Dune 07 - Die Jäger des Wüstenplaneten
wurde die Gleichung zu komplex, als dass er sie hätte lösen können.
Er blieb aufmerksam, saugte so viele Informationen auf wie möglich, um seine Überlebenschancen zu verbessern. Er würde tun, was nötig war, um am Leben zu bleiben. Das war nur logisch, vor allem, wenn er zu den Letzten seiner Art gehörte. Zweifellos wollte Gott, dass er überlebte.
Hoch über dem Westflügel des Palastes schwebte ein Suspensorkran, der gerade ein knallrotes Stück Dach einsetzte. Das neue, grelle Aussehen des Gebäudes ließ Uxtal erschaudern – rosa Säulen, scharlachrote Dächer und zitronengelbe Wände. Der Palast ähnelte eher einem Karnevalszelt als der heiligen Residenz der Masheikhs, der größten aller Meister.
Seine beiden Wächterinnen führten Uxtal durch den Palast, vorbei an baumelnden Stromkabeln und Arbeitstrupps aus niederen Tleilaxu, die Wandbehänge und barocke Leuchtflächen anbrachten. Uxtal betrat einen riesigen Raum mit hoher kuppelförmiger Decke, in dem er sich noch kleiner vorkam, als er es ohnehin schon war. Auf den verkohlten Wandverkleidungen waren die Reste von Zitaten aus dem Kanon des Großen Glaubens zu sehen. Diese Hurenscheusale hatten die meisten Sprüche mit ihren lästerlichen Verzierungen überschmiert. Doch selbst auf diese Weise von Lügen verhüllt, bewahrte das Wort Gottes seine Macht. Eines Tages, wenn all dies vorbei war und Uxtal hierher zurückkehren konnte, würde er es vielleicht in Ordnung bringen. Er würde alles in Ordnung bringen.
Unter lautem Rattern stieg ein prunkvoller Thron aus einem Loch im Boden auf. Darauf saß eine blonde Frau in mittlerem Alter, die an eine einstmals wunderschöne, aber früh gealterte Königin erinnerte. Der Thron stieg höher, bis die herrschaftliche Dame missbilligend auf ihn herabblicken konnte. Mater Superior Hellica.
In ihren Augen blitzte ein orangefarbener Funke auf. »Dieses Treffen entscheidet darüber, ob du lebst oder stirbst, kleiner Mann.« Ihre Worte rollten so laut durch den Raum, dass es sich nur um eine enorm verstärkte Stimme handeln konnte.
Uxtal blieb stocksteif stehen und betete stumm, während er versuchte, so unbedeutend und wohlgefällig wie möglich auszusehen. Er wünschte sich, im Boden verschwinden und durch einen unterirdischen Tunnel entkommen zu können. Oder stattdessen gegen diese Frauen kämpfen und sie besiegen zu können ...
»Hast du Stimmbänder, kleiner Mann? Oder hat man sie dir entfernt? Du darfst sprechen, vorausgesetzt, du sagst etwas Intelligentes.«
Uxtal nahm all seinen Mut zusammen. Er würde tapfer sein, wie es der Älteste Burah von ihm erwartet hätte. »Ich ... ich weiß nicht genau, aus welchem Grund ich hier bin, nur, dass es sich um eine wichtige genetische Mission handelt.« Sein Verstand raste, um einen Weg aus der Zwangslage zu finden. »Meine Erfahrungen auf diesem Gebiet sind unübertroffen. Wenn Sie jemanden brauchen, der die Arbeiten eines Tleilaxu-Meisters erledigen kann, gibt es keine bessere Wahl.«
»Wir haben ohnehin keine andere Wahl.« Hellicas Tonfall klang angewidert. »Dein Selbstbewusstsein wird schwinden, wenn ich dich erst einmal sexuell gebunden habe.«
Uxtal versuchte, nicht zusammenzuzucken, und sagte: »Ich ... ich muss mich auf meine Arbeit konzentrieren, Mater Superior. Ich darf nicht von erotischer Besessenheit abgelenkt werden.«
Offensichtlich machte es ihr Spaß, ihn leiden zu sehen. Die Mater Superior spielte mit ihm. Ihr Lächeln klaffte rot und roh, als hätte ihr jemand mit einer Rasierklinge ein Loch ins Gesicht geschnitten. »Die Gestaltwandler wollen etwas von dir, und die Geehrten Matres ebenfalls. Da nun alle Tleilaxu-Meister tot sind, verleiht dein Fachwissen dir eine gewisse Bedeutung. Vielleicht werde ich darauf verzichten, dich zu versklaven. Vorläufig.«
Sie beugte sich vor und starrte ihn drohend an. Seine beiden Begleiterinnen traten zurück, als hätten sie Angst, in Hellicas Schussfeld zu geraten. »Angeblich kennst du dich mit Axolotl-Tanks aus. Die Meister wussten, wie man damit Melange herstellen kann. Welch unglaublicher Reichtum! Kannst du dasselbe für uns tun?«
Uxtals Füße verwandelten sich in Eisklumpen. Er zitterte unkontrolliert. »Nein, Mater Superior. Diese Technik wurde erst nach der Diaspora entwickelt – nachdem mein Volk das Alte Imperium verließ. Die Meister haben dieses Wissen nicht mit ihren Verlorenen Brüdern geteilt.« Sein Herz raste. Ganz offensichtlich gefiel ihr nicht, was er sagte, ganz und gar nicht,
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