Dune 07 - Die Jäger des Wüstenplaneten
versteckt habt, habt ihr beide unser Leben in Gefahr gebracht. Von all unseren Feinden könnten Geheimnisse die gefährlichsten sein.«
Tegs Gesicht zeigte einen ironischen Ausdruck. »Eine interessante Bemerkung für jemanden in deiner Position, Sheeana. Als Mentat und Bashar der Bene Gesserit weiß ich, dass Geheimnisse das kostbarste Gut der Schwesternschaft sind.« Er hatte reichlich gegessen, mehrere mit Melange versetzte Kraftgetränke hinuntergekippt und dann vierzehn Stunden lang geschlafen. Trotzdem sah er immer noch ein Jahrzehnt älter aus, als er war.
»Das genügt, Miles! Ich kann Duncans Belastung durch die alte Bindung zu Murbella verstehen. Diese Wunde schwärt in ihm, seit wir Ordensburg verlassen haben, und ich wusste, dass es ihm niemals gelingen würde, sich aus dieser Abhängigkeit zu lösen. Aber dein Verhalten stellt mich wirklich vor ein Rätsel. Ich habe gesehen, wie du dich auf dem Planeten mit einer Schnelligkeit bewegt hast, die für einen Menschen unmöglich ist.«
Teg sah sie mit ruhigem Blick an. »Willst du damit andeuten, dass ich nicht menschlich bin? Hast du Angst, ich könnte ein Kwisatz Haderach sein?« Er wusste, dass Duncan schon bei zwei Gelegenheiten das Gleiche beobachtet hatte, und die Geehrten Matres hatten auf Gammu Gerüchte über die unerklärlichen Fähigkeiten des alten Bashars verbreitet. Aber Duncan hatte keine Fragen gestellt. Stand es ihm zu, Miles Teg Vorwürfe zu machen?
»Hör auf mit diesen Spielchen.« Sheeana verschränkte die Arme über der Brust. Ihr Haar war zerzaust. Sie setzte ihr Schweigen wie einen Hammer ein und wartete ... und wartete.
Doch Miles Teg verfügte ebenfalls über eine Bene-Gesserit-Ausbildung, sodass er sich dadurch nicht beirren ließ. Schließlich fragte sie seufzend: »Wurde im Axolotl-Tank irgendetwas an dir verändert? Hat der Tleilaxu uns doch betrogen, indem er dich auf seltsame Weise modifiziert hat?«
Endlich durchbrach er seine eisige Wand der Reserviertheit. »Es handelt sich um eine Begabung, die auch der alte Bashar besaß. Wenn du jemandem die Schuld geben willst, richte deinen Finger auf die Geehrten Matres.« Teg blickte sich um und zögerte offenbar immer noch, seine Geheimnisse zu enthüllen. »Unter ihrer Folter entwickelte ich bestimmte ungewöhnliche Fähigkeiten, die ich in Zeiten großer Not einsetzen kann.«
»Indem du deinen Metabolismus beschleunigst? Dich mit übermenschlicher Geschwindigkeit bewegst?«
»Das und noch andere Dinge. Ich bin außerdem in der Lage, ein Nicht-Feld zu sehen, obwohl es für alle bekannten Methoden des Aufspüren von Feldern unsichtbar bleibt.«
»Warum hast du uns dieses Geheimnis verheimlicht?« Sheeana war aufrichtig verwirrt, sie fühlte sich verraten.
Teg sah sie mit finsterer Miene an. Selbst Sheeana erkannte es nicht. »Weil ihr Bene Gesserit seit Muad'dib und dem Tyrannen nur wenig Erbarmen gegenüber Männern mit ungewöhnlichen Fähigkeiten gezeigt habt. Elf Duncan-Gholas wurden getötet, bevor dieser am Leben gelassen wurde – und ihr könnt nicht jeden dieser Mordanschläge auf Intrigen der Tleilaxu schieben. Die Schwesternschaft war ebenfalls verantwortlich, sowohl passiv als auch aktiv.«
Er blickte zu Duncan, der kühl nickte.
»Sheeana, du besitzt die ungewöhnliche Gabe, die Sandwürmer kontrollieren zu können. Duncan hat ebenfalls besondere Talente. Neben seiner Fähigkeit, das Netz des Feindes zu sehen, ist er genetisch darauf programmiert worden, eine wesentlich stärkere sexuelle Prägung auszuüben, als es den Bene Gesserit oder den Geehrten Matres möglich ist – was auch der Grund dafür ist, warum er damals Murbella betören konnte. Und deswegen wollten die Huren ihn unbedingt töten.« Teg hob den Finger, um seinen Standpunkt zu unterstreichen. »Und wenn die übrigen unserer Ghola-Kinder älter geworden sind und sich an ihr früheres Leben erinnern, vermute ich, dass einige, wenn nicht gar alle, ihre eigenen wertvollen Fähigkeiten an den Tag legen werden, die sich für unser Überleben als bedeutsam erweisen könnten. Du wirst diese ungewöhnlichen Begabungen akzeptieren müssen, sonst steht ihre gesamte Existenz infrage.«
Duncan nahm einen tiefen Atemzug. »Dem stimme ich zu, Sheeana. Mach es Teg nicht zum Vorwurf, dass er seine Gaben verborgen hat. Er hat uns gerettet, und das mehr als nur einmal. Mein Fehler dagegen hätte uns allen beinahe das Leben gekostet.« Er dachte an andere Gelegenheiten, als seine Besessenheit von Murbella ihn
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