Dune 01: Der Wüstenplanet
Muskel an Kynes' Kinn deutete an, daß er unter einer plötzlichen Spannung stand.
»Als Planetologe und Schiedsrichter bin ich direkt dem Imperium verantwortlich ... Mylord.«
Der Herzog lächelte grimmig. »Aber die Realitäten kennen wir ebenfalls alle beide.«
»Ich darf Sie daran erinnern, daß Seine Majestät meine Arbeit unterstützt.«
»Tatsächlich? Und worin besteht sie?«
In der kurzen Stille zwischen Frage und Antwort dachte Paul: Er geht diesen Kynes zu hart an. Dann warf er Halleck einen Blick zu, aber der musizierende Krieger starrte auf die öde Landschaft hinab.
Steif sagte Kynes: »Sie sollten eigentlich über meine Pflichten als Planetologe unterrichtet sein.«
»Natürlich.«
»Es dreht sich hauptsächlich um Wüstenbiologie und Botanik – aber auch geologische Arbeit. Bohrungen und so weiter. Die Möglichkeiten, einen Planeten zu erforschen, sind beinahe unendlich.«
»Beschäftigen sich Ihre Untersuchungen auch mit dem Gewürz?«
Als Kynes den Kopf wandte, erkannte Paul, daß er über diese Frage ungehalten war.
»Das ist eine ziemlich kuriose Frage, Mylord.«
»Gewöhnen Sie sich daran, daß Arrakis nun mein Lehen ist, Kynes. Die Methoden, die ich anwende, unterscheiden sich von denen der Harkonnens. Ich habe nichts dagegen, daß Sie das Gewürz untersuchen, solange sie mir die Ergebnisse nicht verschweigen.« Er sah Kynes kurz an. »Die Harkonnens haben diese Arbeit behindert, nicht wahr?«
Kynes sah ihn an, ohne eine Antwort zu geben.
»Sie können ruhig offen reden«, sagte der Herzog. »Sie brauchen nichts zu befürchten.«
»Der Kaiserliche Hof«, murmelte Kynes, »ist in der Tat sehr weit von hier entfernt.« Und er dachte: Was erwartet dieser weichhäutige Eindringling von mir? Hält er mich für einen solchen Narren, daß ich mit ihm zusammenarbeite?
Der Herzog grinste, achtete aber weiter auf den Kurs. »Ich entdecke einen Mißklang in Ihrer Stimme, Sir. Wir haben Arrakis mit einer ganzen Meute vordergründig gezähmter Mörder geradezu überflutet, nicht wahr? Und dennoch bilden wir uns ein, Sie müßten sofort erkennen, daß wir ganz anders sind als unsere Vorgänger, nicht wahr?«
»Ich habe zumindest die Propaganda gelesen, mit der Sie das Dorf und den Sietch überfluten lassen«, gab Kynes zurück. »Ihr müßt auf der Seite des guten Herzogs sein! – Ihre Propagandaabteilung ...«
»Jetzt reicht es!« bellte Halleck. Er wandte sich von dem Fenster ab und beugte sich vor.
Paul legte eine Hand auf Hallecks Arm.
Der Herzog sagte: »Gurney!« Er warf Halleck von der Seite einen Blick zu. »Vergiß nicht, daß dieser Mann lange unter den Harkonnens gelebt hat.«
Halleck lehnte sich wieder zurück. »Ach ja.«
»Ihr Hawat ist recht geschickt«, meinte Kynes, »aber seine Absichten sind sehr leicht zu durchschauen.«
»Sie wollen uns also die Basen zugänglich machen?« fragte der Herzog.
Kynes sagte kühl: »Sie gehören Seiner Majestät.«
»Aber Seine Majestät braucht sie nicht.«
»Seine Majestät könnte sie brauchen.«
»Ist Seine Majestät einverstanden?«
Kynes schaute Leto mißmutig an. »Arrakis könnte der reinste Garten Eden sein, wenn sich seine Herrscher darauf besännen, daß das Gewürz nicht das einzig Wichtige auf diesem Planeten ist!«
Er hat meine Frage nicht beantwortet, dachte der Herzog. Laut sagte er: »Wie kann man ohne Geld aus dieser Welt einen Garten Eden machen?«
»Was bedeutet schon Geld«, führte Kynes aus, »wenn man mit ihm doch nicht die Dienste erstehen kann, die man nötig braucht?«
Ah, jetzt! dachte der Herzog und sagte: »Darüber sollten wir ein anderes Mal diskutieren. Ich glaube, wir sind gleich über den Schildwall hinaus. Halte ich noch den richtigen Kurs?«
»Bleiben Sie drauf«, murmelte Kynes.
Paul sah aus dem Fenster. Unter ihnen blieben die zerklüfteten Felswände nun zurück und machten einer endlosen Dünenlandschaft Platz, deren Spitzen sich wie die Wogen eines Meeres über die Landschaft erstreckten. Hier und da ragten vereinzelte dunkle Punkte aus dem Sand, möglicherweise Felsen. In der hitzeflirrenden Luft war das nicht so genau zu erkennen.
»Gibt es Pflanzen dort unten?« fragte er.
»Ein paar«, gab Kynes zurück. »In dieser Zone existieren hauptsächlich kleine Gewächse, die wir Wasserstehler nennen, weil sie sich gegenseitig das Wasser entziehen und geringe Taumengen aufnehmen. Einige Teile der Wüste wimmeln beinahe vor Leben. Aber alles hat gelernt, sich den Lebensbedingungen hier
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