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Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Titel: Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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auch von Tunnelwänden aus Felsgestein geschützt, das Gebiet bewässerte. Das Wasser kam aus gigantischen Windfallen, in denen es gesammelt wurde. Man hatte sie auf den höchsten Höhen der Felsenlandschaft aufgestellt. Und über allem flatterte das grüne Banner der Familie Atreides.
    Wasser und Vegetation.
    Das waren die neuen Symbole des Planeten Arrakis: Wasser und Vegetation.
    Von seinem Standort aus konnte Leto eine sich strahlenförmig ausbreitende Oase erkennen. In den Klippen unter ihm erklang die Glocke eines Nachtvogels. Mit ihr kam das Gefühl, als erlebe er in diesem Augenblick einen Moment wilder Vergangenheit.
    Nous avons changé tout cela, dachte er und verfiel automatisch in eine jener alten Sprachen, die nur er und Ghanima beherrschten. »Wir waren es, die all das verändert haben.« Er seufzte. Oublier je ne puis. »Ich kann es nicht vergessen.«
    Jenseits der Oase erstreckte sich das Land, das die Fremen ›die Leere‹ nannten, ein Gebiet, in dem nichts wuchs, das niemals fruchtbar werden würde. Aber das Wasser und die große ökologische Umwälzung würden auch dieses Problem in Angriff nehmen. Es existierten schon Gegenden auf dem Planeten, auf dem es größeren Bewuchs gab. Wälder auf Arrakis! Und es gab eine ganze Reihe von Angehörigen der jungen Generation, die es sich bereits nicht mehr vorstellen konnten, daß in diesen Zonen einst mächtige Dünen gewandert waren. Für die meisten dieser jungen Leute war nichts Schockierendes daran, die großen Ansammlungen von Regenbäumen zu betrachten. Selbst Leto stellte plötzlich fest, daß er in den Kategorien jener alten Fremen dachte, die allen Veränderungen gegenüber mißtrauisch geblieben waren und sich vor der Gegenwart und der Zukunft fürchteten.
    Er sagte: »Die Kinder reden davon, daß man in der Umgebung nur noch in den seltensten Fällen Sandforellen finden kann.«
    »Und was bedeutet das?« fragte Ghanima. Die Ungeduld war aus ihren Worten deutlich herauszuhören.
    »Daß die Dinge sich immer schneller verändern«, erwiderte Leto.
    Erneut erklang das Geräusch des Vogels aus den Klippen. Im gleichen Moment senkte sich die Nacht wie ein schwarzer Schatten über die Wüste herab. Es kam oft vor, daß mit dem Einbrechen der Nacht auch die Erinnerungen zahlreicher auf Leto einstürmten – als hätten sie alle nur auf diesen Augenblick gewartet. Ghanima schenkte diesem Phänomen nicht die gleiche Aufmerksamkeit wie er – dennoch spürte sie die Gründe seines Schweigens sofort. Mitfühlend legte sie eine Hand auf seine Schulter.
    Er entlockte dem Baliset einen wütenden Ton.
    Wie konnte er ihr nur beibringen, was mit ihm geschah?
    In seinem Kopf spielten sich Schlachten ab. Unzählige Leben gruben verschüttete Erinnerungen aus: gewalttätige Auseinandersetzungen, Liebeskummer, die Farben vieler Orte, unzählige Gesichter ... begrabene und vergessene Sorgen und alle möglichen Formen menschlicher Freude. Er hörte Elegien, die Planeten gewidmet waren, die nicht einmal mehr existierten, Trauermärsche und Feuerwerke, Wehklagen und freudige Ausrufe des Wiedersehens, war Zuhörer ungezählter Konversationen.
    Und am schlimmsten waren diese Anfälle, wenn man sie im Freien überstehen mußte.
    »Sollen wir nicht besser wieder hineingehen?« fragte Ghanima.
    Leto schüttelte den Kopf. Und die Art, wie er das tat, zeigte ihr, daß seine Schwierigkeiten viel größer waren, als sie bisher vermutet hatte.
    Warum drängt es mich so oft dazu, der Nacht hier draußen meinen Tribut zu zollen? fragte er sich. Er spürte nicht einmal, wie Ghanima die Hand zurückzog.
    »Du weißt genau, weshalb du dich auf diese Weise quälst«, sagte sie.
    Er hörte einen leisen Vorwurf in ihren Worten. Ja, er wußte es. Die Antwort lag offensichtlich vor ihm: Weil ich ein Spielball des in mir verborgenen Bekannten/Unbekannten bin. Die Vergangenheit zerrte an ihm, wie das Wasser an den Füßen eines Wellenreiters. Die Fähigkeit seines Vaters, die Zukunft vorherzusehen, hatte er nahezu auf jeden und alles angewandt, was seinen Weg gekreuzt hatte. Dennoch wünschte er sich, mehr über die Vergangenheiten zu erfahren, auch dann, wenn sie Gefahren für ihn erwachsen lassen konnten. Er war sich im klaren darüber, daß er Ghanima davon erzählen mußte.
    Unter dem gleißenden Licht des Ersten Mondes begann die Wüste zu leuchten. Er starrte auf die Bewegung vortäuschenden Sandausläufer hinaus, die sich in die Unendlichkeit erstreckten. Zu seiner Linken, in nicht

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