Dune 02,5 - Stürme des Wüstenplaneten
aus er Rhombur leichter beobachten konnte, obwohl er dadurch einen schlechteren Blick auf die Vorstellung hatte. Neben dem Grafen und Paul gegenüber saß Bronso, der begierig darauf wartete, dass die Darsteller die Bühne betraten. Er schien fasziniert von den Bühnenillusionen und den blendenden Lichtern, bei deren Aufbau er mitgeholfen hatte.
Den subtilen Anzeichen in Gesichtszügen und Körpersprache, die zu erkennen seine Mutter ihm beigebracht hatte, konnte Paul entnehmen, dass sowohl Bronso als auch sein Vater erschöpft waren. Obwohl er ihre Diskussionen nicht verfolgt hatte, konnte Paul sich vorstellen, wie ausgelaugt die beiden sich fühlen mussten. Ihre Vater-Sohn-Beziehung hatte sich in einen Hurrikan verwandelt, ihre Bindung zueinander war verdreht und zerrissen und anschließend als brüchige Konstruktion wiederhergestellt worden, die erst mit der Zeit erstarken würde.
Der Rotschopf warf einen Blick zu Paul und wandte sich dann ab, offenbar peinlich berührt und voller Scham. Rhombur wirkte vor allem wütend auf Bronso, weil er Herzog Letos Sohn in Gefahr gebracht hatte, und nicht so sehr wegen der Risiken, die der Junge selbst eingegangen war.
Nachdem der Anführer der Jongleurs mit seiner Ankündigung fertig war, liefen die Gestaltwandler auf die Bühne. Sie waren mit voluminösen, bunten Kostümen herausgeputzt, bei denen es sich um alberne Übertreibungen von Adelsmoden handelte. Ihre Frisuren waren noch einmal halb so groß wie sie selbst, und sie trugen Ärmel, deren offene Aufschläge groß genug waren, um ganze Kleinkinder darin einzuwickeln. Die Luft schimmerte, und die Holo-Kulissen verfestigten sich und erzeugten eine durchscheinende Illusion, durchdrungen von den hellen Reflexionen der Kristallfacetten.
Eine Nebelmaschine spuckte Wolken wogenden Dunstes in den oberen Bereich des Saals, um Gewitterwolken zu simulieren. Weißes Licht und Laserstrahlen blitzten auf und wurden von den Spiegeln hin und her geworfen, so dass sich ein wunderschönes Lichtgewebe ergab. Mit donnernder Stimme rief Rheinvar seinen Darstellern zu: »Worauf wartet ihr? Lasst die Show beginnen!«
Zwei der agilsten Artisten breiteten die riesigen gefiederten Kostümschwingen aus und sprangen von hohen durchsichtigen Gestellen, getragen von den Suspensoren in ihren Anzügen. Sie stießen wie Falken zur Bühne hinab, dann zogen die geflügelten Darsteller wieder in die dichten Wolken hoch, gefolgt von einem Geflecht von Lichtstrahlen, das ein Netz in die Luft zeichnete. Die Menge schnappte nach Luft und applaudierte laut.
Paul, der die technischen Aspekte der Vorführung bewunderte, schaute mit zusammengekniffenen Augen auf die Spiegelarrangements, die er und Bronso installiert hatten. Sein Blick folgte den Verbindungslinien, und er dachte an das Muster, das er mehrmals überprüft hatte. Es war ein kompliziertes Netzwerk, komponiert aus zahlreichen Lichtfäden, doch Paul war sehr sorgfältig gewesen, als er das Gitter eingerichtet hatte, und er erinnerte sich an jeden einzelnen Schritt dieses Vorgangs.
Doch langsam spürte er, dass etwas nicht ganz stimmte. Er und Bronso hatten sich genau an Rheinvars Anweisungen gehalten: Sie hatten die Lichtwege geprüft, jeden einzelnen Spiegel ausgerichtet und die Reflexionen immer wieder nachjustiert. Er kannte jeden Faden des Musters, das sie festgelegt hatten, und die Positionen der fünf Verstärker.
Obwohl das erstaunliche Gewebe aus Licht wunderschön und schwindelerregend war, sah er, dass einige der Winkel nicht stimmten. Mehrere entscheidende Kreuzungen waren nicht an der richtigen Stelle. Niemandem sonst wäre es aufgefallen, doch Paul sah zusätzliche Strahlen, Knotenpunkte, die dort nicht hingehörten. Es war, als hätte er mit einem fünfzackigen Stern gerechnet und würde nun stattdessen einen sechszackigen sehen – nur dutzendfach komplizierter. Er versuchte Bronsos Aufmerksamkeit zu erregen, doch sein Freund saß am anderen Ende des Balkons und war völlig von der Vorstellung gefangengenommen.
Paul, dessen Puls sich beschleunigte, wandte seine Aufmerksamkeit wieder den Spiegeln zu, mit denen die prismatischen Wände übersät waren, um zu verstehen, was sich verändert hatte. Schon bald sollte eine der größten Eruptionen stattfinden, ein Fischernetz aus glühenden Lichtsträhnen, der Höhepunkt am Ende des ersten Akts.
Er fand keine andere Erklärung: Anscheinend war jemand dort hinaufgeklettert, hatte die Spiegelflächen bewegt und eine Zwischenstation
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