Dune 02,5 - Stürme des Wüstenplaneten
folgten sie zwei älteren Herren durch die Tür zum Salon und steuerten dann den mit Essen beladenen Tisch an. Sie bemühten sich, völlig gelassen zu wirken, füllten ihre Teller und setzten sich dann an einen leeren Tisch.
Sofort erschien ein magerer Wayku, dessen Augen von einer dunklen Sonnenbrille geschützt wurden. Er trug einen schwarzen Kinnbart im blassen Gesicht, Kopfhörer bedeckten seine Ohren, und Paul hörte, dass laute Geräusche daraus hervordrangen. Musik? Stimmen? »Dieses Büfett ist für eine Privatgesellschaft der MAFEA«, sagte der Steward kurz angebunden. »Sie beide gehören nicht zu dieser Gesellschaft.«
Bronso schnappte sich noch einen Bissen, bevor er aufstand. »Das war uns nicht bekannt. Sollen wir das Essen zum Büfett zurückbringen? Wir haben bisher kaum etwas davon angerührt.«
»Sie sind blinde Passagiere.« Die dunklen Gläser machten es unmöglich, den Gesichtsausdruck des Wayku zu deuten.
»Nein«, sagte Bronso. »Wir sind zahlende Passagiere.«
»Es ist meine Aufgabe, ungewöhnliche Dinge zu bemerken. Sie scheinen es sehr geschickt angestellt zu haben, an Bord dieses Heighliners zu gelangen.«
Bronso zog eine verärgerte Miene, als hätte der Steward ihn beleidigt. »Komm, Paul. Wir gehen.«
Dann vibrierte das Deck heftig, und sie verspürten einen kurzen Moment der Desorientierung. Die Miene des Wayku veränderte sich, und er stieß einen resignierten Seufzer aus. »Das waren die Holtzman-Triebwerke. Wir haben das System bereits verlassen, also hat es jetzt keinen Sinn mehr, Sie nach Ix zurückzuschicken. Es ist meine Aufgabe, für die Zufriedenheit der Passagiere und einen reibungslosen Ablauf der Reise zu sorgen.«
»Wir werden keine Schwierigkeiten machen«, versprach Paul.
»Nein, das werden Sie nicht, solange Sie sich an bestimmte Regeln halten. Ich habe nicht die Absicht, Sie zu verraten. Ich bin Ennzyn, einer der Chefstewards, und ich habe Arbeit für Sie beide. Wir leiden ein wenig unter Personalknappheit.« Er hob die dunkle Sonnenbrille, unter der blassblaue Augen zum Vorschein kamen. Sein Tonfall machte deutlich, dass den beiden Jungen keine andere Wahl blieb. »Ich brauche Helfer bei Reinigungsaufgaben.«
Paul und Bronso tauschten einen kurzen Blick aus und nickten dann.
»Essen Sie erst einmal auf.« Ennzyn schickte sie zu ihrem Tisch zurück. »Ich hasse Verschwendung. Wenn Sie fertig sind, zeigte ich Ihnen, wo Sie Ihre Sachen verstauen können.«
24
Ist es besser, angesichts einer Tragödie in seliger Unwissenheit zu bleiben oder sämtliche Einzelheiten zu kennen, auch wenn man nichts dagegen unternehmen kann? Diese Frage ist nicht einfach zu beantworten.
Herzog Leto Atreides
Als Rhombur Vernius auf einem geschlossenen Balkon des Großen Palais zu Jessica trat, öffnete der Graf den Mund, doch er brachte kein Wort heraus. Ihr war sofort klar, dass etwas Schlimmes passiert sein musste. »Sagen Sie es mir – was ist geschehen?«
»Die Jungen ... Bronso und Paul ... sie sind verschwunden!« Überstürzt gab er weitere Erklärungen ab. Doch als er fertig war, schüttelte er die Verwirrung ab und reckte die Schultern. »Ich habe Leto versprochen, auf Ihren Sohn achtzugeben. Falls ein Feind sie entführt hat oder ihnen gar etwas zuleide getan hat ...«
Jessica sammelte sich und sprach mit ruhiger, sachlicher Stimme, die Rhombur half, sich zu konzentrieren. »Es gibt mehrere Möglichkeiten. Am wahrscheinlichsten ist, dass jemand sie fortgebracht hat, dass sie sich verlaufen haben oder verletzt wurden oder aus eigenem Antrieb weggelaufen sind. Wie lange sind sie schon fort? Die ersten Stunden sind die kritischsten.« Als seine Gesichtszüge einzufallen schienen, erkannte Jessica, dass er ihr noch nicht alles gesagt hatte. »Jetzt ist der falsche Zeitpunkt für Geheimnisse, Rhombur – unsere Söhne werden vermisst!«
Mit tiefem Bedauern schilderte der Cyborg-Mann, wie er dem Jungen seine wahre Herkunft offenbart hatte – und wie wütend und bestürzt Bronso darauf reagiert hatte. Rhomburs Stimme zitterte. Nach dem Verlust seiner Frau war fraglich, wie viel der rekonstruierte Mann noch ertragen konnte.
Jessica half mit, im unteren Ausstellungssaal des großen Palais, der von transparenten Plazwänden umschlossen war, ein Notfallzentrum einzurichten. Kurz darauf fanden sich Gurney und Duncan ein, und beide schworen, nichts unversucht zu lassen, um die Jungen ausfindig zu machen. Gurney marschierte auf dem Schachbrettmuster des Bodens hin
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