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Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten

Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten

Titel: Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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erst dann kompliziert, wenn wir es auf intellektuelle Weise betrachten. Es ist möglich, soviel über eine Sache zu wissen, daß man völlig unwissend wird.
Mentaten-Text Zwei (dicto)
     
     
    In bestimmten Abständen nahm Odrade das Essen mit den Akoluthen und deren Ausbildungsbeobachtern ein, den am besten informierten Wächtern in diesem Bewußtseinsgefängnis, das viele niemals wieder verlassen würden.
    Was die Akoluthen dachten oder taten, hielt den Geist der Mutter Oberin darüber auf dem laufenden, wie die Ordensburg funktionierte. Akoluthen zeigten Stimmungen und böse Vorahnungen direkter als Ehrwürdige Mütter. Vollwertige Schwestern verstanden es äußerst gut, ihre schlimmsten Befürchtungen zu verheimlichen. Sie unternahmen zwar keinen Versuch, grundlegende Mißstimmungen zu übertünchen, aber jede von ihnen konnte sich den Wachhunden entziehen, indem sie allein durch die Gärten spazierte oder eine Tür hinter sich schloß.
    Dies konnten die Akoluthen nicht.
    Es gab im Zentrum heutzutage nur wenige Möglichkeiten, sich der Muße hinzugeben. Selbst in den Speisesälen herrschte ein pausenloses Kommen und Gehen, ganz gleich zu welcher Stunde. Man arbeitete in Schichten, denn es fiel einer Ehrwürdigen Mutter nicht schwer, ihren inneren Rhythmus den Erfordernissen anzupassen. Odrade konnte dafür keine Energie verschwenden. Vor dem Abendessen blieb sie an der Tür des Akoluthen-Saales stehen und vernahm ein plötzliches Schweigen.
    Schon die Art, wie sie das Essen zum Mund führten, war vielsagend. Wohin wanderte ihr Blick, wenn die Eßstäbchen mundwärts fuhren? Führten sie die Nahrung rasch zum Mund und wurde sie schnell zerkaut, bevor sie auf verkrampfte Weise geschluckt wurde? Da gab es eine, die mußte man gesehen haben. In ihr gärte es. Und dort – die Nachdenkliche, die jeden Bissen prüfte, als frage sie sich, wo in diesem dünnen Süppchen das Gift versteckt sein mochte. Hinter diesen Augen befand sich ein kreativer Geist. Man sollte sie für eine Position prüfen lassen, die nach Empfindsamkeit verlangte.
    Odrade betrat den Saal.
    Der Boden wies ein großes Schachbrettmuster auf. Er war aus schwarzem und weißem Plaz, im Grunde genommen unzerkratzbar. Die Akoluthen sprachen davon, daß die Ehrwürdigen Mütter ihn als Spielfeld benutzten: »Stellt eine von uns hierhin und eine andere dorthin, und ein paar an die Mittellinie. Und dann bewegt sie. Der Sieger kriegt alles.«
    Odrade setzte sich in die Nähe einer Tischecke, dorthin, wo die Westfenster lagen. Die Akoluthen machten Platz für sie; ihre Bewegungen waren lautlos und bescheiden.
    Der Saal gehörte zu einem der ältesten Gebäude der Ordensburg. Aus Holz erbaut, mit breiten Balken an der Decke, die ein gewaltiges Format aufwiesen. Schwer, und schwarz gestrichen. Sie waren etwa zwanzig Meter lang und ohne Nahtstellen. Irgendwo auf diesem Planeten gab es ein Wäldchen genetisch zugeschnittener Eichen, die in ihren sorgfältig umhegten Pflanzungen ins Sonnenlicht hinauflangten. Bäume, die mindestens dreißig Meter hoch ohne einen Zweig aufragten und über zwei Meter Durchmesser hatten. Man hatte sie gepflanzt, als dieser Saal errichtet worden war, als Ersatz für die Balken, falls das Alter sie faulen lassen sollte. Man ging davon aus, daß sie neunzehnhundert Standardjahre lang halten würden.
    Wie eingehend die Akoluthen ihre Mutter Oberin beobachteten. Nie merkte man, daß sie sie direkt ansahen.
    Odrade wandte den Kopf, um sich durch die Westfenster den Sonnenuntergang anzusehen. Schon wieder Staub. Die ausgedehnte Intrusion aus der Wüste entflammte die sinkende Sonne und brachte sie zum Glühen wie ein weit entferntes verglühendes Stück Kohle, das jeden Augenblick einen unkontrollierbaren Waldbrand auslösen konnte.
    Odrade unterdrückte einen Seufzer. Gedanken wie dieser holten ihren Alptraum wieder hervor: der Abgrund ... das Seil. Sie wußte, wenn sie die Augen schloß, würde sie sich auf dem Seil wiederfinden. Der Jäger mit der Axt war nähergekommen!
    Die in ihrer Nähe sitzenden Akoluthen rührten sich nervös, als hätten sie ihre Unruhe gespürt. Vielleicht spürten sie sie wirklich. Odrade hörte das Rascheln von Stoff, was sie dem Alptraum entzog. Sie spürte, daß die Geräusche, die im Zentrum herrschten, eine neue Qualität angenommen hatten. Selbst hinter den gewöhnlichen Bewegungen erkannte sie etwas, das einem an den Nerven zerrte. Etwa der Stuhl, der hinter ihr gerückt wurde ... und das Öffnen der

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