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Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Titel: Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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allzu weiter Entfernung, lag der Begleiter, eine Felsenerhebung, welche die Sand tragenden Winde zu einem Gebilde geformt hatten, das täuschende Ähnlichkeit mit einem einsamen, sich im Sande aufrichtenden Wurm aufwies. Eines fernen Tages würde die Felsenformation, auf der er sich nun befand, nicht anders aussehen. Der Sietch Tabr würde aufhören zu existieren und höchstens noch in den Erinnerungen von Menschen wie ihm fortleben.
    »Warum starrst du den Begleiter so an?« fragte Ghanima.
    Leto zuckte die Achseln. Obwohl ihre Leibwächter es verboten hatten, gingen sie oft zum Standort des Begleiters hinaus. Sie hatten das geheime Versteck eines Tages entdeckt, und jetzt wußte Leto auch, weshalb es sie immer wieder hierher zurückzog.
    Unter ihnen zog sich, von der Dunkelheit teilweise verdeckt, der im Mondlicht glänzende Streifen eines Qanats dahin; die Raubfische, die die Fremen darin ausgesetzt hatten, um das Eindringen von Sandforellen zu verhindern, verursachten auf der Oberfläche kräuselnde Bewegungen.
    »Ich stehe zwischen Fisch und Wurm«, murmelte Leto.
    »Was?«
    Er wiederholte es.
    Ghanima legte erschrocken die Hand an den Mund. Allmählich begriff sie, was in ihm vorging. Genauso hatte sich ihr Vater verhalten; ein kurzer Blick nach innen hatte ihr das klargemacht.
    Leto fröstelte. Erinnerungen brachten ihn an Orte, die seinem Bewußtsein unbekannt waren, erfüllten ihn mit Antworten, zu denen er nicht einmal die Fragen gestellt hatte. Wie auf einem gewaltigen inneren Bildschirm spielten sich vor ihm die Zusammenhänge unbekannter Geschehnisse ab. Der auf Arrakis beheimatete Sandwurm war unfähig, eine Wasserlinie zu überqueren, weil sie ihn vergiftete. Aber in prähistorischen Zeiten hatte es auf dieser Welt Wasser gegeben. Salzfunde bewiesen es: sie deuteten darauf hin, daß es in ihrer unmittelbaren Nähe einst Seen oder gar Meere gegeben hatte. Brunnen waren in tiefsten Tiefen gefunden worden, die nicht flossen, weil Sandforellen sie verstopften. Mit einer plötzlichen Klarheit, als sei er selbst Zeuge dieser Entdeckung gewesen, erkannte Leto, was mit dieser Welt geschehen war. Und dieses Wissen erfüllte ihn mit der Vorahnung dessen, was der menschliche Erfindergeist Arrakis noch antun würde.
    Seine Stimme war nur noch ein Flüstern, als er sagte: »Ich weiß, was geschehen ist, Ghanima.«
    Sie beugte sich zu ihm nieder. »Ja?«
    »Die Sandforelle ...«
    Er brach ab, und sie fragte sich, warum er ausgerechnet jetzt über das Embryonalstadium des Sandwurms sprechen wollte. Dennoch unterließ sie es, ihn zu unterbrechen.
    »Die Sandforelle«, fuhr Leto fort, »ist von einer anderen Welt nach Arrakis importiert worden. Damals war dieser Planet noch nicht wasserlos. Sie mußten sich irgendwie an das ungewohnte Ökosystem anpassen. Sie kapselten das vorhandene Wasser ein und machten auf diese Weise aus Arrakis einen Wüstenplaneten ... und sie taten das, um zu überleben. Denn nur auf einer Welt, die über kein offenes Wasser verfügt, können sie sich bis zum Stadium eines Sandwurms entwickeln.«
    »Die Sandforelle?« Sie schüttelte den Kopf, aber nicht, weil sie seine Worte bezweifelte, sondern weil ihr kaum glaublich schien, daß er derart tiefgründige Quellen der Information besaß. Sie dachte: Die Sandforelle? Nicht nur in diesem Körper, sondern auch aus dem Bewußtsein derjenigen, die in ihr waren, hatte sie Erfahrung in jenem Kindheitsspiel, das daraus bestand, die kleinen Organismen auszugraben und sie wegen ihres Wassers zur Destille zu bringen. Es fiel schwer, in diesen bewußtseinslosen winzigen Kreaturen die Former solch gewaltiger Geschehnisse zu sehen.
    Leto nickte stumm. Die Fremen hatten es immer verstanden, ihre Wasservorräte dadurch zu schützen, indem sie kleine Raubfische darin aussetzten. Im Embryonalstadium, wo die Sandforelle sich in der Nähe der planetaren Oberfläche aufhielt, fanden sich immer Spuren von Feuchtigkeit. Und auch jetzt schwammen die Raubfische in dem Qanat, der unter ihm dahinfloß. Mit kleineren Mengen wurden ihre Gegner fertig, indem sie sie aufsogen. Konfrontierte man sie jedoch mit größeren Ansammlungen, drehten ihre chemischen Prozesse durch und entluden sich in einer tödlichen Reaktion, die jenes gefährliche Melange-Konzentrat produzierte, das eine wertvolle Droge erzeugte, ohne deren Anwendung die Sietch-Orgien undenkbar waren. Die Einnahme dieses Getränks in reiner Form hatte für Paul Muad'dib die Tore der Zeit aufgebrochen und ihm eine

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