Dune 01: Der Wüstenplanet
Hawat gereizt. »Das ist überhaupt nicht die ...«
»Friede, Freund«, unterbrach ihn der Fremen sanft. »Was sagen eure Verwundeten dazu? Sind welche unter ihnen, die einsehen, daß euer Stamm Wasser benötigt?«
»Wir haben nicht über Wasser gesprochen«, sagte Hawat, »sondern ...«
»Ich kann euren Widerwillen verstehen«, unterbrach ihn der Fremen erneut. »Sie sind eure Freunde und gehören dem gleichen Stamm an. Aber – habt ihr Wasser?«
»Nicht viel.«
Der Fremen deutete auf Hawats Tunika und die Haut, die sich darunter abzeichnete. »In einem Sietch werdet ihr ein Blickfang sein, ohne eure Anzüge. Ihr müßt eine Entscheidung treffen, mein Freund.«
»Wir können mit eurer Hilfe rechnen?«
Der Fremen zuckte mit den Achseln.
»Ihr habt kein Wasser.« Er warf einen Blick auf die hinter Hawats Rücken liegende Gruppe. »Wie viele von euren Verwundeten würdet ihr hergeben?«
Hawat schwieg und starrte den Mann an. Als Mentat war es eine Kleinigkeit, zu erkennen, daß sie beide aneinander vorbeiredeten. Die Klänge der Worte wurden auf diesem Planeten in einer ganz anderen Art aufgefaßt.
»Ich bin Thufir Hawat«, sagte er dann, »und ich habe das Recht, für meinen Herzog zu sprechen. Ich will ein Abkommen mit euch treffen, das darauf hinausläuft, daß ihr meine Truppe so lange unterstützt, bis sie ihre letzte Aufgabe erledigt hat. Sie besteht daraus, daß wir einen Verräter fangen und hinrichten müssen.«
»Du verlangst, daß wir euch in einer Vendetta beistehen?«
»Die Vendetta werde ich selbst ausführen. Ich möchte von der Verpflichtung befreit werden, für meine Verwundeten zu sorgen.«
Der Fremen sah ihn ungläubig an. »Wie kannst du deinen Verwundeten gegenüber verpflichtet sein? Sie sind nur sich selbst verpflichtet. Das Wasser ist das Problem, Thufir Hawat. Und du verlangst von mir, daß ich dir diese Entscheidung abnehmen soll?«
Der Mann legte eine Hand auf die unter seiner Robe versteckte Waffe.
Hawat dachte erschreckt: Könnte das eine Falle sein?
»Was ist es, wovor du dich fürchtest?« fragte der Fremen.
Diese Leute mit ihrer schrecklichen Direktheit! Hawat sagte vorsichtig: »Auf meinen Kopf steht ein Preis.«
»Ah!« Der Fremen zog die Hand zurück. »Du dachtest, bei uns gäbe es so etwas wie Korruption? Du kennst uns wirklich nicht. Die Harkonnens haben nicht einmal genügend Wasser, um damit eines unserer kleinen Kinder zu kaufen.«
Aber sie hatten das Geld für einen Transport von mindestens zweitausend Kampfschiffen, dachte Hawat. Und diese Tatsache erschreckte ihn.
»Wir kämpfen beide gegen die Harkonnens«, sagte er. »Sollten wir deswegen nicht auch die Probleme teilen, die uns gemeinsam bedrücken?«
»Das tun wir«, erwiderte der Fremen. »Ich habe gesehen, wie ihr die Harkonnens bekämpft habt. Ihr wart gut. Ich habe mir mehr als einmal gewünscht, euch an meiner Seite zu sehen.«
»Sag mir, was ich für euch tun kann«, gab Hawat zurück.
»Wer kann das sagen?« seufzte der Fremen. »Die Streitkräfte der Harkonnens sind überall. Aber ihr habt noch immer keine Wasserentscheidung getroffen.«
Ich muß jetzt vorsichtig sein, sagte sich Hawat. Wir reden hier über eine Sache, die mir unklar ist.
Laut sagte er: »Bist du bereit, mir die Lage zu erklären?«
Der Fremen murmelte etwas Unverständliches und deutete dann mit ausgestrecktem Arm auf die nordwestlichen Felsklippen. »In der letzten Nacht haben wir euch über den Sand kommen sehen.« Sein Arm sank zurück. »Ihr seid zwischen den Dünen gelaufen. Ihr habt weder Destillanzüge noch Wasser. Ihr werdet es nicht lange machen.«
»Auf Arrakis muß man sich erst einstellen«, erwiderte Hawat.
»Richtig. Aber wir haben Harkonnen-Soldaten getötet.«
»Was macht ihr mit euren eigenen Verletzten?« fragte Hawat.
»Kann ein Mann nicht allein entscheiden, wann es für ihn noch eine Überlebenschance gibt?« stellte der Fremen die Gegenfrage. »Auch eure Verletzten wissen, daß ihr kein Wasser habt.« Er schüttelte den Kopf und schaute Hawat an. »Dies ist die Zeit, an der über das Wasser eine Entscheidung getroffen werden muß. Nicht nur die Unverletzten, auch die Verwundeten müssen sich Gedanken über die Zukunft des eigenen Stammes machen.«
Die Zukunft des Stammes, dachte Hawat. Der Stamm der Atreides. Irgendwie steckt Wahrheit darin. Er zwang sich zu der Frage, die ihn am meisten bewegte.
»Habt ihr eine Nachricht von meinem Herzog oder seinem Sohn?«
Der Fremen schaute mit einem
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