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Dumpfbacken

Dumpfbacken

Titel: Dumpfbacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Klein
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fuhr ich erst ins Büro, um meine Tasche zu holen, und dann in meine Wohnung. Was sollte ich anziehen, und warum konnte ich mich nie entscheiden? Ich guckte meine Klamotten durch. Das dauerte. Am Ende entschied ich mich für eine enge, schwarze Dreiviertelhose, ein schwarzes Top mit Wasserfall-Ausschnitt und meine neuen roten Slingpumps. Die Haare steckte ich hoch, dazu kam ein Make-up, von dem ich hoffte, dass es elegant aussah. Mein Weg zur Haustür war etwas beschwerlich, diese neuen Schuhe waren zwar unglaublich, nur mit den zehn Zentimeter hohen Stiletto-Absätzen nicht gerade lauffreudig. Aber egal, ich hatte ja keine Wanderung vor mir.
    Während ich draußen auf Bernie und Mimi wartete, summte mein Handy. Ob Nick mich schon vermisste? Aber die Nachricht, die ich las, kam ganz sicher nicht von ihm. »Schöne Schuhe – aber auch gut zum Weglaufen? Wir sehen uns bald, GH .« Mir fiel vor Schreck fast das Handy aus der Hand, und meine Augen rasten wie wild hin und her. Von wo aus beobachtete er mich? Und wenn ich jetzt wegrannte, dann vielleicht genau in seine Richtung? Bevor ich hyperventilieren konnte, bogen Bernie und Mimi in meine Straße und hielten vor mir an. Ich riss die Beifahrertür auf und schrie: »Fahr, fahr, Mensch, jetzt fahr doch schon.«
    »Also wirklich.« Bernie guckte mich beleidigt an. »Was ist denn mit dir los? Wir sind keine fünf Minuten zu spät.« Auch Mimi warf mir fragende Blicke vom Rücksitz zu.
    »Oh Gott!« Ich atmete erstmal durch. »Es sind meine Nerven. Ich weiß auch nicht. Ich glaube, ich muss zur Kur.«
    »Ha«, lachte Mimi, »fast wäre ich drauf reingefallen. Du übst schon eine Rolle, stimmt’s? Du bist die Diva mit den angegriffenen Nerven, die in die Schweiz zur Erholung muss. Das war echt richtig gut.«
    »Toll, Alice«, lobte mich auch Bernie. »Du hast es drauf. Vielleicht wirst du gleich fürs Fernsehen entdeckt.«
    Wenn sie meinten. Meine Atmung wurde langsam wieder normal, aber so konnte es nicht weitergehen. Grusel-Gunther war noch durchgeknallter, als ich vermutet hatte. Er wusste, wo ich wohnte, er hatte meine Handynummer, und es machte ihm richtig Spaß, mir Angst einzujagen. Ich wollte gar nicht darüber nachdenken, was er sich als Nächstes ausdenken würde. Ich wusste nur, dass ich jetzt unbedingt mit Nick reden musste. Allein kam ich aus der Nummer nicht wieder raus. Mit diesem Vorhaben im Hinterkopf ging es mir schon besser. Nick würde sich um alles kümmern, und Grusel-Gunther würde mich in Zukunft in Ruhe lassen. Genau, das hätte mir auch schon früher einfallen können. Ich müsste ihm ja nicht in allen Details erzählen, wie meine Kreditkarte in das Haus von Hollerbeck gekommen war. Da würde mir schon etwas Harmloses einfallen. So, und jetzt konnte ich mich auch wieder auf unseren Ausflug in die Fernsehwelt freuen.
    Wir holten meine Mutter ab, die sich zur Feier des Tages auch ziemlich aufgerüscht hatte. Ihr Hut sah aus, als wollte sie damit zum Pferderennen nach Ascot fahren. Damit passte sie zu Bernie, der einen Gehrock trug und einen Spazierstock im Auto hatte. Bester Dinge machten wir uns auf den Weg. Der Drehort war ein altes Hotel, das etwas heruntergekommen aussah. Kaum hatten wir die Empfangshalle betreten, kamen uns zwei Schränke entgegen. Sie trugen Caps mit der Aufschrift »Security«. Was eigentlich unnötig war, denn von ihren Springerstiefeln über die Army-Hosen bis zu den Muskelshirts schrie alles an ihnen »Du kommst hier net rein«.
    »Hey, hier können Sie nicht rein. Wir haben hier eine geschlossene Gesellschaft«, versuchte einer der Schränke witzig zu sein.
    »Ich bin die Schwester von Melinda Wörthing«, trumpfte ich auf. »Sie hat uns eingeladen.«
    Er telefonierte kurz und erfuhr anscheinend, dass wir keine Spione von konkurrierenden Sendern waren.
    »Gut, aber Sie müssen erst durch den Sicherheitscheck. Ist Vorschrift«, sagte er und geleitete uns in einen Nebenraum.
    »Wieso das denn?«, fragte Mimi. »Wir sind keine Spione, wir haben nicht mal Kameras dabei.«
    »Und auch keine Waffen«, fügte Bernie hinzu.
    »Wir müssen sichergehen, dass Sie keine Lebensmittel einschleusen. Unsere Leute hier drinnen kommen mittlerweile auf die komischsten Ideen«, grinste der Schrank. Sie durchsuchten unsere Handtaschen ebenso wie sämtliche Taschen an unseren Jacken, Mänteln und Hosen.
    Bernie, Mimi und ich kamen problemlos durch den Check. Bei meiner Mutter sah das ganz anders aus.
    »Finger weg«, giftete meine Mutter, als

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