Dune 03: Die Kinder des Wüstenplaneten
Ursprung hinweist«, erwiderten Jessicas Finger rasch, wobei sie die übliche traurige Stimmung, die sie jedesmal erfaßte, wenn sie von dem lange toten Geliebten sprach, unterdrückte.
»Haben Sie noch irgendwelche Anweisungen?« fragte Halleck laut.
Jessica gab ihm freundlich zu verstehen, daß er zum Landefeld zurückkehren und sie informieren möge, sobald weitere positive Nachrichten vorlägen. Gleichzeitig übermittelten ihre Finger ihm jedoch eine andere Botschaft: »Versuche, den Kontakt mit deinen Freunden bei den Schmugglern wieder aufzunehmen. Wenn Jacurutu wirklich existiert, wird es sich durch Gewürzverkäufe an die Schmuggler am Leben halten. Einen anderen Markt gibt es für sie nicht.«
Halleck neigte den Kopf, und seine Finger sagten: »Ich habe bereits Anstrengungen in dieser Richtung unternommen, Mylady.« Und da es ihm unmöglich war, die Erfahrung eines ganzen Menschenlebens völlig zu ignorieren, fügte er hinzu: »Du solltest an einem Ort wie diesem besonders auf der Hut sein. Alia ist deine Gegnerin, und die meisten der Priester gehorchen ihr willig.«
»Nicht Jarvid«, erwiderten Jessicas Finger. »Er haßt die Atreides. Ich bezweifle, daß das außer einem Adepten jemand herausfinden könnte, aber ich bin sicher. Er konspiriert, ohne daß Alia davon etwas bemerkt.«
»Ich werde noch einige Männer zu Ihrer persönlichen Bewachung abstellen«, sagte Halleck laut und vermied es, dem Aufleuchten in Jessicas Augen zu begegnen. »Es lauern Gefahren für Sie, das ist sicher. Werden Sie die Nacht hier verbringen?«
»Wir werden später zum Sietch Tabr gehen«, erwiderte Jessica. Sie wollte ihm eigentlich sagen, daß sie keinerlei zusätzliche Wachen benötigte, unterließ es aber dann doch. Man konnte Gurneys Instinkten vertrauen. Das hatte mehr als ein Atreides zu seinem Vergnügen und zu seinem Kummer hinnehmen müssen. »Ich werde noch ein zusätzliches Zusammentreffen haben«, sagte Jessica, »und zwar mit dem Novizenmeister. Er wird der letzte sein, mit dem ich spreche, dann können wir endlich diesen Ort verlassen.«
8
Und ich schaute das Ungeheuer, das aus der Wüste kam: es trug Hörner wie ein Lamm, aber sein Maul zeigte Reißzähne und spuckte Feuer wie das eines Drachen. Die leuchtende Gestalt strahlte eine große Hitze aus, während sie zischte wie eine Schlange.
Aus der Orange-Katholischen-Bibel,
bearbeitete Fassung
Obwohl er sich selbst den Prediger nannte, hatte sich unter vielen Menschen auf Arrakis die Furcht verbreitet, er könnte mit Muad'dib identisch sein, der aus der Wüste zurückgekehrt und gar nicht tot sei. Die Möglichkeit, daß er es wirklich war, bestand. Immerhin hatte niemand je Muad'dibs Leiche gesehen. Andererseits: Wer hatte überhaupt je die Leiche eines Menschen gesehen, der der Wüste zum Opfer gefallen war? War er also doch Muad'dib? Obwohl man glaubte, einige Ähnlichkeiten ausmachen zu können, trat niemand, der Muad'dib in alten Tagen gekannt hatte, vor und sagte: »Ja, ich bin sicher, daß er es ist. Ich erkenne ihn.«
Wie Muad'dib war auch der Prediger blind. Seine Augenhöhlen waren leer und schwarz, und die Blendung war von der charakteristischen Art, wie sie ein Steinbrenner hervorrief. Seine Stimme drang in das Bewußtsein der Menschen ein, und die Kraft, die in ihr war, verlangte nach einer Antwort. Auch dies war eine Ähnlichkeit, die viele bemerkten. Der Prediger war hager, sein lederhäutiges Gesicht vernarbt, sein Haar ergraut. Aber auch das konnte die tiefe Wüste einem Menschen antun; viele aus den Reihen derjenigen, die sich Gedanken über den Prediger machten, sahen nicht anders aus. Und es gab noch eine andere Tatsache, die man nicht unberücksichtigt lassen durfte: der Prediger wurde von einem jungen Fremen geführt, der keinem bekannten Sietch angehörte und auf Befragen erklärte, daß er für seine Arbeit bezahlt würde. Und da man wußte, daß Muad'dib, der die Zukunft erblickte, keinen solchen Führer benötigte, stritt man sich darüber. Einige meinten, daß Muad'dib lediglich so lange keinen Führer benötigt hatte, wie die Zukunft klar vor seinen Augen lag. Als der Kummer ihn überkam, sei es auch mit seiner Hellsichtigkeit zu Ende gewesen. Und seitdem brauche er einen Führer.
Der Prediger war an einem Wintermorgen in den Straßen von Arrakeen aufgetaucht. Seine dunkelhäutige, von starken Adern durchzogene Hand hatte auf der Schulter seines Führers gelegen. Der Junge, der seinen Namen mit Assan Tarig angab,
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