Dune 02,5 - Stürme des Wüstenplaneten
Teil der Show zu sein, als namenloser Bühnenarbeiter hinter den Kulissen. Jetzt fand er sich hoch über der Bühne in einer Privatloge wieder, als Sohn eines Landsraads-Adligen, der auf Beharren der Gouverneurin Kio hin auf einem der besten Plätze im Hause saß. Er zappelte in der Gouverneursloge herum und fühlte sich wie ein Außenseiter.
Neben ihm saß sein Vater in einer förmlichen schwarzen Jacke, auf der das Falkenwappen der Atreides prangte. Die Gouverneurin hatte Paul eine ähnliche schwarze Jacke zur Verfügung gestellt. Jessica sah wunderschön aus in ihrem dunkelgrünen Kleid mit Eisdiamanten, die sehr denen ähnelten, mit denen das Kostüm von Rheinvar dem Großartigen verziert war.
Nachdem Paul die rätselhafte und uneindeutige Warnung Sieltos weitergegeben und dabei verraten hatte, dass die Gestaltwandler zuweilen in heimtückische Assassinenmorde verwickelt waren, hatte Herzog Leto eine finstere Miene gezogen und dann eine Nachricht an Gouverneurin Kio geschickt, in der er sie bat, ihre Sicherheitsvorkehrungen zu verstärken.
Doch Leto hatte beschlossen, sich nicht zu verstecken. »Es gibt immer Drohungen gegen uns, Paul, und dadurch dürfen wir uns nicht davon abhalten lassen, an die Öffentlichkeit zu gehen. Der Alte Herzog hat oft zu mir gesagt: ›Wenn die Angst über uns herrscht, dann verdienen wir es nicht zu herrschen.‹«
Paul saß schweigend in seinem Zimmer. Das Essen auf dem Tisch hatte er kaum angerührt, und es rumorte in seinem Magen. Es war schrecklich für ihn, seinen Vater, den er zutiefst bewunderte, zu enttäuschen. »Ich werde mich bessern, Herr. Ich verspreche es.«
»Das will ich hoffen.« Dann nahm Herzog Letos Gesicht einen sanfteren Ausdruck an. »Außerdem würde ich eine Vorstellung, die dir so wichtig ist, nicht verpassen wollen.«
Erstaunlicherweise wirkte der Herzog nun völlig entspannt und schien nichts zu fürchten, weshalb Paul ähnlich empfand. Als er und seine Familie am Theater eintrafen, fielen ihnen sofort die verschärften Sicherheitsvorkehrungen auf. Gouverneurin Kios rot uniformierte Wachen waren in höchster Alarmbereitschaft, untersuchten jeden, der das Gelände betrat, genauestens auf Waffen und schickten Suchtrupps in jede Ecke des Gebäudes. Natürlich waren Sielto und seine Gestaltwandler-Komplizen dazu in der Lage, wie jede beliebige andere Person auszusehen, aber zumindest war Paul dahingehend beruhigt, dass sie keine Waffen einschmuggeln konnten.
Unter ihnen im panoramischen Bühnenbereich sprang der lebhafte Anführer der Jongleurs auf die Bühne, als das Licht heller und von der kristallinen Architektur verstärkt und in Regenbogenfarben gebrochen wurde. Rheinvars Stimme hallte durch den Saal, der mit Tausenden von Zuschauern gefüllt war. »Jeder im Publikum ist unser Freund. Wir heißen Sie alle willkommen, um die jüngst vollzogene Verlobung der Gouverneurin Kio mit Preto Heiron zu feiern.« Er hob die Arme, um die Aufmerksamkeit der Zuschauer zu lenken, als wäre er die vorherrschende Gravitationsquelle im Raum.
Alra Kio erhob sich herrschaftlich von ihrem großen Sitz in der Mitte der Loge. Sie trug eine Tiara aus Goldfäden über dem dunklen Haar, und auf ihrem Kleid glitzerten dünne Bänder gewobenen Glases. Sie streckte die Linke aus, um Preto bei der Hand zu nehmen, und zog den muskulösen jungen Künstler auf die Füße. Ihr Liebhaber zeigte jugendliche Begeisterung und eine Spur Schüchternheit, während er sich vor der gewaltigen Menge verbeugte.
Als das Publikum applaudierte, spürte Paul, dass der Jubel nicht so überbordend war, wie er hätte sein sollen. Geflissentlich ließ Gouverneurin Kio sich nicht anmerken, ob ihr etwas auffiel, doch auf den Stehplätzen klangen ganze Abschnitte gedämpft.
Paul konnte nicht aufhören, über Sieltos seltsame Bemerkungen nachzudenken. Die feinen Sinne der Gestaltwandler mussten sie auf den Disput in Adelskreisen aufmerksam gemacht haben. Hatte man sie angeheuert, um einen weiteren »notwendigen Assassinenmord« zu begehen? Oder drohte eine ganz andere Gefahr?
Graf Rhombur Vernius saß zur Rechten der Gouverneurin in einem verstärkten Sitz. Förmliche Staatsgewänder und eine lockere Schärpe bedeckten die offensichtlichsten Prothesen, aber seine Narben ließen sich nicht verbergen. Die Motoren, die seinen Körper antrieben, brummten mit gezügelter Kraft.
Dr. Wellington Yueh, der stets auf seinen Langzeitpatienten achtgab, hatte einen Platz im rückwärtigen Teil der Loge, von wo
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