Dune 08 - Die Erlöser des Wüstenplaneten
Stilgar verschränkte die Arme über der Brust. »Wir sind menschliche Wesen mit freiem Willen, ganz gleich, wie wir erschaffen wurden. Ich wurde nie gefragt, ob ich den Bene Gesserit dienen will.«
Liet unterstützte seinen Freund. »Das ist es, was wir tun wollen, und wer will sagen, dass es nicht unsere Bestimmung ist? Wir könnten einen Planeten retten – oder zumindest seine Bevölkerung. Das ist doch ein Ziel von großer Bedeutung.«
Teg verstand das Dilemma nur allzu gut. Diese beiden Gholas hatten eine Aufgabe gefunden, die ihrem Leben einen Sinn gab, einen Kampf, für den sie genau die richtigen Befähigungen mitbrachten. Er selbst war als Schachfigur erschaffen worden, und man hatte ihn gezwungen, diese Rolle zu spielen. »Lass sie gehen, Sheeana. Du hast noch genug Versuchspersonen an Bord des Schiffes.«
Thufir Hawat trat zum Bashar und war erleichtert, dass seinem Mentor nichts zugestoßen war. Er warf Sheeana einen befremdeten Blick zu. »Sind wir für sie wirklich nur das, Bashar? Versuchskaninchen?«
»In gewisser Weise. Und jetzt müssen wir in unseren Käfig zurück.« Er war darauf erpicht, diesen sterbenden Planeten zu verlassen, bevor es zu neuen Problemen kam.
»Nicht so schnell«, sagte der alte Rabbi und trat vor. »Mein Volk hatte nie etwas mit Ihrer waghalsigen Flucht durch den Weltraum zu tun. Wir wollten immer nur eine Welt finden, auf der wir siedeln können. Verglichen mit Decks aus Metall und winzigen Quartieren erscheint mir dieser Planet durchaus geeignet.«
»Qelso liegt im Sterben«, gab Sheeana zu bedenken.
Der Rabbi und seine Begleiter zuckten die Achseln.
Var runzelte die Stirn, genauso wie einige der anderen Nomaden an seiner Seite. »Wir brauchen keine weitere Belastung unserer knappen Ressourcen. Sie sind hier nur willkommen, wenn sie uns im Kampf gegen die Wüste unterstützen wollen.«
Isaac, einer der kräftigsten Juden, nickte. »Wenn wir beschließen, hier zu bleiben, werden wir kämpfen und arbeiten. Unser Volk ist geübt darin, zu überleben, auch wenn der Rest des Universums immer wieder versucht, uns daran zu hindern.«
43
Ganz gleich, wohin ich gehe oder was ich zurücklasse, meine Vergangenheit ist immer bei mir, wie ein Schatten.
Duncan Idaho,
Eintrag ins Schiffslogbuch
Liet-Kynes und Stilgar kehrten kurz in die Ithaka zurück, um Informationsmaterial und Ausrüstung zu holen, die sie benötigten, um den Klimawandel auf Qelso zu überwachen. Liet baute ein paar überzählige Sensorbojen zu Wettersatelliten um, die das Nicht-Schiff im Orbit aussetzte.
Er verabschiedete sich von den anderen Ghola-Kindern, die mit ihm aufgewachsen waren – Paul Atreides, Jessica, Leto II. und seine Tochter Chani. Von Emotionen überwältigt griff Liet nach der Hand der jungen Frau, die körperlich fast drei Jahre älter war als er. Er sah sie lächelnd an. »Chani, eines Tages wirst du dich an mich erinnern, wie ich auf Arrakis war – wie ich von einem Sietch zum anderen zog, als Imperialer Planetologe oder als Schlichter arbeitete, um den Traum fortzusetzen, den mein Vater für die Fremen und für den Wüstenplaneten gesehen hatte.«
Ihr Gesichtsausdruck war angespannt, als wollte sie ein flüchtig aus ihrem Gedächtnis aufgetauchtes Bild festhalten, während sie ihm zuhörte. Er ließ ihre Hand los, berührte ihre Stirn und ihr dunkelrotes Haar. »Vielleicht war ich ein starker Anführer, aber ich fürchte, ich war kein guter Vater. Also will ich, bevor ich gehe, dir sagen, dass ich dich liebe. Damals wie jetzt. Wenn du dich erinnerst, erinnere dich an alles, was uns miteinander verbunden hat.«
»Das werde ich. Wenn ich mich jetzt an alles erinnern würde, hätte ich wahrscheinlich den Wunsch, mit dir in die Wüste zurückzukehren. Genauso würde Usul empfinden.«
Paul, der neben ihnen stand, schüttelte den Kopf. »Mein Platz ist hier. Bei unserem Kampf geht es um mehr als nur eine Wüste.«
Stilgar nahm seinen Freund am Arm und drängte Liet zum Gehen. »Dieser Planet ist groß genug für uns. Ich spüre es in meiner Seele, dass dies der Grund ist, warum Liet und ich zurückgeholt wurden, ob es Sheeana nun bewusst ist oder nicht. Vielleicht werden wir, auch wenn es jetzt noch nicht so aussieht, eines Tages erkennen, dass alles ein Teil des größeren Kampfes ist.«
In der Zwischenzeit hatte der Rabbi zu seinen zweiundfünfzig enthusiastischen Getreuen gesprochen. Isaac und Levi hatten viele Pflichten des alten Mannes übernommen, und auf sein
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