Dune 01: Der Wüstenplanet
Gerüchte.«
»Wir sind vierundsiebzig Leute«, sagte Halleck. »Wenn Sie uns ernsthaft auffordern, für Sie zu arbeiten, müssen Sie glauben, daß der Herzog nicht mehr lebt.«
»Man hat seinen Leichnam gesehen.«
»Auch den des Jungen – des jungen Herrn Paul?«
Halleck versuchte, einen Kloß in seiner Kehle hinunterzuschlucken.
»Nach den letzten Meldungen, die uns erreichten, soll er zusammen mit seiner Mutter in einem Wüstensturm verschollen sein. Das bedeutet, daß man nicht einmal mehr ihre Knochen finden wird.«
»Die Hexe ist also auch tot ... alle sind tot.«
Tuek nickte. »Und das Ungeheuer Rabban, so heißt es, wird erneut die Schalthebel der Macht auf Arrakis an sich reißen.«
»Graf Rabban von Lankiveil?«
»Ja.«
Es dauerte eine ganze Weile, ehe Halleck es schaffte, den plötzlich in ihm hochrasenden Anfall von Wut zu unterdrücken. Keuchend sagte er: »Mit Rabban habe ich noch eine persönliche Sache auszufechten ... ich schulde ihm noch etwas, was mit dem Schicksal meiner Familie zusammenhängt ...« Er strich mit einem Finger über die Narbe an seinem Kinn. »... und dafür ...«
»Man soll nicht alles auf eine Karte setzen, nur um voreilig eine Zeche zurückzuzahlen«, sagte Tuek. Er schaute einen Moment lang finster auf Halleck und studierte das Spiel seiner Gesichtsmuskeln.
»Ich weiß ... ich weiß ...« Halleck schnappte nach Luft.
»Sie und Ihre Leute können sich eine Passage verdienen, indem sie die Kosten abarbeiten. Es gibt eine Menge Orte, wo ...«
»Ich habe meine Männer aus ihrem Eid entlassen«, sagte Halleck. »Sie können jetzt eigene Entscheidungen treffen. Jetzt, wo ich weiß, daß Rabban hier ist, bleibe ich auf Arrakis.«
»Ich bin nicht sicher, ob wir Sie, in der Stimmung, in der Sie sich jetzt befinden, überhaupt gebrauchen können.«
Halleck starrte den Schmuggler an. »Sie trauen mir nicht?«
»N-nein.«
»Sie haben mich vor den Harkonnens versteckt. Meine Loyalität gegenüber dem Herzog basierte auf ähnlichem Verhalten. Ich will auf Arrakis bleiben. Bei Ihnen – oder bei den Fremen.«
»Ob man einen Gedanken ausspricht oder nicht«, sagte Tuek, »er ist vorhanden. Sie werden noch schnell genug herausfinden, wie eng sich das Leben der Fremen zwischen Leben und Tod abspielt.«
Halleck schloß kurz die Augen. Die Müdigkeit warf ihn beinahe von seinem Sitz. »Wo ist der Herr, der uns führt durch das Land der Wüsten und Höhlen?« murmelte er schwach.
»Gehe langsam vor, und der Tag der Rache wird kommen«, rezitierte Tuek. »Schnelligkeit ist der Wahlspruch des Shaitans. Betrachte deine Sorgen mit kühlem Blick. Drei Dinge sind es, die das Herz sich behaglich fühlen lassen: Wasser, grünes Gras und die Schönheit der Frauen.«
Halleck öffnete die Augen. »Ich würde es bevorzugen, das Blut Rabban Harkonnens fließen zu sehen.« Er starrte Tuek an. »Und Sie glauben, daß dieser Tag kommen wird?«
»Ich habe wenig damit zu tun, wie Ihr Morgen aussehen wird, Gurney Halleck. Ich kann Ihnen nur helfen, den heutigen Tag zu treffen.«
»Dann werde ich bleiben und Ihnen helfen. Bis zu dem Tag, an dem Sie mir sagen, ich solle mich aufmachen und Ihren Vater und all die anderen rächen, die ...«
»Hören Sie mir zu, Sie Kämpfer «, sagte Tuek. Er beugte sich über den Tisch nach vorn und zog den Kopf zwischen die Schultern. Das Gesicht des Schmugglers war plötzlich so dunkel wie ein regennasser Stein. »Das Wasser meines Vaters kaufe ich mir selbst zurück, mit meinem eigenen Messer.«
Halleck sah den Mann an und stellte fest, daß er in diesem Moment frappierend Herzog Leto glich: eine Führernatur, selbstsicher und sich dessen bewußt, was er wollte. Genau wie der Herzog – bevor er nach Arrakis kam.
»Wollen Sie, daß ich Ihnen dabei helfe?« fragte Halleck.
Tuek setzte sich zurück, entspannte sich und schaute ihn schweigend an.
»Sie halten mich für eine Kämpfernatur? « bohrte Halleck weiter.
»Sie sind der einzige von den Leutnants des Herzogs, dem die Flucht gelang«, meinte Tuek. »Sie kämpften gegen einen übermächtigen Gegner und sind ihm doch entkommen ... Sie besiegten ihn auf die gleiche Art, wie wir Arrakis besiegen.«
»Wie?«
»Wir leben hier in einem ständigen Kampf, Gurney Halleck«, erklärte Tuek. »Und unser Gegner heißt Arrakis.«
»Sie meinen, man sollte nicht gleichzeitig gegen verschiedene Feinde kämpfen?«
»Genau.«
»Ist es das, was die Fremen ausmacht?«
»Vielleicht.«
»Sie sagten eben, ich würde
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