohte ich ihm. »Nick, die haben mich genötigt und erpresst. Ich will Anzeige erstatten.«
    »Tut mir leid, Süße. Du kannst keine Anzeige gegen Fünfjährige erstatten«, antwortete er lachend und stieg in sein Auto.
    »Du blöder Mistkäfer«, sagte ich zu dem Balg. »Man sieht sich immer zweimal im Leben.«
    »Is klar«, grinste er frech und zeigte mir dabei den Mittelfinger, »und das nächste Mal kostet es zehn Euro.«
    Hatte ich je behauptet, mein Job würde mir Spaß machen? Ich hatte gelogen.
    Abends saß ich mit meinen Eltern und Melinda in der Küche. Meine Mutter tröstete ich, indem ich ihr sagte, Nick würde vielleicht später noch kommen. Melinda kündigte große Neuigkeiten an.
    »Ihr glaubt nicht, was mir passiert ist. Es gibt ein neues Format bei STB, und zwar eine Show, in der Dicke abnehmen sollen.«
    Ich unterbrach sie. »Aber so was gibt es doch schon, oder?«
    »Nein, nicht in der Form. Denn es ist eine Mischung aus Abspeck-Camp und Big Brother . Also, die Dicken wohnen zusammen, müssen ständig Sport machen, und wer nach einer Woche am wenigsten abgenommen hat, wird bestraft.«
    »Und was hast du damit zu tun?«, fragte meine Mutter.
    »Ich«, sagte Melinda und machte eine wirkungsvolle Pause, »ich bin die Fitnesstrainerin.« Mit strahlenden Augen blickte sie in die Runde.
    »Das gibt’s ja nicht. Das ist ja toll«, freute sich meine Mutter. Auch ich gratulierte Melinda, vielleicht war das wirklich die Chance, auf die sie schon so lange gewartet hatte.
    Nur mein Vater hatte Bedenken. »Was meinst du damit, sie werden bestraft? Was passiert denn mit dem, der am wenigsten abgenommen hat?«
    »Tolle Sache«, freute sich meine Schwester. »Wir hatten die letzten Tage ein Brainstorming, und die Ideen knallten nur so auf den Tisch. Die erste Aktion hab ich mir ausgedacht – der Verlierer muss sich im Bikini oder in Badehose in den Garten stellen und wird mit Sahnetorten beworfen. Und er darf nichts davon ablecken.«
    Während meine Mutter und ich sie erneut beglückwünschten, murmelte mein Vater nur »mit Essen spielt man nicht«. Manchmal war er eben eine Spaßbremse.
    »Ich bin heute Abend nur kurz hergekommen, um euch das zu erzählen. Wir drehen außerhalb in einem alten Hotel, da wohne ich auch während der Dreharbeiten. Und nächsten Monat wird schon die erste Folge gesendet.«
    Während mein Vater sich lieber im Wohnzimmer Günther Jauch anschaute, blieben wir drei noch in der Küche und überlegten uns mehr Strafaktionen. Das machte richtig Spaß.
    Melinda und ich waren vor einem halben Jahr zusammen als Geiseln genommen worden. Seitdem verstanden wir uns das erste Mal seit Ewigkeiten richtig gut. Wie meine Mutter immer sagt, nichts ist so schlecht, dass nicht noch etwas Gutes dabei rauskommt.
    Von Nick hörte ich abends nichts mehr, darum ließ ich mich von Melinda an meiner Wohnung absetzen, während sie zurück in ihr Hotel fuhr. Meine Wohnung war wirklich süß, ich liebte sie sehr. Sie hatte einen kleinen Flur, von dem die Küche, das Wohnzimmer und das Schlafzimmer abgingen. Die Küche war nur klein, hatte dafür aber einen Frühstücksbalkon. Das Wohnzimmer hatte einen richtig großen Balkon, und mein Badezimmer mit Wanne und Dusche ging direkt vom Schlafzimmer ab. Besonders das Schlafzimmer liebte ich. Die Wände hatte ich in einem ganz hellen Roséton streichen lassen, die Möbel waren weiß. Auch mein Himmelbett, das passend nicht nur mit rosafarbener Bettwäsche bezogen war, sondern auch einen rosa Himmel hatte. Nick behauptete zwar immer, dass es aussehen würde wie das Kinderzimmer einer Puppenstube, aber was verstehen Männer auch schon von Inneneinrichtung.
    Samstagmorgen war ich gerade mit dem Hausputz fertig, als Mimi anrief.
    »Ha, er hat angerufen. Hannes aus dem Vega , erinnerst du dich? Wir wollen heute Abend essen gehen – kommst du mit mir shoppen? Ich brauche definitiv neue Klamotten.«
    »Hey, das ist ja super. Klar komme ich mit, treffen wir uns in einer halben Stunde am Brunnen in der Fußgängerzone?«
    Obwohl ich Mimi erst seit fünf Monaten kannte, waren wir beide schnell beste Freundinnen geworden. Das konnte man auch daran erkennen, dass wir beide wunderbar zusammen shoppen konnten, es funktionierte einfach zwischen uns.
    Im ersten Laden stolzierte Mimi in einem
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