Dune 08 - Die Erlöser des Wüstenplaneten
verstand, was alle Gholas seit der Erweckung ihres Gedächtnisses durchgemacht hatten. An Bord der Ithaka hatten sie ein geschütztes und bequemes Leben geführt und waren gezwungen worden, über ihre Vergangenheit zu lesen und die Sandwürmer im Frachtraum zu beobachten, als würden sie einen Zoo besuchen. Doch diese beiden Gholas konnten sich an den wirklichen Wüstenplaneten erinnern. Das Leben von Stilgar und Kynes war in den stürmischen alten Tagen keineswegs sicher oder behaglich gewesen, sondern sie waren sehr genau definierte Persönlichkeiten geworden.
Andere stiegen aus den gelandeten Schiffen: Thufir, Garimi und über ein Dutzend Schwestern sowie kräftige männliche Arbeiter der Bene Gesserit, Kinder der zweiten Generation, die an Bord des Nicht-Schiffes zur Welt gekommen waren und nun zum ersten Mal den Fuß auf einen wirklichen Planeten setzten. Fünf Anhänger des Rabbis standen im hellen Sonnenlicht, blickten sich erstaunt in der Landschaft um und staunten über die Weite. Schließlich trat auch der alte Mann selbst heraus und blinzelte hinter seinen Brillengläsern.
Var betrachtete bewundernd die Bergbaushuttles und Leichter und wandte sich dann mit erhobenem Kopf Stilgar und Liet zu. Offenbar hatte Duncan sich auch mit dem Anführer der Nomaden ausführlich unterhalten, als sie aus der Wüste zurückgekehrt waren. »Duncan Idaho, du weißt, mit welchen Schwierigkeiten wir hier zu kämpfen haben. Wir sind die Einzigen, die sich gegen den Tod dieses Planeten wehren. Wir haben die Wüste nicht hierher gebracht. Du hast kein Recht, uns zu verdammen.«
»Ich verdamme euch nicht wegen eurer Bemühungen. Aber ich kann nicht gutheißen, was ihr unserer Gefährtin angetan habt. Vor Jahren kamen Bene Gesserit auf eure Welt und handelten kurzsichtig, ohne über die Konsequenzen nachzudenken, die ihr Tun für euch haben würde. Und nun sieht es so aus, dass ihr dasselbe getan habt.«
Der alte Anführer schüttelte den Kopf. Seine Augen brannten vor Zorn und Selbstgerechtheit. »Wir haben die Hexen getötet, die die Sandforellen auf unsere Welt gebracht haben. Als wir einer weiteren Hexe begegneten, töten wir auch sie.«
Duncan unterbrach dieses sinnlose Streitgespräch. »Wir werden unsere Freunde mitnehmen und euch verlassen. Setzt meinetwegen euren nutzlosen Kampf gegen die Wüste fort, auch wenn ihr ihn nie gewinnen könnt.«
Teg und Sheeana traten vor. Sie konnten es kaum erwarten, von Qelso aufzubrechen. Liet und Stilgar jedoch hielten sich zurück und sahen sich gegenseitig an. Letzterer reckte die Schultern und sagte: »Bashar ... Liet und ich haben noch einmal darüber nachgedacht. Dies ist die Wüste – nicht unsere Wüste, aber mehr als das, was wir als Gholas je erfahren haben. Wir sind zu einem bestimmten Zweck ins Leben zurückgeholt worden. Die Fähigkeiten aus unseren früheren Existenzen könnten an einem Ort wie diesem von lebenswichtiger Bedeutung sein.«
Liet-Kynes nahm den Faden auf, als hätten Stilgar und er geprobt, was sie sagen wollten. »Blickt euch um. Könnt ihr euch eine Welt vorstellen, wo unsere Talente dringender benötigt werden? Wir wurden zu Kämpfern ausgebildet, die gegen eine erdrückende Übermacht bestehen können. Wir haben einen Wüstenkrieg geführt. Als Planetologe kenne ich Methoden, wie sich die Ausbreitung der Dünen im Zaum halten lässt, und ich weiß mehr über den Sandwurmzyklus als die meisten Menschen.«
Stilgar fügte mit zunehmender Leidenschaft hinzu: »Wir können diesen Kämpfern zeigen, wie man in der lebensfeindlichsten Wüste einen Sietch baut. Wir können ihnen zeigen, wie man richtige Destillanzüge macht. Und eines Tages werden wir vielleicht sogar wieder auf den großen Würmern reiten.« Seine Stimme brach. »Niemand kann die Wüste aufhalten, aber wir können diese Menschen am Leben erhalten. Ihr anderen kehrt zum Nicht-Schiff zurück, aber die Qelsaner brauchen uns hier.«
Sheeana blieb an der Schleuse des Schiffes stehen und brachte ihr Missfallen zum Ausdruck. »Das ist nicht möglich. Wir brauchen euch und alle anderen Gholas an Bord der Ithaka. Jeder von euch wurde geschaffen, aufgezogen und ausgebildet, um uns im Kampf gegen den Feind beizustehen.«
»Aber niemand weiß, wie, Sheeana«, gab Duncan zu bedenken, berührt von den Worten der jungen Männer. »Niemand von euch kann genau sagen, wozu wir Stilgar und Liet benötigen. Wie wird der Kampf eigentlich ablaufen?«
»Wir sind nicht eure Werkzeuge oder Schachfiguren.«
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