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Dumpfbacken

Dumpfbacken

Titel: Dumpfbacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Klein
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sie an der Reihe war. »Ich will gar nichts schmuggeln. Ich habe nur ein bisschen Proviant für unterwegs dabei.« Mit diesen Worten förderte sie drei Mars-Riegel, eine Tüte Gummibären, eine Tupperdose voller Brote und vier Äpfel aus ihrer großen Handtasche hervor.
    »Das dürfen Sie nicht mit reinnehmen. Zu Ihrer eigenen Sicherheit«, bekam sie zu hören. Meine Mutter warf den beiden noch einen bösen Blick zu und gab dann alles ab.
    Ein Mädchen von höchstens zwanzig erwartete uns schon. »Herzlich willkommen bei STB . Ich bin Carmella. Melinda dreht gerade, wollen Sie so lange das Team Grün begrüßen?«
    Und ob wir das wollten. Mimi und ich stöckelten voraus, uns folgte Bernie, der bei jedem Schritt seinen Spazierstock schwenkte, und den Schluss bildete meine Mutter, die mit ihrem großen Hut gerade ein Bild von der Wand fegte. Carmella zuckte kurz zusammen, sagte dazu aber nichts.
    »Hier sind die Unterkünfte von Team Grün.« Carmella führte uns in einen Gemeinschaftsraum, in dem elf ziemlich übergewichtige Frauen und Männer uns hasserfüllt entgegenblickten.
    »Ähm, Leute, seid friedlich«, bat Carmella. »Die Familie von Melinda möchte euch besuchen.« Ängstlich sah sie uns an. »Ähm, ich geh dann mal wieder, hab noch zu tun«, nuschelte sie und verschwand.
    »Hallo«, rief meine Mutter fröhlich in den Raum. »Na, ist das nicht ein Riesenspaß hier?«
    Die Menge murrte. »Ein Spaß?«, schrie ein Mann im schwarzen Jogginganzug meine Mutter an. »Es ist überhaupt kein Spaß. Es ist die Hölle. Und Ihre Tochter ist die Schlimmste von allen.«
    Auch seine Mitstreiter hatten uns eine Menge mitzuteilen. Es flogen Wörter wie »Ein verdammtes Bootcamp, das ist das hier« oder »Nicht mal in Guantanamo kann es so schlimm sein wie hier«.
    Der Mann im Jogginganzug kam drohend näher. »Ihre Tochter ist eine Sadistin, jawohl, das ist sie. Wir haben Hunger. Wir wollen nicht mehr trainieren. Wir wollen essen.«
    Meine Mutter und auch wir guckten ratlos. »Ja, aber«, versuchte ich es, »das ist doch eine tolle Chance hier für Sie. Sie haben doch bestimmt schon einige Kilos abgenommen, oder?«
    »Na und? Ist mir scheißegal. Ich will einfach mein Leben wiederhaben. Aber die lassen uns nicht raus. Wer von uns jetzt abbricht, muss hunderttausend Euro Vertragsstrafe zahlen. Sehen wir so aus, als ob wir hunderttausend Euro hätten?«
    Keine Frage, die Menge war verbittert.
    Nun schaltete sich auch Bernie ein. »Aber, aber, Herrschaften. Kein Grund, die Contenance zu verlieren. Wir lassen Sie jetzt lieber allein, und Sie beruhigen sich wieder.«
    Wir wandten uns zur Tür, doch da saßen nun drei Frauen, von denen jede nicht weniger als hundertfünfzig Kilos wiegen konnte, vor. »Versucht doch mal, an uns vorbeizukommen«, grinste eine davon hämisch. »Mitgefangen, mitgehangen. Wenn ihr denkt, ihr könnt uns hier bestaunen wie die Tiere im Zoo und dann wieder abhauen, habt ihr euch getäuscht.«
    »Genau«, rief eine andere. »Und die Freunde von Melinda sind unsere Feinde, stimmt’s?«, fragte sie in die Menge.
    Die Stimmung war nicht die beste. Gerade als ich mit netten Worten und viel Verständnis die drei Frauen dazu bringen wollte, uns wieder rauszulassen, kam meine Mutter in Fahrt.
    »Diesen Blödsinn hör ich mir nicht an. Meine Tochter ist ein gutes Mädchen. Ist doch nicht ihre Schuld, wenn ihr alle hier euch jahrelang gemästet habt. Ihr solltet Melly dankbar sein für ihre Hilfe.«
    Das war die falsche Taktik. Die Stimmung sackte noch mehr in den Keller. Der Mann im Jogginganzug, anscheinend der Anführer, sah uns nachdenklich an und kam zu einem Entschluss.
    »Eigentlich ist es sehr gut, dass ihr hier seid. Durch euch können wir die Welt da draußen über die Zustände hier informieren. Achtung!«, heizte die Gruppe an. »Wir sind jetzt die Bewegung Freiheit für die Dicken . Und Leute – wir haben hier vier Geiseln. Nun haben wir die Macht. Packt sie euch!«
    Jeweils zwei Dicke hielten uns fest, während der Jogginganzug weitere Befehle brüllte. »Angela, Betty, Gundi. Ihr schiebt drei Tische nach dahinten.« Er zeigte auf eine Ecke in dem Raum. Die drei Frauen, die die Tür blockiert hatten, erledigten begeistert ihre Aufgabe. »Und jetzt? Können wir sie jetzt fesseln? Geiseln werden immer gefesselt.«
    »Lasst mich überlegen. Also, ihr setzt euch jetzt da in die Ecke«, wies er uns an. Blieb uns leider nichts anderes übrig, da die drei Frauen nun mit in die Hüften gestemmten Armen

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