Dune 02,5 - Stürme des Wüstenplaneten
Stokiah benutzte ihre Macht wie ein Meisterjongleur, der die Menschen im Publikum beeinflussen konnte, indem er ihren Herzschlag vor Angst aussetzen ließ oder ihnen die Tränen aus den Augen drückte.
Der winzige vernünftige Teil, der noch in Tessias Geist vorhanden war, bekräftigte, dass die Worte maßlos übertrieben waren, dass die Vorwürfe ungerechtfertigt waren. Sie klammerte sich an ihr Selbstbewusstsein, an ihre Liebe zu Rhombur, zu Bronso. Und dabei scheiterte sie auf ganzer Linie.
Eine tiefe Beklemmung legte sich um Tessia und würgte sie wie ein schwarzer Geist, als sie am Boden zusammenbrach. Sie konnte nichts mehr hören, doch die Worte hallten weiter in ihrer Erinnerung nach. Sie konnte sich nicht mehr bewegen, konnte nicht weglaufen, konnte nicht schreien. Sie versuchte, sich zurückzuziehen, um eine geschützte Zuflucht in ihrem Kopf zu finden, fest davon überzeugt, dass sie mehr davon nicht überleben würde.
Aber es ging weiter ... und weiter.
Dann bemerkte sie überrascht eine Pause, und sie konnte wieder etwas sehen. Stokiah stand an der Tür zu ihrem Zimmer, zum Gehen bereit. »Vergiss nie, dass du zur Schwesternschaft gehörst – mit dem Herzen, mit dem Geist, mit der Seele und mit dem Körper. Du lebst, um zu dienen. Lass dir das in deiner privaten Hölle durch den Kopf gehen.« Mit einer wegwerfenden Geste und einer letzten hervorgestoßenen Silbe ließ Stokiah die Vorhänge der Schuld wieder über Tessia fallen.
Mit mentalen Schreien stürzte sie tiefer und tiefer in sich hinein und versteckte sich in einem winzigen schwarzen Punkt des Bewusstseins. Doch selbst dort war Tessia nicht in Sicherheit.
Als er in ihre Gemächer zurückkehrte, fand Rhombur seine Frau am Boden liegend vor, bei Bewusstsein, aber ohne Reaktionen auf ihre Umwelt. Tessias Augen waren glasig und blicklos, ihre Haut zuckte und zitterte, als würden ihre Nerven wahllose Signale abfeuern. Er schüttelte sie, rief ihren Namen, erhielt jedoch keine Antwort.
Sie hatte sich zusammengefaltet wie ein sterbender Schmetterling. Rhombur hob sie auf, legte sie zurück aufs Bett und rief nach ärztlicher Hilfe. Er befahl die sofortige Abschottung des Großen Palais und ließ seine Wachen nach Assassinen suchen, weil er einen Giftanschlag befürchtete.
Dr. Yueh stürmte herein und überprüfte ihren Puls und ihre Hirnaktivität. Mit seiner Ausrüstung untersuchte er eine Blutprobe auf toxische Substanzen. »Ich kann keine Ursache für ihren Zustand feststellen, Mylord. Keine Kopfverletzung, keine verräterische Spur einer Nadel oder eines anderen bekannten Giftverabreichungssystems.«
Rhombur war wie eine heiß gelaufene Maschine, die kurz vor der Explosion stand. »Zinnoberrote Hölle, irgendeine Ursache muss es doch haben!«
Während weiterhin die Alarmsirenen heulten, eilten Vernius-Wachen in die fürstlichen Gemächer. Gurney Halleck traf mit Duncan Idaho ein, und wenig später gesellte sich eine sehr besorgt dreinschauende Jessica zu ihnen. Bronso kam zusammen mit Paul Atreides herbeigelaufen, und beide Jungen reagierten mit großer Sorge und Verwirrung, als sie Tessia sahen, die Zähne zusammengepresst, die Augenlider zuckend.
Ängstlich und wütend suchte Bronso nach naheliegenden Erklärungen. »Die Technokraten konnten mich nicht töten. Haben sie deshalb stattdessen meine Mutter angegriffen?«
Rhombur hatte die sabotierte Kletterausrüstung gesehen und vermutete, dass sie auf das Konto von Agenten ging, die für den Rat der Technokraten arbeiteten. »Ist das ein weiterer Anschlag gegen mich? Will man mich über meine Frau treffen?«
Yueh blickte von seinem tragbaren Diagnoseinstrument auf, das die Ergebnisse der Blutanalyse zeigte, schüttelte den Kopf und wiederholte: »Kein Hinweis auf eine Vergiftung.«
»Was sonst könnte sie in einen solchen Zustand versetzt haben?«, fragte Duncan.
Paul meldete sich zu Wort. »Vielleicht ein Lähmer oder Nervenschocker? Besitzt Ix irgendwelche neuen Waffen, die dafür verantwortlich sein könnten?«
Rhombur hatte das Gefühl, dass seine künstlichen Gliedmaßen jeden Augenblick den Dienst versagen würden. »Ich kenne nicht jedes Projekt, an dem meine Wissenschaftler arbeiten. Ich bekomme nur das Resultat zu sehen, wenn ein Gerät Marktreife erlangt hat. Aber ... ich muss zugeben, dass es möglich wäre.« Dann erhöhte er die Lautstärke seiner Stimme, bis die Fensterscheiben klirrten. »Bolig Avati soll kommen! Sagt ihm, dass sein Graf seine Anwesenheit
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