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Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten

Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten

Titel: Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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Nicht-Schiffes allein gewesen waren, hatte Odrade es Murbella erklärt. Sie standen sich nahe und Auge in Auge gegenüber. Augen auf gleicher Höhe. Ziemlich informell und vertraulich. Abgesehen natürlich von den sie umgebenden Kom-Augen.
    »Wachhunde«, sagte Odrade, indem sie direkt auf eine Frage Murbellas reagierte. »Das heißt, wir plagen uns gegenseitig. Mach nicht mehr daraus, als es ist. Wir nörgeln selten. Ein einfaches Wort kann genug sein.«
    Murbella, deren ovales Gesicht einen Blick zeigte, der Abscheu verriet (ihre grünen Augen blickten äußerst durchdringend), glaubte offensichtlich, daß Odrade sich auf ein weitverbreitetes Zeichen bezog, ein Wort oder eine Redewendung der Schwestern, das in einer solchen Situation Verwendung fand.
    »Welches Wort?«
    »Jedes Wort, verdammt! Was immer gerade paßt. Es ist wie ein Reflex auf Gegenseitigkeit. Uns ist ein weitverbreiteter ›Tic‹ gemeinsam, der uns quält. Wir heißen ihn willkommen, weil er uns auf den Beinen hält.«
    »Und du wirst mein Wachhund sein, wenn ich zu einer Ehrwürdigen Mutter werde?«
    »Wir haben nichts gegen Wachhunde. Ohne sie würden wir schwächer sein.«
    »Das hört sich beklemmend an.«
    »Ist es aber nicht.«
    »Ich halte es für widerwärtig.« Murbella musterte die funkelnden Linsen an der Decke. »Wie diese verdammten Kom-Augen.«
    »Wir sorgen uns umeinander, Murbella. Wenn du erst einmal eine Bene Gesserit bist, wirst du dich auf eine lebenslange Unterstützung verlassen können.«
    »Wie mich das beruhigt.« Höhnisch.
    Odrade erwiderte leise: »Es ist etwas ganz anderes. Dein ganzes Leben lang wirst du herausgefordert. Du zahlst der Schwesternschaft bis an die Grenzen deiner Fähigkeiten alles zurück.«
    »Wachhunde!«
    »Wir sind uns einander stets bewußt. Manche von uns, die mächtige Positionen innehaben, können zeitweilig sehr autoritär sein – sogar aufdringlich –, aber nur bis zu einem Punkt, der sorgfältig den Erfordernissen des Augenblicks angemessen ist.«
    »Aber nie wirklich warm oder herzlich, wie?«
    »So lautet die Vorschrift.«
    »Zuneigung vielleicht, aber keine Liebe?«
    »Ich habe dir gesagt, wie die Vorschrift lautet.« Und Odrade hatte die Reaktion klar auf Murbellas Gesicht gesehen: »Da haben wir's! Sie werden verlangen, daß ich Duncan aufgebe!«
    »Es gibt also keine Liebe unter den Bene Gesserit.« Wie traurig ihr Tonfall klang. Doch noch gab es Hoffnung für Murbella.
    »Liebe kommt zwar vor«, sagte Odrade, »aber meine Schwestern behandeln sie wie eine Verirrung.«
    »Also ist das, was ich für Duncan empfinde, eine Verirrung?«
    »Man wird versuchen, es so zu behandeln.«
    »Behandeln! Man wird wie ein Infizierter therapiert!«
    »Für die Schwestern ist Liebe ein Zeichen von Verfall.«
    »Ich sehe Zeichen von Verfall in euch!«
    Als wäre Bellonda Odrades träumerischen Gedanken geistig gefolgt, riß sie sie nun in die Wirklichkeit zurück. »Die Geehrte Mater wird sich uns niemals unterwerfen!« Bellonda wischte sich den Mund ab. »Wir verschwenden nur unsere Zeit, wenn wir ihr unsere Lehren beibringen.«
    Zumindest nennt sie Murbella nicht mehr ›Hure‹, dachte Odrade. Immerhin ein Fortschritt.

9
     
Alle Regierungen leiden an einem ständig wiederkehrenden Problem: die Macht zieht pathologische Persönlichkeiten an. Den Korrumpierbaren ist keine Macht zu gewähren. Menschen dieser Art neigen dazu, sich an der Gewalt zu berauschen, ein Zustand, dem sie rasch verfallen.
Missionaria Protectiva
Text QIV (decto)
     
     
    Rebecca kniete auf dem gelbgefliesten Boden, wie man es ihr befohlen hatte. Sie wagte es nicht, die Große Geehrte Mater anzusehen, die so hoch und gefährlich vor ihr saß. Rebecca hatte beinahe zwei Stunden in der Mitte des gewaltigen Raumes gewartet, während die Große Geehrte Mater mit ihrer Begleitung das von zahlreichen unterwürfigen Bediensteten aufgetragene Dinner genossen hatte. Rebecca studierte mit Sorgfalt das Verhalten der Anwesenden und ahmte es nach.
    Ihre Augenhöhlen schmerzten immer noch, und dies lag an den Transplantaten, die ihr der Rabbi vor etwa einem Monat eingesetzt hatte. Ihre neuen Augen wiesen eine blaue Iris und weiße Sklera auf. Es gab keinen Hinweis mehr auf die Gewürzagonie der Vergangenheit. Dies war nur eine temporäre Form der Verteidigung. In weniger als einem Jahr würden die neuen Augen sie neuerlich durch ihr absolutes Blau verraten.
    Dennoch hielt sie den Schmerz in ihren Augen für das unwichtigste Problem. Ein

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