Duncans Lady
ganz richtig im Kopf?“
„Was soll ich sonst glauben? Es ist schließlich alles andere als normal, die Todesstunde eines anderen Menschen anzukündigen.“ Er stand ebenfalls auf. „Immerhin waren Sie so vernünftig, Mrs. Grant nichts davon zu erzählen. Dafür sollten wir dankbar sein.“
„Es hätte ihr nicht geholfen, wenn ich es ihr gesagt hätte.“
„Genauso wenig bringt es, dass Sie mir davon erzählt haben. Außer, dass ich jetzt mehr denn je überzeugt bin, dass meine Tochter hier nicht gut aufgehoben ist. Es gab bereits eine abgedrehte Frau in ihrem Leben. Sie braucht ganz sicher keine zweite davon.“
„Abgedreht?“
Einen Moment lang hatte Duncan seine Worte bedauert, aber nur kurz. Es ergab keinen Sinn, um den heißen Brei herumzureden. „April ist im Moment sehr verletzlich. Das Letzte, was sie braucht, ist ein Vorbild, das glaubt, es könne in die Zukunft sehen. Was versprechen Sie sich von solchen Spielchen, Mara? Es müsste Ihnen doch klar sein, dass Sie mich damit nicht beeindrucken können.“
Sie hielt seinem Blick stand. Er sah Schmerz in ihren Augen, so tief, wie er ihn noch nie gesehen hatte. „Aye. Ich hätte es besser wissen müssen. Ich weiß nicht, warum ich es Ihnen erzählt habe.“ Dann glitt sie an ihm vorbei. Er sah ihr nach, als sie zwischen den Bäumen neben dem absurd primitiven Cottage verschwand, das sie ihr Zuhause nannte.
Das war das letzte Mal gewesen, dass er sie gesehen hatte.
Was mochte sie jetzt wohl denken? Wusste sie, dass Fergus Grant bei Vollmond gestorben war, genau, wie sie es prophezeit hatte? Sah sie die Ironie, oder glaubte sie, dass es ganz und gar kein Zufall war, sondern der Beweis, dass sie diese zweifelhafte Gabe besaß, die die Highlander ‚die Sicht‘ nannten?
Er sagte sich, dass es ihm egal war, aber er konnte Mara nicht aus seinen Gedanken vertreiben. Er erinnerte sich an den Schmerz, den er in ihrem Blick gesehen hatte. Als er sich vom Fenster abwandte, wusste er tief in seinem Inneren, dass sie nichts als Trauer empfinden würde, weil ihre Worte sich bewahrheitet hatten.
„Darf ich mir zum Geburtstag wünschen, was ich will?“
Duncan lächelte seine Tochter über den Esstisch an. „Alles, solange es vernünftig ist. Ich glaube, ich könnte mir kein Paar tanzender Elefanten leisten, oder einen Tiger, der an den Hotelgästen knabbert.“
April kicherte. „Und was ist, wenn ich etwas finde, das nicht so viel kostet?“
„Dann würde ich mich besonders freuen, es dir zu schenken.“
„Ich möchte ein Picknick machen.“
Fragend legte er den Kopf schräg.
„Ein Picknick mit dir … und Mara.“
Damit hatte sie ihn vollkommen überrumpelt. Er wusste nicht, was er sagen sollte.
„Ein Picknick, das den ganzen Tag dauert. In den Bergen. Und Guiser muss auch mitkommen.“
„Ich bin mir nicht sicher, ob wir das machen können.“
„Du hast gesagt, ich darf mir alles wünschen.“
Nur sechs Monate zuvor hatte Duncan gebetet, dass der Tag bald kommen möge, an dem April sich sicher genug fühlen würde, um sich selbst zu behaupten. Vor sechs Monaten hätte sie nicht gewagt, um ein Stück Brot zu bitten. Jetzt wusste er nicht, was er sagen sollte. Er durfte jetzt nicht Nein sagen. Zu lange hatte er auf diesen Beweis ihrer Eigenständigkeit gewartet. Dass April zu Mara ging, obwohl er es nicht wollte, war ein Zeichen gewesen, dass sie sich sicher genug fühlte, um sich das zu nehmen, was sie wollte. Und jetzt war sie so mutig, dass sie um mehr bat.
„Vielleicht will Mara nicht. Womöglich hat sie zuviel zu tun“, wandte er ein.
„Du kannst sie ja fragen!“
Er hatte ein paar harte, grausame Dinge zu Mara gesagt, und jetzt schämte er sich seiner Worte. Fergus’ Tod hatte seine Gefühle für ihre Prophezeiung nicht geändert. Aber er befürchtete, dass er sich recht schnell in einen Mann verwandelt hatte, der andere eher verdammte, anstatt den Versuch zu unternehmen, sie zu verstehen. Und er vermutete, dass Mara jetzt vor allem Verständnis brauchte, mehr noch als vor zwei Wochen.
Er schenkte sich Kaffee ein. „Ich werde sie fragen.“ Mara würde absagen, da war er sich sicher. Sie hatte keinen Grund, warum sie ihre Zeit mit ihm verbringen sollte. Doch wenn sie einwilligte, mitzukommen, hätte er die Gelegenheit, sie dabei zu beobachten, wie sie mit April umging. Das meiste von dem, was sie gesagt hatte, konnte er ignorieren, aber mit einer Sache hatte sie recht gehabt: Offensichtlich brauchte April etwas, das nur Mara
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