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Duncans Lady

Duncans Lady

Titel: Duncans Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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Fingern.
    Duncan empfand mehr als Traurigkeit. Vor zwei Wochen hatte Mara vorausgesagt, dass Fergus sterben würde. Und in der letzten Nacht war Vollmond gewesen. Er wusste es, weil er wach gelegen hatte und ihn durch die dünnen Vorhänge in seinem Schlafzimmer angestarrt hatte.
    „Das ist Zufall.“ Er stand auf und ging um seinen Schreibtisch herum.
    „Zufall?“ Andrew schüttelte den Kopf. „Es ist niemals ein Zufall, wenn jemand stirbt, Dunc. Wir müssen alle sterben. Es ist unausweichlich. Nicht einmal die Amerikaner haben herausgefunden, wie sich das vermeiden lässt. Fergus’ Zeit war abgelaufen. Das ist alles.“
    Duncan erklärte nicht, was er gemeint hatte. Er hatte niemandem etwas von Maras Prophezeiung erzählt. Es war zu verrückt gewesen, und er hatte sich über sich selbst geärgert, weil er auf sie zugegangen war und sie zu der Aussage provoziert hatte. „Erzähl mir nicht, dass du an so etwas wie Schicksal glaubst, Andrew. Glaubst du etwa, da sitzt jemand mit einem Wecker und einem Gong oben in den Wolken und wartet auf den vorherbestimmten Zeitpunkt, an dem wir unser Leben aushauchen?“
    „Wenn du es so ausdrückst, klingt es natürlich ziemlich albern.“ Andrew schlug Duncan auf die Schulter. „Du scheinst es schwerer zu nehmen, als ich dachte. Dabei hast du den alten Fergus doch kaum gekannt.“
    „Es kommt nur so überraschend, das ist alles.“
    „Ich bin nur für ein paar Tage zu Hause. Hast du Lust auf eine Partie Billard?“ Andrew arbeitete auf einer Ölbohrplattform in der Nordsee. Den größten Teil des Jahres kam und ging er, wie sein Dienstplan es ihm vorschrieb, aber im Sommer blieb er in Druidheachd und führte die wenigen Touristen, die sich hierher verirrten, hinaus zum Loch Ceo, wo sie nach dem ortsansässigen Ungeheuer Ausschau hielten.
    „Hast du zufällig gerade deinen Lohn bekommen?“, fragte Duncan.
    Andrew grinste. „Wie kommst du bloß auf so einen Gedanken?“
    Duncan lächelte ebenfalls. Andrew hatte es schon immer geschafft, ihn zum Lächeln zu bringen. „Sorry, aber ich muss jedes Pfund in diese Bruchbude hier stecken. Wenn ich nicht bald den Klempner kommen lasse, kann ich hinter dem Kutschenhaus ein Plumpsklo aufstellen und das Hotel als authentisches Relikt des alten Druidheachd anpreisen.“
    „Ich spiele gegen dich, für einen kleinen Schluck und das pure Vergnügen, dich zu schlagen.“
    Duncan schaute auf die Uhr. „Ich kann nicht. Ich habe April versprochen, dass wir heute in unserer Wohnung zu Abend essen, damit wir ihren Geburtstag planen können. Am Wochenende wird sie sieben.“
    „Ach, wenn sie nur zwanzig Jahre älter wäre! Dann würde ich glatt an ihre Tür klopfen.“
    „Und ich würde auf der anderen Seite mit einem Gewehr stehen.“
    Nachdem Andrew gegangen war, wirkte der Raum leer. Er erfüllte jedes Zimmer, das er betrat, mit seinem angenehmen Humor und seinem Übermut. Vom Moment seiner Geburt an hatte er andere für sich eingenommen. Er war ein sehr niedliches Baby gewesen, das viel lachte und jedem die schönsten Seiten des Lebens zeigte. Selbst Donald Sinclair, Duncans Vater, wurde ein anderer, warmherzigerer Mensch, wenn Andrew in der Nähe war.
    Duncan konnte sich nicht daran erinnern, dass Andrew ihm jemals schlechte Nachrichten gebracht hätte. Aber heute hatte er es getan.
    Am Fenster blieb er stehen und starrte durch das alte, wellige Glas auf die Straße vor dem Hotel. Fergus Grant war tot, und Mara MacTavish hatte die Stunde seines Todes vorausgesagt. Duncan wusste, dass das Zufall war – dass es Zufall sein musste . Doch der merkwürdige Zeitpunkt von Fergus’ Tod rief ihm den Nachmittag bei Mara vor zwei Wochen wieder in Erinnerung.
    Angesichts ihrer Prophezeiung war er so verblüfft und verwirrt gewesen, dass er sie zuerst nur angestarrt hatte. Dann hatte ihn der Ärger gepackt.
    „Was zur Hölle soll das werden?“, hatte er gerufen. „Versuchen Sie mir weiszumachen, dass Sie wirklich so seltsam sind, wie man sich erzählt?“
    Ihr Blick war auf einen Punkt in der Ferne gerichtet. „Es ist mir egal, ob Sie mir glauben oder nicht. Es ist mir egal, was irgendjemand glaubt.“
    „Wenn Ihnen die Meinung anderer gleichgültig ist, dann sollten Sie vielleicht ein paar Ihrer Gedanken für sich behalten. Dann wird Sie auch niemand verurteilen. Aber Sie laden die Leute ja geradezu dazu ein, wenn Sie so verrückte Sachen behaupten.“
    „Verrückt?“ Sie erhob sich und sah ihn an. „Sie glauben also, ich sei nicht

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