Dune 02,5 - Stürme des Wüstenplaneten
verstohlenen Assassinen.
Leto schüttelte den Kopf, und seine umwölkte Miene war voller Zorn. »Woher wusstest du das, Paul? Was hast du gesehen?«
Paul, der dort stand, wo sich der Stuhl der Gouverneurin befunden hatte, erklärte es, während er versuchte, Atem zu schöpfen. »Die Strahlenwege sind verändert worden, jemand hat Spiegel und Verstärker hinzugefügt. Mit seiner Architektur ist das Theater selbst zur Waffe geworden. Wenn du dir die Blaupausen des Aufführungsbereichs ansiehst, wirst du erkennen, was ich meine.«
Rhombur trat vor und grinste Paul an. »Zinnoberrote Hölle, gute Arbeit, junger Mann!«
Paul wollte nicht allen Ruhm für sich in Anspruch nehmen. »Bronso hätte es auch sehen können.«
Der andere Junge trat dicht an sie heran. Sein Gesicht war bleich, und er hatte die Augen aufgerissen. »Ich hätte früher darauf kommen müssen. Rheinvar hat uns von dem ursprünglichen Architekten erzählt, vom verlorenen Geheimnis des Theaters, das er mit ins Grab genommen hat. Das Scherbentheater wurde als Ansammlung von Fokuslinsen entworfen, um genau solche Mordanschläge zu ermöglichen. Offenbar ist das Geheimnis doch nicht ganz in Vergessenheit geraten.«
Rhombur klopfte Paul auf die Schulter, wobei er die Kraft seiner künstlichen Gliedmaßen gerade noch unter Kontrolle hielt. »Aber es war deine Leistung, junger Mann. Leto, sei stolz auf ihn!«
»Zweifle niemals an meinem Stolz auf meinen Sohn, Rhombur. Er weiß davon.«
Dann hielt der Cyborg-Graf inne, als würde etwas in seinem Hinterkopf nach Aufmerksamkeit verlangen. Ein Dutzend Wachen stöberte zwischen den Logensitzen herum, während andere bereits die Gouverneurin in Sicherheit gebracht hatten. Die Rufe und der allgemeine Tumult erzeugten eine ohrenbetäubende Geräuschkulisse, doch Rhombur konzentrierte sich weiter und brachte sein verstärktes Gehör zum Einsatz. »Hört ihr diese Vibration? Diesen hohen Ton?«
Nachdem man Paul darauf aufmerksam gemacht hatte, spürte auch er, dass die kristallinen Stützen des Balkons wie eine Stimmgabel vibrierten. »Eine Art Resonanz?«, fragte er. Plötzlich wurde ihm klar, dass die gesamte Struktur des Scherbentheaters darauf ausgelegt war, nicht nur Licht zu reflektieren und zu verstärken, sondern auch Schall.
Waren die Laser vielleicht nur eine Eröffnungssalve gewesen? Ein Auslöser, um die Vibrationen in den vielen Kristallschichten zu erzeugen, so dass die Töne hin und her reflektiert wurden, bis eine stehende Welle entstand? Der Schall würde sich weiter aufbauen, aber die Verzögerung würde ausreichen, um andere näher heranzulocken ...
Rhombur bewegte sich mit aller Kraft und Geschwindigkeit, die sein Cyborg-Körper aufbringen konnte. Er schob Bronso beiseite und stieß Paul ans andere Ende des Balkons. »Bewegung!«
Doch er selbst schaffte es nicht mehr. Der unsichtbare, aber mächtige akustische Hammer traf Rhombur mit der Kraft zweier kollidierender Heighliner, zerschmetterte ihn zwischen zwei zusammenschlagenden Schallmauern.
Er zerknitterte.
Die Echos der Entladung schmerzten Paul in den Ohren und ließen seinen Schädel dröhnen. Er stemmte sich auf Händen und Knien hoch und schaute sich um. Es hatte seine beiden Eltern getroffen. Jessica wankte desorientiert umher, aber sie war nicht schwer verletzt.
Paul war benommen, und in seinem Hinterkopf hielt das Dröhnen an. Eine Falle ... eine doppelte Falle. Erst der konzentrierte Strahl der gebündelten Laser, und wenige Augenblicke später eine Schallattacke. Mörderische Licht- und Ton-Angriffe.
Drei von Kios Wachen in der Nähe hatte es zerschmettert. Sie waren bereits tot, als sie zu Boden stürzten. Aber Rhombur ...
Trotz seiner künstlichen Verstärkungen, seines polymerbeschichteten Rumpfs und seiner Armprothesen war das Rückgrat des Grafen verbogen, als hätte ihn jemand an Schultern und Unterleib gepackt und ihn herumgedreht wie den Deckel eines widerspenstigen Behälters. Sein rechter Prothesenarm war eingeknickt. Blut strömte ihm aus Nase und Augen, und Blutergüsse verdunkelten seine Wangen unter der zerdrückten Haut.
»Rhombur!« Leto warf sich neben seinem Freund zu Boden, der im Zentrum der unsichtbaren Entladung gestanden hatte. »Yueh, helfen Sie ihm!«
Der Suk-Arzt hatte stets eine kleine Arzttasche für den Notfall dabei, aber nichts, was dieser Lage angemessen wäre. Er kniete sich neben die zerschmetterten Überreste seines wichtigsten Patienten.
Bronso ging in die Knie und schluchzte neben
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