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Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten

Titel: Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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Muad'dib war zum Auslöser einer Bewegung geworden, die die Fremen in einem Djihad von diesem Planeten durch das Universum hatten aufbrechen lassen. Sie hatten es sich dabei in einem religiösen Kreuzzug unterworfen und auf jeder Welt, die sie betraten, deutliche Zeichen ihres Sieges hinterlassen. *
    Dennoch sind Muad'dibs Kinder Wesen aus Fleisch und Blut, dachte Stilgar, und zwei kurze Stöße mit meinem Messer würde ihr Leben zum Erlöschen bringen. Ihr Wasser würde dann wieder dem Stamm gehören.
    Der Gedanke versetzte ihn in Schrecken.
    Muad'dibs Kinder umzubringen!
    Aber die Jahre der Selbstbeobachtung hatten ihn weise gemacht. Stilgar kannte die Quelle solch schrecklicher Gedanken. Die linke Hand der Verdammnis war dafür verantwortlich, keinesfalls die rechte der Gesegneten. Das Ayat und Burhan des Lebens hatte viele Rätsel für ihn bereitgehalten. Einst war er stolz darauf gewesen, von sich selbst als von einem Fremen zu denken, die Wüste für einen Freund zu halten und diesen Planten bei dem Namen zu nennen, den er Leuten seines Volkes verdankte: Dune. Nie wäre er auf die Idee gekommen, ihn Arrakis zu nennen, wie er auf den Sternenkarten des Imperiums verzeichnet war.
    Wie einfach das alles noch gewesen ist, solange unser Messias nur ein Traumbild war, dachte er. Dadurch, daß wir ihn endlich fanden, verloren wir zahllose messianische Träume. Jeder, der für ihn in den Djihad gezogen ist, wartet nun auf einen neuen Führer.
    Stilgar warf einen kurzen Blick in den unbeleuchteten Schlafraum.
    Wenn mein Messer all diese Leute befreien würde, würden sie dann auch aus mir einen Messias machen?
    Leto bewegte sich ruhelos in seinem Bett.
    Stilgar seufzte. Er hatte den Großvater des Jungen – von dem dieser seinen Namen erhalten hatte – leider nur zu kurz gekannt, um zu wissen, was manche Leute sagten: daß die moralische Kraft, die der Enkel aufwies, auf ihn zurückzuführen sei. Welche Auswirkungen würde diese Rechtschaffenheit auf diese Generation haben? Stilgar fühlte sich unfähig, diese Frage zu beantworten.
    Er dachte: Sietch Tabr gehört mir. Ich bin der Herrscher, ein Naib der Fremen. Ohne mich hätte es Muad'dib gar nicht gegeben. Und was die Zwillinge angeht ... durch Chani, ihre Mutter, die auch meine Blutsverwandte war, fließt mein Blut auch in ihren Adern. Auch ich bin in ihnen – wie Muad'dib, Chani und all die anderen. Was haben wir unserem Universum nur angetan?
    Es war Stilgar nicht möglich zu sagen, wieso ihn in Nächten wie diesen solche Gedanken heimsuchten und wieso er sich anschließend schuldig fühlte. Er versuchte, sich in der eigenen Robe zu verstecken. Die Realität des Jetzt hatte mit dem einstigen Traum nicht mehr das geringste zu tun. Die freundliche Wüste, die sich einst von Pol zu Pol erstreckt hatte, war auf die Hälfte ihrer einstigen Größe reduziert worden. Das mythische Paradies der Vergangenheit – der Traum einer sprießenden, grünenden Umgebung – erfüllte ihn mit Unbehagen. Es war anders als der einstige Traum. Und so wie der Planet sich verändert hatte, wußte Stilgar, war auch er nicht derselbe geblieben. Er war viel gerissener als der einstige, einfache Stammeshäuptling. Und er wußte auch mehr, ob es sich nun um die hohe Politik handelte oder die grundsätzlichen Konsequenzen kleinster Entscheidungen. Dennoch schien das neue Wissen und die Gerissenheit nur eine dünne Tünche zu sein, die seinen alten, metallenen Kern überlagerte, aber nicht zum Schweigen bringen konnte. Noch immer war der Kern in ihm, sprach zu ihm und forderte ihn auf, zu den Tagen der sauberen Geschäfte zurückzukehren.
    Die Morgengeräusche des Sietch überlagerten nun seine Gedanken. Die Leute in den Höhlen erwachten und standen auf. Stilgar fühlte einen kühlen Luftzug auf den Wangen und vergegenwärtigte sich, daß die ersten jetzt dabei waren, die Türsiegel zu öffnen und in das Morgengrauen hinauszutreten. Die Kühle der Brise verdeutlichte ihm die Sorglosigkeit der Leute. Sie war ein Zeichen der Zeit. Die Höhlenbewohner waren ebenfalls schon dazu übergegangen, der harten Wasserdisziplin jener alten Tage zu entsagen. Warum auch nicht, wenn man Regen auf diesem Planeten hatte, wenn man Wolken sehen konnte, wenn es sogar schon soweit gekommen war, daß acht unvorsichtige Fremen in einem Wadi von einem plötzlichen Sturzbach erwischt worden und ertrunken waren? Bis zu diesem Ereignis hatte das Wort ertrunken in der Sprache des Wüstenplaneten nicht einmal existiert.

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