Dumpfbacken
ihnen gutgeht.«
»Okay, aber keine Tricks«, warnte Albert und führte mich zur Tür. Hilfe hatte ich auch nötig, denn da nicht nur meine Arme, sondern auch meine Beine mit je einer Poolnudel gefesselt waren, konnte ich nur hüpfen. Und das mit diesen Schuhen. Ich hoffte, Toni filmte noch nicht.
»Eine Farce«, zischte die Frau. »Dynamit, als ob die Versager wüssten, wo man so was herbekommt.«
»Denk doch mal nach«, entgegnete der Mann, der wohl der Regisseur war. »Kannst du dir eine bessere Werbung für unser Format vorstellen? Weißt du, was wir hier für eine riesengroße, kostenlose PR gerade auf dem Silbertablett serviert bekommen? Tu so, als ob wir darauf eingehen.«
»Geht es Ihnen gut?«, fragte mich die Frau gelangweilt.
»Oh, ja, danke, ging mir nie besser«, antwortete ich, aber meine Ironie prallte an ihr ab.
»Gut, dann gehen Sie zurück auf Ihre Position.« Zu Albert sagte sie: »Ach, Albert, das ist ja alles so schrecklich. Die armen Geiseln. Aber wenn ihr darauf besteht, dann wird Toni jetzt eben filmen.«
Albert freute sich und baute sich vor Tonis Kamera auf. »Ich sag erst was, wenn die Kamera läuft. Ich bin ja nicht blöd«, machte er sich wichtig.
»Kamera läuft«, gab Toni zurück.
»Meine sehr verehrten Damen und Herren«, sprach Albert in die Kamera, »Sie sind jetzt live bei einer Geiselnahme dabei. Es war das letzte Mittel, auf das wir, die Kandidaten von Dick und Doof, zurückgreifen konnten. Wir werden hier gegen unseren Willen festgehalten. Wir bekommen kaum etwas zu essen. Ständig müssen wir in den Sportraum und demütigende Übungen machen. Wir sind am Ende unserer Kraft.«
Nicht nur das Team Grün im Raum applaudierte, auch von draußen hörte man Zustimmung vom Team Blau.
»Unsere Forderung lautet: Drei volle Mahlzeiten am Tag. Nicht mehr als eine Stunde Sport. Und die Strafaktionen müssen sofort aufhören. Wir wollen nicht länger mit Sahnetorten beschmissen werden oder in Gyros baden müssen. Sobald wir hier, live und mit Ihnen allen da draußen an den Fernsehschirmen als Zeugen, die Zusicherung bekommen, dass unsere Forderungen erfüllt werden, lassen wir die Geiseln laufen.«
Toni schwenkte mit seiner Kamera auf uns vier. Wir sahen einfach nur bekloppt aus in unseren Riesen-Shirts. Dazu kamen noch die Poolnudeln, die hinten mit Schnürsenkeln verknotet waren. Bernie kümmerte das nicht.
»Liebe Verantwortliche. Bitte, erfüllt den Kandidaten ihren Wunsch. Wir haben nicht darum gebeten, als Geiseln genommen zu werden. Wir haben gar keine Zeit für so was. Das war live vom Ort des Geschehens Bernie Bernstein vom Maklerbüro Haus im Glück . Sie finden uns direkt in der Fußgängerzone. Wir sind die Experten für Ihr neues Zuhause.«
»Und Inge Wörthing«, rief meine Mutter. »Wenn Sie eine Tupperparty planen, bin ich die Richtige für Sie. Rufen Sie mich an, ich stehe im Telefonbuch.«
»Hey, was soll das?«, regte Albert sich auf. »Ihr haltet gefälligst die Klappe. Denkt an das Dynamit unter euren Shirts.«
Die dünne Frau hatte recht. Es war eine Farce.
»Gut, gut«, beschwichtigte diese Albert. »Wir sind doch keine Unmenschen bei Dick und Doof . Wir wollen, dass ihr Spaß habt bei Dick und Doof . Wir erfüllen gern euren Wunsch. Überzeugen Sie sich selbst davon, liebe Zuschauer. Jeden Dienstag um 20.15 Uhr bei STB – Dick und Doof .«
Kaum war die Kamera aus, fuhr sie Albert an. »So, Schluss jetzt mit diesem Blödsinn. Eure Geiseln gehen jetzt nach Hause. Piet und ich werden heute Abend besprechen, wie wir den Sendungsablauf ändern. Und jetzt ab mit euch in den Sportraum, ihr traurigen Gestalten.«
Toni hatte die Kamera beiseitegelegt und befreite uns von den Poolnudeln. Albert und seine Mitstreiter guckten zufrieden. »Von mir aus, gehen wir eben in den Sportraum. Aber nur eine Stunde, hört ihr? Ihr habt es vor der Kamera versprochen.«
Alle Dicken verließen den Raum, und wir zogen unsere Sweatshirts wieder aus. »Ist doch super gelaufen«, freute sich Bernie. »Habe ich es euch nicht gesagt? Wir kommen alle ins Fernsehen, juhuu.«
»Super«, freute sich meine Mutter, »das wird eine Riesensache. Lasst uns sofort alle zu uns nach Hause fahren und gucken, ob schon was im Fernsehen darüber gebracht wird.«
Mimi und ich dackelten hinterher. »Meinst du echt, dass die das noch mal senden? Und wieso war das eine Live-Schaltung, braucht man dafür nicht mehr als nur eine Kamera?«
»Nee«, beruhigte ich sie. »Das war bestimmt nicht live,
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