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Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Titel: Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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...«
    »Soll ich das so verstehen, daß niemand von euch Stilgar über den Weg traut?« fragte Jessica.
    Irulan war allerdings clever genug, um zu wissen, daß es besser war, auf eine Frage dieser Art keine Antwort zu geben. Sie war froh darüber, daß ihr priesterliches Gefolge, das seinen Unwillen kaum mehr zurückhalten konnte, sich nach vorne drängte. Einen schnellen Blick mit Alia wechselnd, dachte sie: Jessica ist so selbstbewußt und übermütig wie immer! Und sogleich rief sie sich ein Axiom der Bene Gesserit ins Gedächtnis: ›Es sind die Übermütigen, die um sich herum steinerne Wälle aufbauen, um dahinter ihre Zweifel und Ängste zu verstecken.‹
    Konnte dies auch auf Jessica zutreffen? Sicherlich nicht. Dann mußte ihr Verhalten lediglich eine Pose sein. Aber zu welchem Zweck? Die Frage verwirrte sie.
    Lärmend ergriffen die Priester von der Mutter Muad'dibs Besitz. Einigen von ihnen gelang es, Jessicas Arme zu berühren, die anderen verbeugten sich und grüßten sie. Zumindest die Führer der Delegation hielten sich höflich vor der Heiligen Ehrwürdigen Mutter zurück. Sie verhielten sich gemäß des Spruches ›Die Letzten werden die Ersten sein‹, lächelten höflich und erzählten ihr, daß die offizielle Opferzeremonie in der Kuppel von Pauls alter Festung für sie vorbereitet wurde.
    Jessica musterte die beiden und fühlte sich abgestoßen. Einer von ihnen, ein jüngerer Mann namens Jarvid, zeigte ein mürrisches Gesicht. Seine Wangen waren voll, und seine tief in den Höhlen liegenden Augen vermochten das Mißtrauen kaum zu verbergen. Der andere war Zebataleph, der zweite Sohn eines fremenitischen Naibs, den sie in den alten Tagen kennengelernt hatte. Allerdings war ihre Bekanntschaft damals zu kurz gewesen, als das sich dieser Mann noch an sie erinnern konnte. Auch ihn konnte man leicht einordnen: Lüsternheit paarte sich in ihm mit Gnadenlosigkeit. Er hatte ein schmales Gesicht, das von einem schütteren Bart umrahmt wurde. Der Mann strahlte eine Aura von geheimer Zügellosigkeit und nicht ungefährlichem Wissen aus.
    Dennoch hielt sie Jarvid für den Gefährlicheren. Er schien private Pläne zu verfolgen und war gleichzeitig anziehend und abweisend. Außerdem bediente er sich einer Sprache, die ihr seltsam vorkam: sie war voller alter Fremensprüche und vermittelte den Eindruck, daß er aus einem Gebiet stammte, in das der allgemeine Fortschritt bisher noch nicht Einzug gehalten hatte.
    »Erzählen Sie mir, woher Sie kommen, Jarvid«, verlangte Jessica zu wissen.
    »Ich bin nur ein einfacher Fremen aus der Wüste«, erwiderte der Mann.
    Jede einzelne Silbe, die er aussprach, strafte diese Aussage Lügen.
    Zebataleph mischte sich ungeniert in das kurze Gespräch ein und sagte höhnisch: »Wir werden viel über die alten Tage zu reden haben, Mylady. Ich war einer der ersten, müssen Sie wissen, der die Heilige Mission Ihres Sohnes verstand.«
    »Aber Sie waren kein Angehöriger seiner Fedaykin«, erwiderte Jessica.
    »Nein, Mylady. Ich war eher einer gewissen philosophischen Richtung verpflichtet. Ich studierte bei der Priesterschaft.«
    Und rettetest damit deine Haut, dachte Jessica.
    Jarvid sagte: »Man erwartet uns in der Kuppel, Mylady.«
    Erneut hatte sie den Eindruck, daß die seltsame Sprechweise des Mannes eine einzige nach einer Antwort harrende Frage sei.
    »Wer erwartet uns?« fragte sie.
    »Die ›Gesellschaft der Gläubigen‹; all jene, die sich bemühen, den Namen und die Taten, die Ihr Sohn vollbrachte, in gebührender Anerkennung zu halten«, sagte Jarvid.
    Jessica sah sich rasch um, stellte fest, daß Alia Jarvid zulächelte und fragte: »Ist dieser Mann einer deiner Günstlinge, Tochter?«
    Alia nickte. »Er ist dazu bestimmt, Großes zu vollbringen.«
    Da Jarvid offenbar keinen Wert darauf legte, derart im Mittelpunkt zu stehen, gab Jessica Gurney das Zeichen, daß er sich näher mit ihm befassen sollte. Er kam kurz darauf mit fünf Männern seines Vertrauens näher und gab bekannt, daß die gefangenen Zauderer gerade einer Befragung unterzogen wurden. Er bewegte sich mit der tänzelnden Eleganz einer Katze, ließ die Muskeln spielen, und die Blicke, die er nach rechts und links warf, zeigten an, daß er ein Muster an Aufmerksamkeit war und nichts seinen Augen entging. Gurney war ein Mann, der aus trainierten Reflexen bestand, ein Killer, und für manche Menschen eine Gefahr, die man nicht übersehen konnte. Dennoch liebte Jessica ihn, denn für sie war er mehr wert als

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