Dune 07 - Die Jäger des Wüstenplaneten
abgelenkt und während einer unerwarteten Krise seine Reaktionen verlangsamt hatte. »Ich kann mich genauso wenig von Murbella losreißen, wie du oder andere Ehrwürdige Mütter einfach mit dem Gewürzkonsum aufhören können. Es ist eine Sucht und zugegebenermaßen eine äußerst zerstörerische. Es ist neunzehn Jahre her, seit ich sie das letzte Mal gesehen oder berührt habe, und die Wunde ist immer noch nicht verheilt. Ihre und meine Macht der Verführung, in Verbindung mit meinem perfekten Mentatengedächtnis, hindern mich daran, ihr zu entkommen. Hier in der Ithaka gibt es überall Dinge, die mich an sie erinnern.«
Sheeana antwortete kühl mit leiser Stimme, der jegliches Mitgefühl fehlte. »Wenn es Murbella auf Ordensburg genauso gegangen wäre, hätten die Huren schon vor langer Zeit ihre Schwäche gespürt und sie getötet. Wenn sie nicht mehr am Leben ist ...«
»Ich hoffe, dass sie lebt.« Duncan erhob sich vom Pilotensessel und sammelte seine Kraft. »Aber das Verlangen, das ich weiterhin nach ihr habe, beeinträchtigt meine Leistung. Also muss ich einen Weg finden, mich zu befreien. Unser Überleben hängt davon ab.«
»Und wie willst du das schaffen, wenn es dir in all den Jahren nicht gelungen ist?«, fragte Teg.
»Ich dachte, ich hätte eine Lösung gefunden. Ich habe sie Meister Scytale vorgeschlagen. Aber ich weiß, dass es eine falsche Lösung ist. Eine Illusion. Auf der Jagd nach dieser Illusion habe ich die Navigationsbrücke im Stich gelassen, als ich dort am dringendsten gebraucht wurde. Ich hatte es nicht wissen können, aber trotzdem hat uns meine Obsession in große Gefahr gebracht. Wieder einmal.«
Duncan schloss die Augen und versenkte sich in die Mentatentrance. Er zwang sich, tief in sein Gedächtnis einzutauchen und sich durch die Abfolge seiner Leben zu graben. Er suchte nach einem persönlichen Halt, den er ergreifen konnte, und endlich fand er ihn: Loyalität.
Loyalität war stets sein prägender Charakterzug gewesen. Sie bildete das Zentrum von Duncan Idahos Existenz. Loyalität gegenüber dem Haus Atreides – die Treue zum alten Herzog, der seine Flucht vor den Harkonnens ermöglicht hatte, zu dessen Sohn, dem Herzog Leto, und zum Enkel Paul Atreides, für den Duncan sein erstes Leben geopfert hatte. Und die Treue zum Urenkel Leto II., anfangs ein kluger und liebenswerter Junge und dann der Gottkaiser, der Duncan immer und immer wieder reinkarnieren ließ.
Doch nun fiel es ihm schwerer, Loyalität zu zeigen. Vielleicht war das der Grund, warum er die Orientierung verloren hatte.
»Die Tleilaxu haben dir eine tickende Zeitbombe eingebaut, Duncan. Du solltest Prägerinnen der Bene Gesserit betören und vernichten«, sagte Sheeana. »Ich war das eigentliche Ziel, aber Murbella hat dich zuerst gezündet, worauf ihr beide euch gegenseitig in der Falle verfangen habt.«
Duncan fragte sich, ob diese tief verwurzelte Programmierung der Tleilaxu der Ursprung seiner Unfähigkeit war, sich von seiner Obsession zu lösen. Hatten sie ihn absichtlich so konstruiert? Verdammte Götter, ich bin stärker als all das!
Als er sie ansah, bemerkte Duncan, dass Sheeanas Miene eine sonderbare Entschlossenheit zeigte. »Ich kann dir helfen, diese Ketten zu zerreißen, Duncan. Vertraust du mir?«
»Dir vertrauen? Es ist sehr ungewöhnlich, dass du so etwas fragst.«
Wortlos machte sie kehrt und verließ die Navigationsbrücke. Duncan konnte nur mutmaßen, was sie im Schilde führte.
* * *
Schlagartig erwachte er in der Dunkelheit seines Quartiers. Er hörte das vertraute Geräusch, wie die Sicherheitstür zu seinem Zimmer aktiviert wurde. Außer ihm kannte niemand den Code! Er war sicher in den Speichern des Nicht-Schiffes verwahrt.
Duncan ließ sich vom Bett gleiten und bewegte sich wie Quecksilber, während alle seine Sinne wachsam waren und seine Augen jedes Detail aufnahmen. Licht fiel aus dem Korridor herein und zeichnete den Umriss einer Gestalt nach ... einer weiblichen Gestalt.
»Ich bin zu dir gekommen, Duncan.« Sheeanas Stimme klang sanft und etwas heiser.
Er wich einen Schritt zurück. »Warum bist du hier?«
»Du weißt, warum, und du weißt, dass ich es tun muss.«
Sie schloss hinter sich die Tür. Die Leuchtflächen im Raum erhöhten die Helligkeit nur knapp über die Schwelle zur Dunkelheit. Duncan sah verlockende Schatten, und ihre Silhouette war in einen sanften orangefarbenen Schimmer gehüllt. Sheeana war nahezu unbekleidet. Sie trug nur ein hauchdünnes
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