Dune 07 - Die Jäger des Wüstenplaneten
langjährige Vorauszahlungen an Richese hätte beanspruchen können.
Es war ein bedeckter Morgen auf Ordensburg, doch es waren eher Staub- als Regenwolken. Eine Kaltfront hatte das Land überzogen. Mit solchen Wetterlaunen musste man rechnen, wenn ein Ökosystem in den letzten Todeszuckungen lag. Auf dem Übungsfeld tief unter ihnen trugen die Walküren schwere schwarze Umhänge mit Kapuzen und Handschuhe, um sich vor dem bitterkalten Wind zu schützen, obwohl Ehrwürdige Mutter ihren Metabolismus so beeinflussen konnten, dass sie auch extreme Temperaturen ertrugen. Ihre wilden Scheinkämpfe waren atemberaubend, und sie reagierten hemmungslos ihre Aggressionen ab. Alle hatten von der Vernichtung Richeses gehört.
»Tleilax ist unser letztes verbleibendes Angriffsziel«, sagte Kiria. »Wir sollten ohne Zögern losschlagen. Sofort und ohne Gnade.«
Janess war vorsichtiger. »Wir können es uns nicht leisten, den Kampf nicht mit einem vollständigen Sieg zu beenden. Es ist ihre stärkste noch übrige Bastion, in der sich die Huren am wirksamsten verschanzt haben.«
Murbella wurde zurückhaltender. »Deshalb werden wir eine andere Taktik anwenden. Ich brauche euch beide, um den Weg zu bereiten.«
»Aber wir werden doch sicher einen massiven Schlag gegen Tleilax führen!« Kiria war völlig auf diese Idee fixiert.
»Nein, wir werden den Planeten erobern .« Der kalte Wind nahm an Stärke zu. »Ich werde Mater Superior Hellica persönlich töten, und die Walküren werden die restlichen aufsässigen Huren erledigen. Ein für alle Mal.«
Murbella hätte ihnen gerne versichert, dass sich die Neue Schwesternschaft andere Waffen und Raumschiffe beschaffen würde – aber woher? Und wie sollten sie die immensen Kosten dafür aufbringen, wo sie beinahe bankrott waren und ihren Kreditrahmen weit über jede realistische Rückzahlungsmöglichkeit hinaus beansprucht hatten?
Die notwendigen Schritte waren ihr völlig klar: die Steigerung der Gewürzerträge im Wüstengürtel von Ordensburg und der Gewürzlieferungen an die unersättliche Gilde, um sie zu überzeugen, den Plan der Schwesternschaft zur Verteidigung der Menschheit zu unterstützen. Wenn ihr Hunger nach Melange gestillt wurde, müsste die Gilde bereit sein, ihr bei der Ausrüstung eines wirksamen militärischen Feldzugs behilflich zu sein. Dafür war der Preis angemessen.
»Wie sieht dein Plan aus?«, fragte Janess.
Sie wandte sich ihrer Tochter und der ungestümen Kiria mit entschlossener Miene zu. »Ihr zwei werdet in einer Geheimaktion mit einem Team nach Tleilax vordringen. Ihr verkleidet euch als Geehrte Matres und spioniert ihre Schwachpunkte aus. Ich gebe euch drei Wochen, um nach Möglichkeiten zu suchen, unsere Feinde von innen heraus zu Boden zu ringen, und den Plan umzusetzen. Seid bereit, wenn mein groß angelegter Angriff erfolgt.«
»Du willst, dass ich so tue, als wäre ich eine dieser Huren?«, fragte Janess.
Kiria schniefte. »Es wird uns nicht schwerfallen. Keine Geehrte Mater könnte sich gut genug beherrschen, um sich unbemerkt unter uns zu bewegen, aber das Gegenteil ist nicht der Fall.« Sie zeigte Janess ein wildes Lächeln. »Ich kann dir zeigen, wie es geht.«
Janess aber dachte bereits über die Möglichkeiten nach. »Wenn wir ihre Reihen infiltrieren, können wir Sprengsätze an strategisch wichtigen Punkten anbringen, ihre Verteidigung sabotieren und codierte Informationen übermitteln, wie sie sich in Bandalong verschanzt haben. Wir können im kritischen Moment für Chaos sorgen ...«
Kiria schnitt ihr das Wort ab. »Wir werden Ihnen den Weg bereiten, Mutter Befehlshaberin.« Sie spannte ihre krallengleichen Finger an, begierig darauf, wieder ihre Mordlust ausleben zu können. »Ich freue mich schon darauf.«
Murbella starrte in die Ferne. Nachdem Tleilax gesichert war, konnten sich die Neue Schwesternschaft, die Raumgilde und alle anderen dem wahren Feind entgegenstellen. Sollte es unser Schicksal sein, vernichtet zu werden, dann soll es durch die Hand unseres wirklichen Feindes geschehen und nicht durch ein Messer in unserem Rücken.
»Lasst unverzüglich einen Vertreter der Gilde kommen. Ich habe ihm einen Vorschlag zu unterbreiten.«
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Die Ausbreitung in der Diaspora hat uns außer Reichweite einer einzigen Gefahr gebracht. Sie hat uns außerdem verändert, zur Divergenz unserer genetischen Linien geführt, sodass »menschlich« fortan nie mehr nur eine einzige Definition haben kann.
Mutter Oberin Alma Mavis
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