Dune 07 - Die Jäger des Wüstenplaneten
lachten, wenn sie darüber diskutierten, welche Menschen das Weiterleben nicht verdient hatten, und Opfer für die Folterlabors aussuchten.
Der heimtückische kleine Junge erstattete regelmäßig der selbsternannten Königin Bericht und setzte sie über angebliche Fehler oder Indiskretionen in Kenntnis, die von Laborassistenten begangen wurden. Auf diese Weise hatte Uxtal schon viele seiner besten Helfer verloren, und das intrigante Kind wusste ganz genau um die Macht, die es besaß. Uxtal konnte seine Angst in der Gegenwart des Gholas kaum bewältigen. Obwohl Wladimir noch ein Kind war, hatte er fast die gleiche Körpergröße wie der kleinwüchsige Tleilaxu.
Zu seiner Überraschung jedoch war es Uxtal gelungen, sich auf eine Weise mit dem Ghola anzufreunden, dass er bereits einen Keil zwischen den Jungen und Hellica getrieben hatte. Als Tleilaxu hatte er viele Angewohnheiten, die von Außenstehenden als widerwärtig empfunden wurden, zum Beispiel seine Neigung, ungehemmt zu rülpsen und zu furzen.
Da sich der Baron an solchen Derbheiten entzückte, ließ Uxtal diesen Gewohnheiten in seiner Nähe nun freien Lauf, woraus sich eine besondere Verbindung zwischen den beiden entwickelte.
Hellica reagierte verstimmt über Wladimirs launenhafte Aufmerksamkeit und zeigte keine größere Reife als das Ghola-Kind, als sie aufhörte, sich mit dem Jungen abzugeben. Sie legte nur hochmütige Gleichgültigkeit an den Tag, als das Gildenschiff kam, um Uxtal und den Ghola nach Dan zu bringen. Aber der sorgenvolle Forscher wusste, dass sie wieder zur Stelle sein würde, wenn er zurückkehrte ...
* * *
Nach der Reise durch den Faltraum flogen der Tleilaxu und sein Schützling mit einem Shuttle zum Wasserplaneten hinunter.
Unterwegs vergnügten sie sich mit einem Spiel, bei dem es darum ging, wer sich am widerwärtigsten benehmen konnte, um zu sehen, ob sie den ausdruckslosen und wie versteinerten Gestaltwandlern, die sie begleiteten, eine Reaktion entlocken konnten. Wladimir verfügte eindeutig über ein größeres koprologisches Repertoire und gab Geräusche und Gerüche von sich, die abscheulicher waren als alles, was Uxtal je erlebt hatte. Nach jeder Demonstration grinste der Junge übers ganze unschuldige Engelsgesicht.
Uxtal gab sich geschlagen, zumal er wusste, dass eine Niederlage sicherer als ein Sieg war, wenn man einen Harkonnen zum Gegner hatte, auch ohne dass die Mater Superior Hellica ihm einen heimtückischen Blick zuwerfen musste.
Ein Gestaltwandler stand an einem Bullauge des Shuttles und zeigte nach draußen. »Die Ruinen von Burg Caladan, dem Familiensitz des Hauses Atreides.« Die Steintrümmer des Gebäudes lagen am Rand einer Meeresklippe. Daneben befand sich ein Landefeld, nicht weit von einem Fischerdorf entfernt.
Der Gestaltwandler verfolgte offenbar die Absicht, Wladimir an einen Ort zu bringen, der ihn zu einer intuitiven Reaktion veranlasste, aber Uxtal konnte nicht den leisesten Funken des Wiedererkennens in den spinnenschwarzen Augen des Jungen entdecken. Der Ghola war noch viel zu jung, um auf alte Erinnerungen zugreifen zu können, aber wenn sie ihn auf die Welt seiner Erzfeinde brachten, wo es zahllose Anstöße gab, würde sich vielleicht doch etwas in seinem Gedächtnis regen – oder die Grundlage für künftige Erfolge gelegt werden.
Vielleicht war es das, was Khrone von ihnen erwartete. Uxtal hoffte es und wünschte sich, er könnte dauerhaft auf Dan bleiben. Obwohl das Klima hier recht rau und kalt zu sein schien, stellte die Ozeanwelt gegenüber Bandalong eine eindeutige Verbesserung dar.
Sobald sie aus dem Shuttle auf das befestigte Landefeld gestiegen waren, starrte Wladimir zu den Ruinen der Burg hinüber. Sein zottiges Haar flatterte in der Meeresbrise. »Hier haben meine Feinde gelebt? Von hier stammte Herzog Leto Atreides?«
Obwohl sich Uxtal nicht ganz sicher war, wusste er doch, was der Ghola-Junge hören wollte. »Ja, er muss genau dort gestanden haben, wo du jetzt stehst. Er hat die gleiche Luft geatmet, die jetzt deine Lungen füllt.«
»Warum kann ich mich nicht erinnern? Ich will mich erinnern! Ich will mehr wissen als das, was du mir erzählt hast, mehr als das, was ich mir in den Filmbüchern ansehen kann.« Er stampfte mit dem Fuß auf.
»Eines Tages wirst du es wissen. Eines Tages wirst du dich an alles erinnern.«
»Aber ich will es jetzt!« Das Kind blickte mit mürrischer Miene und Schmollmund auf. Uxtal wusste, dass es ein gefährliches Zeichen
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