Duncans Lady
obwohl sie sich nicht sicher war, woran das lag. Fearnshader mit seinen mittelalterlichen Wasserspeiern und den düsteren Korridoren war ein Haus mit schrecklichen Geheimnissen. Aber es hatte auch Lachen in diesen Mauern gegeben, und das Gleichgewicht zwischen beidem bewahrte sie davor, die Fassung zu verlieren.
Sie mochte Iains Gäste nicht. Zuerst hatte sie gedacht, das Grauen, das in ihr wuchs, hätte etwas mit ihnen zu tun. Doch als der Abend sich dem Ende entgegenneigte, begriff sie, dass Martin und Nigel nur ein Teil des Problems waren. Ihre Gefühle hatten viel mehr mit Duncan zu tun.
„Morgen wirst du also Mr. Carlton-Jones das Hotel zeigen“, sagte sie im Auto, als Duncan sie zu ihrem Cottage brachte.
„Sieht so aus. Er schien sehr interessiert zu sein.“
Wie schon so oft wünschte sie, sie könnte Duncans Gedanken lesen. „Magst du ihn, Duncan? Hast du dich gut mit ihm unterhalten?“
„Er gefällt mir nicht.“
„Aber Geschäft ist Geschäft?“
Er warf ihr einen raschen Blick zu. Sie wurde jedoch aus seinem Gesichtsausdruck nicht klug. „Ich wusste nicht, dass man die Menschen mögen muss, mit denen man verhandelt.“
„Und es ist für dich auch kein Unterschied, dass es das Hotel deiner Familie ist, das du vielleicht verkaufst?“
„Anscheinend hast du dich auf den falschen Man of Midnight eingelassen. Du und Andrew würdet viel besser zusammenpassen.“
Verletzt zuckte sie zusammen und starrte aus dem Fenster in die Dunkelheit.
Er brach das Schweigen als Erster. „Es tut mir leid. Aber versteh doch, ich will mich nicht noch einmal schuldig fühlen. Ich habe vielleicht einen Käufer für das Hotel, und dafür habe ich gearbeitet, seit ich hierher gekommen bin. Also freue ich mich darüber. Vielleicht macht Martin mir gar kein Angebot, vielleicht doch. Aber ich will das Hotel auf jeden Fall verkaufen. Und ich werde die Dorfbewohner nicht fragen, ob ihnen die Nase des Käufers passt oder nicht.“
„Bedeutet es dir denn gar nichts?“
„Nein. Ebenso wenig wie Schottland.“
„Ich verstehe.“
Er schlug mit der Faust gegen das Steuer, hielt an der nächsten Ausweichstelle an und stellte den Motor ab. „Versteh doch, ich habe es nicht so gemeint. Ich wollte damit nicht sagen, dass es hier nichts gäbe, was ich will oder was mir wichtig wäre.“
„Aber genau so hat es sich angehört.“ Sie sah ihn immer noch nicht an.
Seine Stimme wurde weicher. „Du weißt, dass du mir wichtig bist, aber wir wussten beide, dass das passieren würde. Ich habe dir meine Absichten nie verheimlicht.“
„Das stimmt.“
„Ich würde dich mitnehmen, wenn du nur mitkommen würdest.“
„Du hast mich aber nie gefragt.“
„Weil ich die Antwort kenne.“
„Vielleicht. Aber vielleicht bildest du dir auch nur ein, ich würde nicht einmal in Erwägung ziehen, mit dir fortzugehen.“
„Würdest du denn mitkommen?“
Sie hörte ein Dutzend widersprüchlicher Botschaften aus seiner Frage heraus. Trotz ihres eigenen Schmerzes spürte sie seine Sehnsucht. Er war ein Mann, der tief in seinem Inneren sehr gefühlvoll war, auch wenn er es selbst kaum wusste. Er wollte und brauchte sie verzweifelt, auch das schwang in seiner Stimme mit. Doch da waren noch andere Botschaften. Angst. Misstrauen. Ein starrköpfiger Widerstand gegenüber dem, was er am nötigsten hatte. Er glaubte herausgefunden zu haben, was für sie beide das Beste war, und davon würde er sich nicht wieder abbringen lassen.
„Ich würde überall mit dir hingehen, wenn ich wüsste, dass du das wirklich willst“, sagte sie. „Aber ich werde dir nicht nachlaufen.“
Er berührte ihr Haar, als wollte er sie beruhigen. „Könntest du in New York oder London oder auch in einer kleineren Stadt wirklich glücklich sein? Was für ein Leben wäre es für dich, wenn die Eindrücke der Menschen um dich herum dich ständig überwältigten? Du wärst wie eine Gefangene.“
„Und was für ein Leben wäre es für dich , wenn keiner der Menschen um dich herum Eindrücke bei dir hinterlässt, weil es alles Fremde sind?“ Sie wandte ihm das Gesicht zu. „Ist das nicht auch ein Gefängnis, Duncan? Willst du wirklich die Menschen, die dich am meisten lieben, verlassen, um unter Menschen zu leben, die dich nicht einmal kennen?“
„Das machen Menschen die ganze Zeit. Sie wechseln ihre Jobs, ziehen um und schließen neue Freundschaften.“
„Und die neuen Freunde geben einem genauso viel wie die alten? Wirst du sie so lieben können wie
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