Dune 08 - Die Erlöser des Wüstenplaneten
Atreides eine Gefahr drohte, hätte sich Duncan sofort für ihn in den Kampf gestürzt, ohne Rücksicht auf die unfassbare Bedrohung durch den alten Mann und die alte Frau. Wie es die Hexen in ihrer oft zitierten Litanei sagten: Ich darf mich nicht fürchten. Die Furcht tötet das Bewußtsein. Die Furcht führt zu völliger Zerstörung. Ich werde ihr ins Gesicht sehen. Es wurde Zeit, dass er es endlich tat.
Er schloss die Augen, weil er die Wüste nicht sehen wollte, die sich wie eine Messerwunde durch den Kontinent schnitt. »Ich werde es nicht ignorieren.« Duncan rief Thufir Hawat und Garimi, die vor kurzem ins Nicht-Schiff zurückgekehrt war, als ihre Einsatzgruppen die Vorräte der Ithaka wiederaufgefüllt hatten.
Duncan stand auf, als sie eintrafen. »Wir werden die Landegruppe retten«, verkündete er, »und wir werden es sofort tun. Ich weiß nicht, über welche militärischen Mittel die Leute dort unten verfügen, aber wir werden uns dem Kampf stellen, falls der Bashar in Schwierigkeiten geraten ist.«
Thufirs Augen strahlten, und sein Gesicht rötete sich. »Ich werde eins der Schiffe als Pilot führen.«
Duncan blieb ernst. »Nein, du wirst meinen Befehlen gehorchen.«
Garimi reagierte überrascht auf Duncans kühne Bemerkung, doch dann nickte sie, als sie hörte, wie er Thufir tadelte. »Hast du genauere Anweisungen für uns, bevor wir aufbrechen? Soll ich die Rettungsaktion befehligen?«
»Nein, das werde ich selbst übernehmen.« Bevor jemand Einwände erheben konnte, marschierte Duncan zum Lift, sodass sie gezwungen waren, ihm zu folgen. »Ich habe es satt, mich zu verstecken. Meine bisherige Strategie bestand darin, fortzulaufen und unauffällig zu bleiben, dem seltsamen Netz immer einen Schritt voraus zu sein. Aber dabei habe ich zu viel von mir zurückgelassen. Ich bin Duncan Idaho .« Er hob die Stimme, als sie in den Lift traten. »Ich war Schwertmeister des Hauses Atreides und der Gemahl von St. Alia-von-den-Messern. Ich fungierte als Berater und Gefährte des Gottkaisers. Wenn der Feind dort draußen ist, werde ich es nicht dem Rest der Menschheit überlassen, ihm entgegenzutreten. Wenn Sheeana und der Bashar meine Hilfe brauchen, dann werde ich ihnen helfen.«
Thufir versteifte sich, dann erlaubte er sich ein zufriedenes Lächeln. »Du hättest die Ithaka schon längst verlassen sollen, Duncan. Ich weiß nicht, was du bewirkt hast, indem du hier geblieben bist. Das Nicht-Feld hat sich nicht unbedingt als zuverlässiger Schutz erwiesen.«
Garimi schien ebenfalls von Duncans Haltung angetan zu sein. »Meine Bergungsteams konnten sich den Planeten sehr genau ansehen, und er scheint ein guter Ort zu sein, um sich anzusiedeln. Heißt das, du wirst deine Einwände gegen meine Bemühungen aufgeben und uns endlich erlauben, eine Kolonie zu gründen?«
Die Lifttüren schlossen sich, und die Gruppe fuhr zum Hangardeck hinunter, wo die vielen Beiboote wiederaufgetankt wurden. »Das werden wir sehen.«
* * *
Teg wartete im Lager, nachdem Stilgar und Liet am frühen Morgen abgeflogen waren. Inzwischen musste Duncan zur offenkundigen Schlussfolgerung gelangt sein.
»Glaubst du, dass sie uns schließlich doch noch töten werden?« Sheeanas Tonfall klang erstaunlich nüchtern, als hätte sie ein unvermeidliches Schicksal akzeptiert.
»Vielleicht nur dich. Du bist die Einzige, der sie etwas vorzuwerfen haben.« Er sprach ohne eine Spur von Humor. Obwohl man ihnen erlaubte, draußen auf dem Boden zu sitzen, behielten die Nomaden sie genau im Auge.
Sheeana nahm einen Schluck aus einem kleinen Becher mit Wasser, den man ihnen gebracht hatte. »Sollte das ein Witz sein?«
»Eine Ablenkung.« Teg blickte zum Himmel auf. »Wir müssen darauf vertrauen, dass Duncan sich für die richtigen Maßnahmen entscheidet.«
»Vielleicht glaubt er, dass wir selbst mit der Situation zurechtkommen. Duncan setzt großes Vertrauen in unsere Fähigkeit, unabhängig handeln zu können.«
»Genauso wie ich. Sollte es notwendig werden, könnte ich sämtliche Bewohner dieses Lagers abschlachten.« Er hatte das Wort bewusst gewählt. Abschlachten. Genauso wie er es mit den Geehrten Matres in ihrer Festung auf Gammu getan hatte. »Und es würde nicht länger dauern als ein Augenzwinkern. Das weißt du.«
Sheeana hatte erlebt, wie er gegen die Bändiger gekämpft hatte, um ihr, Thufir und dem Rabbi die Flucht zu ermöglichen, aber sie hatte auch gesehen, wie sehr ihn dieser kurze Energieausbruch erschöpft hatte.
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