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Dumpfbacken

Dumpfbacken

Titel: Dumpfbacken
Autoren: Kerstin Klein
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ich habe es auch schon bei ihm versucht. Der Typ hat eine Freundin.« Sie zog einen Schlüssel aus ihrer Tasche, schloss die Tür auf und blieb neben Nicks Wohnung stehen. Die Tänzerin.
    »Ich weiß.« Gegen meinen Willen musste ich auch grinsen. Aber eine Frau, die solche Strähnchen und diese Stiefel hatte, konnte einfach nicht nur schlecht sein. »Sie sitzt vor dir.«
    »Ups.« Sie lachte. »Willst du bei mir warten? Wir scheinen ja den gleichen Geschmack zu haben.«
    Ihre Wohnung sah noch ziemlich nach frisch eingezogen aus. Bilder lehnten an den Wänden und überall standen Umzugskartons herum. »Komm mit in die Küche, das ist der einzige Raum, der schon fertig ist«, forderte sie mich auf. Wir setzten uns an den Küchentisch, und sie stellte sich vor.
    »Ich bin Jersey. Wollen wir einen Sekt trinken?«
    »Gute Idee. Ich bin Alice. Heißt du wirklich Jersey?«
    »Nee, leider nicht. Aber das ist mein Künstlername. Ich bin Tänzerin.«
    »Ist ja cool. Wo tanzt du denn?«, wollte ich wissen.
    »Och, kennst du bestimmt nicht, ist eher eine kleine Location. Heißt Bimbano .«
    »Klar kenn ich das. Sauberer Laden, Sex nur auf der Bühne, kein Puff.« Huch, das waren exakt die Worte von Brigitte Grudinski aus der Gropiusstraße gewesen. »Äh, hab ich mir sagen lassen«, fügte ich schnell hinzu.
    »Was willst du machen? Irgendwie muss man ja sein Geld verdienen, oder?«, seufzte sie. »Aber ich mache das nur so lange, bis ich einen Job als Tänzerin bekomme. Das ist ziemlich schwer, es gibt so viele von uns und nur wenige Jobs.«
    Wir unterhielten uns mindestens eine Stunde lang. Sie war nicht nur witzig und sehr unterhaltsam, sie kannte sogar den Besitzer vom Schuhladen. Und versprach mir dreißig Prozent auf die Stiefel.
    »Ich glaube, Nick ist jetzt zu Hause. Ich werd mal rübergehen«, verabschiedete ich mich von ihr.
    »Mann, hast du ein Glück. Der Typ ist der Hammer. Diese Augen und erst diese Figur«, schwärmte sie.
    »Keine Angst«, beruhigte sie mich, als sie meinen Blick sah. »Die Männer von meinen Freundinnen sind tabu. Und das sind wir doch jetzt, oder? Freundinnen?«
    »Freundinnen«, bestätigte ich.
    »Darauf müssen wir noch einen trinken«, sagte Jersey und machte die nächste Flasche Sekt auf. Wir redeten noch eine Weile und schafften dabei auch die zweite Flasche.
    Mir war etwas schwummerig, als ich bei Nick klingelte. Sekt auf leerem Magen vertrug ich wohl nicht so gut.
    »Süße, ich hab schon auf dich gewartet«, lächelte er und nahm mich in die Arme.
    »Ich auch auf dich, weissu? Schon lange, lange, lange.« Hicks. »Oh, ssuldigung. Hab wohl Sluckauf.«
    »Alice, bist du vielleicht ein ganz kleines bisschen betrunken?«
    »Nöö. Nur ein Schlückchen mit Jersey. Is deine Nachbarin und soo nett. Die steht auf dich, aber keine Angst. Is jetzt meine Freundin. Die tut dir nix.«
    Nick lachte. »Na, da bin ich ja beruhigt. Ich glaube, du solltest dich mal ein Stündchen hinlegen, oder?«
    Eine gute Idee. Statt einer Antwort ging ich direkt ins Schlafzimmer, fiel auf sein Bett und war weg.
    Drei Stunden später wurde ich wieder wach. Nach einer langen Dusche fühlte ich mich wieder einigermaßen nüchtern. Nick lag auf seinem Sofa und guckte Fußball.
    »Süße, perfektes Timing. Das Spiel ist gleich zu Ende. Geht’s dir wieder gut?«
    Ich machte ein schuldbewusstes Gesicht. »Also, immerhin muss das letzte Mal, dass ich mitten am Tag betrunken war, so lange her sein, dass ich mich nicht mehr daran erinnern kann. Tut mir leid.«
    Nick lachte. »Warum denn? Du warst niedlich.« Er zog mich zu sich aufs Sofa und küsste mich. »Bist du sicher, dass du nicht zu mir ziehen willst? Mein Bett war letzte Nacht verdammt kalt.«
    Ich küsste zurück. »Ich wärme es dir heute Nacht, okay? Morgen muss ich nicht arbeiten, wir machen einen Betriebsausflug zu Melindas Fernsehshow.«
    »Ich hoffe, die Leute da sind gut gegen Alice-Schäden versichert«, grinste Nick. Also wirklich, manchmal konnte man denken, er hatte einen verdammt schlechten Eindruck von mir.
    »Du bist ja nur neidisch. Du musst doofe Verbrecher jagen, während wir morgen richtig viel Spaß haben werden. Und jetzt hab ich Hunger.«
    Ich beobachtete ihn, während er am Telefon Pizza bestellte. Seine dunklen Haare waren etwas zu lang geworden und wellten sich im Nacken. Er lehnte entspannt an der Wand und guckte mich mit seinem Killerlächeln an, während er telefonierte. Jersey hatte recht. Ich hatte wirklich Glück.
    Am nächsten Morgen
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