Dune 02,5 - Stürme des Wüstenplaneten
zusammengeflickte Mann auf einem Spezialstuhl saß. Rhomburs vernarbtes Gesicht konnte nicht mehr die ganze Spannweite menschlicher Emotionen zum Ausdruck bringen, doch nun wischte er sich eine Träne aus dem unversehrten Auge. »Bronso!«
Als er seinen Vater in so tiefer Verzweiflung sah, löste sich der größte Teil seiner Wut in Luft auf. Der bloße Anblick der Skulptur aus Narben und künstlichen Körperteilen, der seltsame Übergang zwischen Polymerflächen und natürlicher Haut, erinnerte Bronso daran, wie viel körperlichen und seelischen Schmerz sein Vater bereits hatte erdulden müssen.
Bronso stockte, aber er hatte immer noch etwas zu sagen, und seine Verzweiflung setzte sich über sein Mitgefühl hinweg. Während des vergangenen Jahres hatte er den Niedergang seines Vaters bemerkt, vor allem hinsichtlich des Respekts, den ihm einflussreiche Mitglieder der ixianischen Gesellschaft entgegenbrachten. Nach den ruhmreichen Geschichten hatte Prinz Rhombur früher erstaunlichen Wagemut und große Beharrlichkeit an den Tag gelegt, als er ins Exil geflohen war, um den Kampf gegen die Invasoren von Tleilax fortzusetzen. Oder waren es nicht mehr als Geschichten? Jetzt empfand Bronso nur noch Verachtung für ihn. Rhombur war in seinen Augen kein Held mehr.
Es platzte aus ihm heraus. »Alle Leute trampeln auf dir herum. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen.«
Rhomburs synthetische Stimme gab einen ungewöhnlichen Laut von sich, ein Summen tief in der Kehle. Er schien zu müde zu sein, um sich zu rühren. »Die Schwestern sagten, dass sie helfen können. Was hätte ich sonst tun sollen?«
»Sie haben gesagt, was du hören wolltest – und du hast es ihnen geglaubt!«
»Bronso, das verstehst du nicht.«
»Ich verstehe, dass du schwach und antriebslos bist. Wird noch irgendetwas übrig sein, wenn meine Zeit gekommen ist, Graf zu werden? Oder haben die Technokraten uns dann längst ermordet? Warum lässt du sie nicht verhaften? Du weißt, dass Avati schuldig ist, aber du hast ihn einfach laufen lassen.«
Rhombur erhob sich halb von seinem Stuhl und verzog wütend das Gesicht. »Du bist aufgebracht, deshalb weißt du nicht, was du sagst.« Entmutigt verschränkte er die Hände und streckte die künstliche Haut. Er zögerte, als hätte er Angst weiterzusprechen, bis er schließlich sagte: »Äh, es gibt da noch etwas, das ich dir erzählen wollte, aber deine Mutter und ich haben irgendwie nie den richtigen Zeitpunkt dafür gefunden. Es tut mir leid, dass ich es dir so lange vorenthalten habe. Jetzt bist du alles, was mir noch geblieben ist – bis es deiner Mutter wieder besser geht.«
Mit einer unangenehmen Vorahnung ging Bronso unbeholfen in Abwehrhaltung, um seine Gefühle zu schützen. »Was? Was gibt es, das ich nicht weiß?«
Rhombur sackte wieder auf seinem Spezialstuhl zusammen. »Nachdem mein Körper weitgehend zerstört wurde, konnte ich keine Kinder mehr zeugen, und ich hatte jede Hoffnung auf einen Erben des Hauses Vernius verloren. Tessia hätte zur Schwesternschaft zurückkehren und die Konkubine irgendeines anderen Adligen werden können.« Seine Stimme stockte. »Doch sie blieb bei mir und bestand darauf, dass wir heiraten, obwohl ich ihr nichts mehr bieten konnte. Es gelang uns, die Tleilaxu zu vertreiben und Ix wieder unter unsere Kontrolle zu bringen, aber ich brauchte trotzdem einen Erben, wenn das Haus Vernius nicht von der Bildfläche verschwinden sollte. Also haben wir ...«
Er hielt inne und zwang sich dann zum Weitersprechen. »Weißt du, ich hatte einen Halbbruder ... Vor langer Zeit brachte meine Mutter ein Kind zur Welt, als sie eine Hofkonkubine des Imperators Elrood IX. war, bevor sie deinen Großvater heiratete. Wir waren zumindest zur Hälfte von gleicher Abstammung, also hat Tessia ... sie erhielt, nun ja, eine genetische Probe. Und mit meiner Einwilligung hat sie sie benutzt.«
»Benutzt? Wovon redest du?« Warum konnte sein Vater sich nicht klar ausdrücken?
»Auf diese Weise wurdest du gezeugt. Ich konnte kein eigenes ... Sperma dazu beitragen, aber ich konnte meinen Segen geben. Künstliche Befruchtung.«
Bronso hörte ein Donnergrollen in seinem Kopf. »Du willst mir damit sagen, dass du nicht mein leiblicher Vater bist. Warum sagst du das? Und warum erzählst du es mir erst jetzt?«
»Es spielt keine Rolle, weil du mein Erbe bist. Über meine Mutter, Lady Shando Balut, gehörst du trotzdem zu meiner Blutlinie. Ich liebe dich genauso, als wärst du ...«
Bronso fühlte
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