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Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten

Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten

Titel: Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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tun sollte. Wie wenig sie doch von dem wußten, was sie durch ihr Verlangen hervorriefen. Führer begingen Irrtümer. Und diese Irrtümer, verstärkt durch die Anzahl jener, die ohne zu fragen folgten, führten unausweichlich in die größten Katastrophen.
    Lemmingverhalten.
    Es war richtig, daß ihre Schwestern sie sorgfältig überwachten. Alle Regierungen mußten während des Zeitraums ihrer Macht mißtrauisch beäugt werden – einschließlich die der Schwesternschaft. Traut keiner Regierung! Nicht mal der meinen!
    Sie überwachen mich in diesem Augenblick. Meinen Schwestern entgeht nur sehr wenig. Sie werden meinen Plan in Kürze kennen.
    Es erforderte eine konstante geistige Reinigung, der Tatsache ins Auge zu sehen, daß sie eine große Macht über die Schwesternschaft ausübte. Ich habe die Macht nicht gesucht. Sie wurde mir aufgeladen. Und sie dachte: Macht zieht die Käuflichen an. Mißtraut allen, die sie suchen! Sie wußte, die Chancen waren groß, daß dergleichen Leute für die Korruption empfänglich oder bereits verloren waren.
    Odrade machte sich eine geistige Notiz, eine Folgerungsmitteilung niederzuschreiben und an das Archiv weiterzuleiten. (Darüber soll Bell mal schwitzen!) »Wir sollten nur denjenigen Macht über unsere Angelegenheiten garantieren, die zögern, sie zu übernehmen, und dann auch nur unter Bedingungen, die ihre Zurückhaltung verstärken.«
    Eine perfekte Beschreibung der Bene Gesserit!
    »Ist alles in Ordnung mit dir, Dar?« Es war Bellondas Stimme, die rechts von Odrade – von der Schachttür her – erklang. »Du siehst so ... so merkwürdig aus.«
    »Ich dachte nur gerade über etwas nach, das ich tun muß. Willst du aussteigen?«
    Bellonda musterte sie, als sie die Plätze tauschten. Das Schachtfeld ergriff Odrade und entzog sie ihrem fragenden Blick.
    Odrade betrat das Arbeitszimmer und sah, daß sich auf ihrem Tisch zahlreiche Dinge stapelten, von denen ihre Adjutantinnen offenbar annahmen, nur sie könne sie bearbeiten.
    Politik, erinnerte sie sich, als sie an dem Tisch saß und sich darauf einstimmte, ihrer Verantwortung nachzukommen. Tam und Bell hatten sie zwar neulich deutlich gehört, aber sie hatten nur eine schwache Vorstellung von dem, um was man sie zur Unterstützung bitten würde. Sie waren besorgt und zunehmend wachsamer. Wie sie es sein sollten.
    Beinahe jedes Thema wies politische Elemente auf, dachte sie. Wenn die Emotionen aufgeputscht wurden, drängten sich politische Kräfte mehr und mehr in den Vordergrund. Es überschrieb den alten Unfug von der ›Trennung von Kirche und Staat‹ mit dem Wort Lüge! Nichts beeinflußte emotionale Hitze mehr als Religion.
    Kein Wunder, daß wir den Emotionen nicht trauen.
    Natürlich nicht allen Emotionen. Nur jenen, denen man in Augenblicken der Notwendigkeit nicht entgehen konnte: Liebe, Haß. Einen kleinen Zorn dann und wann konnte man sich schon leisten, aber man hielt ihn besser an einer kurzen Leine. Das war der Glaube der Schwesternschaft. Absoluter Unsinn!
    Der Goldene Pfad des Tyrannen machte ihren Irrtum nicht mehr tolerierbar. Der Goldene Pfad hatte die Bene Gesserit in beständige Stagnation gebracht. Man konnte der Unendlichkeit nicht dienen!
    Bells ständig wiederkehrende Frage fand keine Antwort: »Was hätten wir seiner Meinung nach wirklich tun sollen?« Zu welchen Handlungen hat er uns verführen wollen? (So wie wir andere verführen!)
    Warum nach einer Bedeutung suchen, wo keine ist? Würde man einem Pfad folgen, von dem man wußte, daß er ins Nichts führte?
    Der Goldene Pfad! Eine Spur, die nur in der Vorstellung bestand. Unendlichkeit ist Nirgendwo! Und der endliche Geist war ein Hemmschuh. Hier war die Stelle, an der die Mentaten unbeständige Projektionen fanden und stets mehr Fragen produzierten als Antworten. Es war der leere Gral jener, die – die Nase dicht auf einen Kreis ohne Ende gerichtet – nach ›der einen Antwort auf alle Fragen‹ suchten.
    Die auf ihre eigene Art Gott suchten.
    Es fiel ihr schwer, sie zu mißbilligen. Angesichts der Unendlichkeit schreckte der Geist zurück. Die Leere! Die Alchimisten jeglichen Zeitalters waren wie Lumpensammler, die sich über ihre Kiepen beugten und sagten: »Irgendwo muß eine Ordnung hier drin sein. Wenn ich weitermache, werde ich sie sicher entdecken.«
    Und dabei war die einzige Ordnung jene, die sie selbst erzeugten.
    Ahhh, Tyrann! Du alter Spaßvogel! Du hast es gesehen. Du hast gesagt: »Ich werde euch eine Ordnung geben, der ihr

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