Dune 07 - Die Jäger des Wüstenplaneten
Noch bevor ihre Füße wieder den Boden berührten, beugte sich die Mutter Befehlshaberin nach hinten, als sich die Angreiferin gleichzeitig blitzschnell bewegte, etwas aus einer Tasche in ihrem Gewand zog und damit in einer einzigen flüssigen Bewegung zustieß. Milchweiß und kristallscharf – ein uraltes Crysmesser!
Murbellas Muskelreaktionen übergingen ihr bewusstes Denken. Sie streckte die flache Hand aus, wich der Spitze des niedersausenden Crysmessers aus und schlug dann aufwärts gegen das Handgelenk. Es knackte wie trockenes Holz, als ein Knochen brach. Die Attentäterin öffnete die Hand, und das Crysmesser fiel heraus, aber so langsam, dass es wie eine Feder in der Luft zu schweben schien. Als die Frau den anderen Arm hob, um einen zweiten Schlag anzubringen, rammte Murbella ihr die Faust in die Kehle und zerschmetterte ihr den Kehlkopf, bevor sie auch nur den leisesten Schrei von sich geben konnte.
Murbellas Gegnerin brach zusammen, das Crysmesser fiel zu Boden, die Klinge zerbrach. Ein Teil von Murbellas Bewusstsein freute sich zu sehen, dass sowohl Schwestern als auch Geehrte Matres instinktiv von ihren Kissen aufsprangen, um der Mutter Befehlshaberin beizustehen, falls der versuchte Anschlag noch nicht vorbei war. In ihren Bewegungen erkannte sie die Wahrheit, genauso wie sie in den Bewegungen der Attentäterin die Lüge erkannt hatte.
Die fette Bellonda und die drahtige Doria stürzten sich auf die zu Boden gegangene Frau und hielten sie fest. Erstaunlich, dass ausgerechnet diese beiden zusammenarbeiteten! Murbella, die immer noch stand, sah sich im Saal um und katalogisierte die Gesichter, vergewisserte sich, dass keine weiteren Eindringlinge anwesend waren und keine Gefahr mehr drohte.
Die Angreiferin schlug um sich, versuchte zu atmen – oder sich zu töten –, und Bellonda hielt den Hals der Frau fest, damit ihre Atemwege frei blieben, damit sie am Leben blieb. Doria schrie, dass man einen Suk-Arzt holen sollte.
Das zerbrochene Crysmesser lag neben der sich windenden Frau auf dem Boden. Murbella betrachtete es kurz und verstand dann. Eine traditionelle Waffe ... eine uralte Methode. Die Symbolik der Geste war eindeutig.
Murbella nutzte ihre Stimme und hoffte, dass die verletzte Frau zu schwach war, um sich dem Befehl widersetzen zu können. »Wer bist du? Sprich!«
Die Frau rang sich eine Antwort ab, gebrochene Worte, die krächzend durch ihre verletzte Kehle drangen. Anscheinend freute sie sich über die Gelegenheit und klang sehr trotzig. »Ich bin deine Zukunft. Andere wie ich werden aus der Dunkelheit auftauchen, sich von der Decke fallen lassen, sich auf dich stürzen. Und eine von uns wird dich zur Strecke bringen!«
»Warum wollt ihr mich töten?« Die übrigen Bene Gesserit im Saal waren mucksmäuschenstill, wollten unbedingt hören, was die Angreiferin zu sagen hatte.
»Wegen all dem, was du der Schwesternschaft angetan hast.« Es gelang der Frau, den Kopf zu Doria als Symbol der Geehrten Matres umzudrehen. Wenn sie die Kraft dazu gehabt hätte, hätte sie vielleicht ausgespuckt. »Als Mutter Befehlshaberin schlägst du wegen eines Äußeren Feindes Alarm, lässt aber die wahren Feinde in unserer Mitte gewähren. Du Närrin!«
Mit grimmigem Blick nannte Bellonda den Namen der Angreiferin, nachdem sie ihr Mentatenhirn danach durchsucht hatte. »Das ist Schwester Osafa Chram. Sie arbeitet im Obstgarten. Ein Neuling von der anderen Seite des Planeten.«
Eine Bene Gesserit hat versucht, mich umzubringen. Nun waren es nicht mehr nur die machtgierigen Geehrten Matres, die ihr die Stellung streitig zu machen versuchten.
»Es war richtig von Sheeana zu fliehen ... und uns andere hier verkommen zu lassen!« Osafa Chram sah noch einmal zu den Schwestern hoch, bedachte Murbella mit einem letzten Blick und nahm dann den nötigen Mut zusammen, sich mit reiner Willenskraft selbst zu töten.
Als die Attentäterin in den letzten Zuckungen lag, rief Murbella: »Bellonda! Teile mit ihr! Wir müssen herausfinden, was sie weiß! Welches Ausmaß diese Verschwörung hat.«
Die Ehrwürdige Mutter reagierte mit unerwarteter Schnelligkeit, ergriff mit beiden Händen die Schläfen der Frau und drückte die Stirn an ihre. »Noch in den letzten Atemzügen widersetzt sie sich mir! Sie lässt ihre Gedanken nicht fließen.« Bellonda zuckte zusammen und wich zurück. »Sie ist tot.«
Doria beugte sich tiefer hinab und verzog das Gesicht. »Riecht ihr das? Shere, und zwar jede Menge. Sie hat dafür
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