Dune 07 - Die Jäger des Wüstenplaneten
Mater Skira und ihre Huren von den Bene Gesserit übernommen hatten, und der überlebenden Handvoll Geehrter Matres befohlen, ihre Zelte auf dem felsigen Boden aufzuschlagen. Murbella verstand, dass es ein Mittel der Kontrolle und weniger der Rache war. Skira und ihre Gruppe waren genauso wie die verbannten Bene Gesserit für sehr lange Zeit von der galaktischen Politik abgeschnitten gewesen. Offensichtlich war die Konvertierung dieser Frauen eine weitere schwierige Aufgabe und eine beträchtliche Herausforderung für Corystas Führungsqualitäten, doch allmählich erkannten die Frauen die Vorteile, die ihnen eine Zusammenarbeit brachte. Es war wie ein Mikrokosmos dessen, was auf Ordensburg geschah.
Am Nachmittag des zweiten Tages ihrer Inspektionstour besuchte die Mutter Befehlshaberin die umstruktierten Soostein-Verarbeitungsanlagen in Begleitung von Corysta und der Geehrten Mater Skira. In der Nähe war ein Dutzend Arbeiterinnen – allesamt überlebende Geehrte Matres – damit beschäftigt, die Steine zu waschen und nach Größe und Farbe zu sortieren, dieselbe Tätigkeit, zu der sie früher die Verbannten der Bene Gesserit gezwungen hatten. Inzwischen wurden die Frauen nicht mehr von Phibianern überwacht. Murbella fragte sich, ob die Fischmenschen bemerkt hatten oder ob es sie überhaupt interessierte, dass sich die Herrschaftsverhältnisse geändert hatten.
Unter der Wasseroberfläche wurden die großen, langsamen Muscheltiere von phibianischen Tauchern gefangen und zusammengetrieben. Cholister hatten einen fleischigen Körper, der von einer dicken, schweren Schale geschützt wurde. Ständige Abschürfungen der Hülle verursachten harte milchige Narben, die sich wie Edelsteine, die in Fels eingebettet waren, abschlagen ließen. Das langsame Wachstum der Knoten, die Seltenheit der Meereslebewesen und die Schwierigkeit der Unterwasserernte trugen allesamt zum großen Wert der Juwelen bei.
Als die Geehrten Matres die Phibianer eingeführt hatten, war die Produktion dramatisch in die Höhe geschnellt. Die Hybridwesen lebten im Meer, konnten ohne besondere Ausrüstung sehr tief tauchen und wagten sich weit über die Felsinseln hinaus, wenn sie auf die Jagd nach den langsam umherziehenden Cholistern gingen.
Murbella war mit ihren neuen Beraterinnen auf dem Kai erschienen und wandte sich nun einem großen männlichen Phibianer zu, der am Rand des Riffs stand. Offenbar war er früher ein Wachmann gewesen, da er immer noch seine mit Stacheln besetzte Peitsche bei sich trug. Vier weitere Tieftaucher kauerten nebeneinander auf den Felsen, wo sie soeben eine Ladung Soosteine abgeliefert hatten.
Die Geehrten Matres wussten nicht genau, woher die Phibianer stammten, nur »von irgendwo in der Diaspora, vor sehr langer Zeit«. Skira behauptete, dass die amphibischen Mischwesen eine isolierte Spezies mit sehr begrenztem Vokabular seien, doch Murbellas Bene-Gesserit-Instinkte sagten ihr etwas anderes. Die Erinnerungen, die sie mit Corysta geteilt hatte, enthielten weitere Hinweise, dass die Phibianer viel mehr waren, als es den Anschein hatte.
Murbella befahl ihren beiden Leibwächtern, sie zu begleiten, und stieg über eine gischtnasse Felstreppe zum Strand hinunter.
»Dort ist es nicht sicher!« Skira eilte der Mutter Befehlshaberin hinterher. »Phibianer können sehr gewalttätig sein. Erst letzte Woche hat einer von ihnen eine Geehrte Mater ertränkt. Er ist mit ihr hinausgeschwommen und hat sie unter Wasser gezogen.«
»Wahrscheinlich hatte sie es verdient. Bezweifelst du, dass wir drei uns verteidigen können?« In der Nähe hielt sich außerdem ein Trupp Walküren bereit, die Mutter Befehlshaberin mit schussbereiten Waffen zu beschützen.
Corysta zeigte auf die Gruppe. »Der größte von ihnen ist unser bester Mann. Er bringt die umfangreichste Ernte ein. Sehen Sie die Narbe auf seiner Stirn? Er taucht am tiefsten und holt so die meisten Soosteine herauf.«
Ein Bild aus Corystas Gedächtnis erinnerte Murbella an das ausgesetzte phibianische Baby, das sie aus einem Gezeitenteich gerettet hatte. Er hatte eine Narbe auf der Stirn gehabt, die Spur einer Kralle. Konnte es dasselbe Männchen sein, nach so vielen Jahren? Das sie »Meereskind« genannt hatte? Sie erinnerte sich an andere Begebenheiten, andere Begegnungen. Ja, dieser Phibianer wusste eindeutig, wer Corysta war.
Er war auch der Erste, der die näher kommenden Frauen bemerkte. Seine Artgenossen wandten sich misstrauisch um und blinzelten mit den
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