Dune 02,5 - Stürme des Wüstenplaneten
Vorabend der Jongleur-Aufführung einlud, befahl Leto Paul, allein zu essen und über die Folgen seiner närrischen, kurzsichtigen Entscheidung nachzudenken, unabhängig davon, wie gut seine Absichten Bronso Vernius gegenüber gewesen waren.
Ganz allein im Gästequartier dachte Paul darüber nach, wie schwer sich Rheinvars Truppe abmühen musste, um das restliche Bühnenbild und die komplexen Spezialeffekt-Maschinen im Scherbentheater einzurichten. Die Artisten würden mehrere Proben machen. Paul sehnte sich danach, bei ihnen zu sein und ihnen zu helfen.
Doch etwas machte ihm Sorgen. Er hatte seinen Eltern nicht erzählt, dass es in der Jongleur-Truppe Gestaltwandler-Assassinen gab. Es handelte sich um die Art von Problem, die er am liebsten einfach vergessen hätte, denn wenn er die Sache erklärte, würde sein Vater wahrscheinlich noch wütender auf ihn sein und ihn noch schärfer kritisieren. Paul wusste nicht, wie er es in Worte fassen sollte, aber er würde einen Weg finden müssen, die Sache anzusprechen. Es gehörte nicht gerade zu den Idealen des Hauses Atreides, »notwendige Assassinenmorde« gutzuheißen.
Ein livrierter balutanischer Bediensteter erschien in der Tür. Er hatte ein Tablett mit Speisen in der Hand, die von den besten Köchen der Gouverneurin zubereitet worden waren. Die reichhaltigen Düfte, die von den abgedeckten Tellern aufstiegen, ließen Pauls Magen knurren. Der Bedienstete stellte das Tablett auf einen Tisch und nahm mit großer Geste die Abdeckung fort. Paul bedankte sich geistesabwesend, worauf der Mann sich aufrichtete und ihm in die Augen blickte. »Dank mir nicht zu früh.«
Sofort wachsam sah Paul, wie sich die einfachen Züge des Bediensteten veränderten und bekannte Formen annahmen. »Sielto?«
»So kannst du mich nennen.«
Paul nötigte ihn nicht zu einer eindeutigen Antwort. »Was führt dich zu mir? Ist mit Rheinvar alles in Ordnung?«
»Eine direkte Warnung würde gegen das Protokoll verstoßen, aber ...« Der Gestaltwandler zuckte mit den Schultern. »Ich habe beschlossen, in diesem Fall eine Ausnahme zu machen, da ich mich ohnehin schon dafür entschieden habe, mich einzumischen – einzugreifen –, als ich die Waykus über deine Identität und deinen Aufenthaltsort informiert habe. Daher wusste deine Familie, dass die Truppe nach Balut kommen musste.«
» Du warst das? Warum?«
»Weil ihr beiden euch in diesem Leben versucht habt, aber nicht hierhergehört. Du und dein Gefährte, ihr werdet Großes erreichen, aber nicht, wenn ihr bei einer umherreisenden Jongleurtruppe bleibt.«
Paul runzelte die Stirn. »Ich bin mir nicht sicher, warum du mir das erzählst.«
»Selbst ein Theaterstück enthält vielleicht mehr Dramatik, als man auf den ersten Blick erkennt.«
»Ein Theaterstück? Meinst du die morgige Vorstellung oder ...?«
»Alles ist Teil der Vorstellung, und niemand hat den kompletten Text.«
»Eine Warnung? Mehr Dramatik, als man auf den ersten Blick erkennt? Ist jemand in Gefahr?«
»Jeder ist in Gefahr, junger Mann, jeden Tag. Die Gefahr kann von überall kommen und jeden treffen. Sie kann in jeder Gestalt und in jeder Verpackung auftreten. Bleib einfach wachsam, junger Freund, obwohl du nicht im Text stehst.« Sieltos Gesicht nahm wieder das Aussehen eines balutanischen Bediensteten an, und er ging ohne ein weiteres Wort, obwohl Paul noch zahlreiche Fragen hatte.
Sieltos geheimnisvolle Worte schienen insgesamt keine ernsthafte Warnung zu sein. In Pauls Ohren klangen sie eher philosophisch. Aber Sielto war nicht gekommen, um nur mit Paul zu philosophieren. Da musste es noch mehr geben. Einen Text? Meinte er damit einen Plan?
Allein in seinem Zimmer blickte der junge Mann auf das Essen, das nun gar nicht mehr verlockend auf ihn wirkte. Thufir Hawat hatte ihm gesagt, dass er niemals in seiner Wachsamkeit nachlassen sollte, und diese Angewohnheit war Paul zur zweiten Natur geworden. Er hatte keine Ahnung, wie viele zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen Gouverneurin Kio treffen konnte. Obwohl er nichts Genaueres wusste, beschloss er, dass er seinem Vater von dieser Sache erzählen musste, auch wenn er sich keineswegs auf das Gespräch freute.
35
Während das Publikum von der Vorstellung gebannt ist, muss es sich fragen: Auf wessen Kosten amüsiert man sich hier?
Rheinvar der Großartige
Als die große Jongleur-Vorstellung im Scherbentheater begann, wogten die Emotionen in Paul. Noch vor ein paar Tagen hatte er damit gerechnet, selbst
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