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Dune 02,5 - Stürme des Wüstenplaneten

Dune 02,5 - Stürme des Wüstenplaneten

Titel: Dune 02,5 - Stürme des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Herbert , Kevin J. Anderson
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sah sie die silbernen Kämme der Brecher. Die grollende und donnernde Brandung und das Klappern der vom Wasser bewegten Steine am Strand beruhigten sie mit ihrem stetigen Klang, der sich so sehr von dem Aufruhr unterschied, der andere Welten überflutete.
    Während seiner Jugend hatte Paul diesem sanften Flüstern der Meere Caladans gelauscht, und es hatte ihm ein Gefühl der Ruhe vermittelt, ein Gefühl für diesen Ort und seine Familiengeschichte. Als Muad'dib hörte er nun stattdessen das peitschende Zischen von Sandstürmen – Hulasikali Wala nannten es die Fremen, »der Wind, der Fleisch frisst.« Und er hörte die trotzigen Schreie fanatischer Heere ...
    Sie konnte sich nicht einreden, dass Pauls Priester versucht hätten, Caladan umzubenennen, ohne dass er zumindest implizit zugestimmt hatte. War er inzwischen wirklich zu einem so mächtigen Anführer geworden, dass seine Berater Angst davor hatten, ihm gegenüber offen zu sprechen?
    Oder hatte er gar keine echten Berater? Paul besaß die Kraft der Vorahnung. Er war der Kwisatz Haderach und verfügte über ein Wahrnehmungswissen, das Jessica nicht begriff. Aber machten solche Kräfte und Fähigkeiten ihn notwendigerweise unfehlbar! Immer wieder kehrte sie in Gedanken zu dieser Frage zurück, und sie überlegte, welchen psychischen Schaden das Wasser des Lebens ihm zugefügt haben mochte, bei dem Fremen-Ritual, das ihn für immer verändert hatte.
    Vor einer ganzen Weile hatte die Ehrwürdige Mutter Mohiam sie vor den Gefahren gewarnt, die diesem Kind innewohnten, dem übermenschlichen Kwisatz Haderach, der vor seiner Zeit auf der Bildfläche erschienen und der Kontrolle der Schwesternschaft entglitten war. Als die alte Frau Paul im Alter von fünfzehn Jahren geprüft hatte, war das mehr als nur ein Test gewesen. Was, wenn die Anschuldigungen der Bene Gesserit gegen ihn zutrafen? Was, wenn Jessica tatsächlich einen schwerwiegenden, katastrophalen Fehler begangen hatte, indem sie einen Sohn statt einer Tochter zur Welt gebracht hatte? Was, wenn er letztlich doch kein Messias war, sondern ein schrecklicher Irrtum ... eine Abscheulichkeit historischen Ausmaßes?
    Während sie in die Brandung hinabschaute, trieb eine blass phosphoreszierende Masse vorbei, ein Planktonklumpen, der in der Nacht leuchtete. Darüber schlugen Seevögel mit den Flügeln, ließen ihre fernen Schreie hören und stießen herab, um sich an den Fischen gütlich zu tun, die ihrerseits das Plankton fraßen. Ein weiterer leuchtender Fleck trieb heran, im Griff einer Strömung, die die beiden Klumpen aufeinander zubewegte und sie in einem Wirbel wechselnder Farben zusammenstoßen ließ.
    Der Anblick erinnerte Jessica an den Djihad ...
    Sie hatte Augenzeugenberichte von den Schrecken der Schlachtfelder studiert. Jessica konnte sich nicht mit dem Gedanken einlullen, dass sich die eifernden Anhänger ihres Sohnes seiner Kontrolle entzogen, dass Paul nichts von den Dingen wusste, die in seinem Namen geschahen. Er war persönlich dabei gewesen. Er hatte die Verbrechen beobachtet, und er hatte sich nicht dagegen ausgesprochen. Stattdessen hatte er seine Kämpfer angetrieben, sie inspiriert.
    »Hat Ihr Sohn vergessen, wer er wirklich ist?« Horvu hatte sie aus erschöpften, flehenden Augen angesehen, in der Erwartung, dass sie eine wahrheitsgemäße Antwort für ihn parat hatte. Aber sie wusste es nicht.
    Draußen auf der nahen Landzunge konnte sie ein Leuchtfeuer ausmachen, was sie an das kürzlich abgebrochene Fest des Leeren Mannes erinnerte. Ein Schauder lief ihr über den Rücken, als sie sich fragte, ob ihr Sohn der Leere Mann der hiesigen Legenden geworden war.
    Habe ich ein Ungeheuer geschaffen?
    Jessica schlief unruhig in dieser Nacht, und ihre Gedanken waren voller Sorgen, als ihr immer klarer wurde, was Paul guthieß und warum er das tat. Ein lebhafter Alptraum begann mit der realistischen Erinnerung daran, wie sie sich als junge Mutter in Pauls Schlafzimmer geschlichen und den fünfjährigen Jungen betrachtet hatte. Er schlief fest und sah so unschuldig aus, doch in ihm war ein dunkles Potenzial verborgen.
    Wenn sie gewusst hätte, dass dieser Junge zu dem Mann heranwachsen würde, der ganze Welten sterilisierte, an dessen Händen das Blut von Milliarden unschuldiger Menschen klebte, der einen Djihad anführte, dessen Ende nicht in Sicht war ...
    In ihrem Traum blickte die junge Mutter Jessica auf das schlafende Kind hinab und nahm ein Kissen. Sie drückte es auf sein Gesicht und hielt es

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