Dune 04: Der Gottkaiser des Wüstenplaneten
glichen.
Was haben sie vor? fragte sich Moneo.
Im gleichen Moment, in dem er sich diese Frage stellte, sah er, wie die näherkommenden Gesichter in typischer Gestaltwandlermanier zerschmolzen. Jeder der vorgeblichen Fremen sah nun aus wie ein Ebenbild Duncan Idahos.
»Gestaltwandler!« schrie jemand.
Auch auf Leto hatten die verwirrenden Ereignisse eine Auswirkung. Er hörte das Geräusch trappelnder Füße auf der Straße und die lauten Befehle, als die Fischredner eine Phalanx bildeten. Er erhöhte die Geschwindigkeit seines Wagens noch mehr, verringerte die Distanz zwischen sich und seiner Garde und ließ eine Warnglocke läuten, damit ihm niemand in die Quere kam. Lauter Lärm legte sich über die Szenerie. Er desorientierte sogar einige der Fischredner, die darauf konditioniert waren.
In diesem Augenblick legten die vermeintlichen Fremen ihre Pilgerkleidung ab und begannen das Umwandlungsmanöver. Ihre Gesichter wurden zu dem Duncan Idahos. Leto hörte jemanden »Gestaltwandler!« schreien und identifizierte die Stimme. Sie gehörte einem der Höflinge.
Letos erste Reaktion bestand aus Amüsiertheit.
Die Gardisten und Gestaltwandler trafen aufeinander. Schreie und Gebrüll ersetzten nun den Gesang der falschen Fremen. Leto erkannte Kampfbefehle der Tleilaxu. Die Fischredner bildeten einen dichten Wall um die schwarzgekleidete Gestalt des Duncan. Die Gardisten gehorchten seiner oft wiederholten Instruktion, den Ghola-Kommandanten zu beschützen.
Aber wie wollen sie ihn von den anderen unterscheiden?
Leto bremste seinen Wagen ab. Linker Hand sah er Fischredner, die ihre Lähmkeulen schwangen. Das Sonnenlicht brach sich auf den Messerklingen. Dann ertönte das Summen von Lasguns; ein Geräusch, das seine Großmutter einst als »das Schrecklichste in unserem Universum« bezeichnet hatte. Immer wieder erklangen heisere Schreie und laute Rufe.
Leto reagierte auf das erste Lasgun-Geräusch. Er lenkte den kaiserlichen Wagen nach rechts von der Straße, wechselte von den Rädern auf die Suspensoren über und jagte das Gefährt wie einen Rammbock mitten in die Reihen der Gestaltwandler hinein, die versuchten, seine Leute von der Seite anzugreifen. Er wendete in einem engen Bogen, warf auf der anderen Seite noch mehrere Angreifer um und fühlte, wie der Plastahl gegen menschliches Fleisch krachte. Blut spritzte, dann kam er von der Straße ab und landete in einer Abflußrinne. Der Unterboden gab nach und geriet ins Rutschen. Mit Hilfe der Suspensoren schwebte er in die Höhe und flog über den Flußcanyon auf einen hohen, von Felsen umgebenen Aussichtspunkt, der neben der kaiserlichen Straße lag. Hier hielt er an und wendete. Die Handfeuerwaffen konnten ihn an dieser Stelle nicht mehr erreichen.
Welch eine Überraschung!
Gelächter brachte seinen riesenhaften Körper zum Erzittern. Langsam nahm seine Amüsiertheit jedoch ab.
Von seinem Aussichtspunkt aus konnte Leto die Brücke und das Kampfgebiet gut überschauen. Überall wo er hinsah, lagen verdrehte Körper sowohl auf der Straße als auch in den Abflußrinnen. Er erkannte die Paradeuniformen des Begleitpersonals, Fischredner-Kleidung und das blutdurchtränkte Schwarz der Gestaltwandlerverkleidungen. Die überlebenden Begleiter hielten sich im Hintergrund, während die Fischredner zwischen den Gefallenen hin und her eilten, um sicherzugehen, daß die Angreifer auch wirklich tot waren. Wer sich noch regte, wurde mit einem Messerstich abgeschlachtet.
Letos Blick löste sich von der Szene und suchte nach der schwarzen Uniform seines Duncan. Aber niemand, der so gekleidet war, stand noch auf den Beinen. Nicht einer! Er wollte sich gerade frustriert abwenden, als er zwischen den Fischrednern und den Höflingen eine – nackte Gestalt entdeckte.
Nackt!
Es war sein Duncan! Nackt! Natürlich! Der Duncan Idaho ohne Uniform war kein Gestaltwandler.
Ein erneutes Lachen schüttelte ihn. Überraschungen auf beiden Seiten. Für die Angreifer mußte es ein wahrer Schock gewesen sein. Offenbar hatte man sie auf eine solche Reaktion nicht vorbereitet.
Leto steuerte seinen Wagen auf die Straße zurück, fuhr die Räder aus und rollte zur Brücke hinunter. Als er sie überquerte, überkam ihn ein Gefühl des déjà vu, und er wurde sich der zahllosen Brücken bewußt, die es in seinen Erinnerungen gab. Nach den Schlachten spalteten sich die Wege, die in die Zukunft führten. Als er sich seinen Weg über die Brücke bahnte, löste Idaho sich aus dem Gewimmel der
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