Dune 08 - Die Erlöser des Wüstenplaneten
Schutzraum gegeben. Als traditionell orientierter Adeliger hatte der Baron Kerker, Verhörräume und eine gut ausgestattete Folterkammer anlegen lassen. Außerdem befand sich im gleichen Stockwerk ein Partyraum, in den er häufig junge Männer aus dem Fischerdorf für seine sexuellen Bedürfnisse mitnahm.
Du kannst die Spuren des Hauses Atreides mit solchen kosmetischen Veränderungen nicht auslöschen, Großvater, sagte Alias Stimme. Mir war die alte Burg lieber.
»Sei still, Teufelskind! Auch du warst zu deinen Lebzeiten niemals hier.«
Oh doch. Ich habe das Haus meiner Vorfahren besucht, als meine Mutter hier lebte, als Muad'dib Imperator war und sein Djihad sämtliche Sonnensysteme blutrot färbte. Erinnerst du dich nicht, Großvater? Oder warst du damals nicht in meinem Kopf?
»Ich wünschte, du wärst nicht in meinem. Ich wurde vor dir geboren! Ich kann deine Erinnerungen nicht in mir gehabt haben. Du bist die Abscheulichkeit!«
Alia gluckste auf besonders unangenehme Weise. Ja, Großvater, das bin ich – und noch viel mehr. Vielleicht ist das der Grund, warum ich die Macht habe, in dir zu sein. Oder vielleicht bist du einfach nur fehlerhaft – und völlig wahnsinnig. Hast du schon über die Möglichkeit nachgedacht, dass du dir meine Anwesenheit nur einbildest? Das ist jedenfalls das, was alle anderen denken.
Diener eilten vorbei und warfen ihm furchtsame Blicke zu. In diesem Moment sah der Baron ein Bodenfahrzeug, das die steile Straße vom Raumhafen herunterkam. »Ah, da nähert sich unser Gast.« Trotz der Belästigung durch Alia erwartete er, dass es ein unterhaltsamer Tag werden würde.
Als das Fahrzeug angehalten hatte, stieg ein groß gewachsener Mann aus und lief an den Statuen bedeutender Harkonnens vorbei, die der Baron im vergangenen Jahr hatte aufstellen lassen. Eine Suspensorplattform mit Waren schwebte hinter dem Antiquitätenhändler her.
Was willst du mit ihm machen, Großvater?
»Du weißt ganz genau, was ich mit ihm machen werde.« Der Baron blickte von seinem hohen Aussichtspunkt herab und rieb voller Vorfreude die Hände aneinander. »Mach dich zur Abwechslung mal nützlich, Abscheulichkeit.«
Alia kicherte, aber es klang, als würde sie ihn auslachen.
Der Baron eilte hinunter, während ein gehetzt wirkender Hausdiener den Besucher hereinführte. Shay Vendee war ein Antiquitätenhändler, der sich immer gerne mit einem seiner besten Kunden traf. Während er mit seinen Waren im Schlepptau ins Haus spazierte, strahlte sein rundes Gesicht so intensiv wie eine kleine rote Sonne.
Der Baron begrüßte ihn mit einem feuchten Händedruck. Er griff mit beiden Händen zu, etwas zu lange und etwas zu kräftig.
Der Händler entzog sich dem Griff seines Kunden. »Sie werden staunen, was ich Ihnen mitgebracht habe, Baron. Es ist kaum zu glauben, was durch ein wenig Grabungsarbeit ans Tageslicht kommt.« Er öffnete eine der Kisten auf der Suspensorplattform. »Diese Schätze habe ich exklusiv für Sie aufgehoben.«
Der Baron wischte einen Fleck von einem der Edelsteinringe, die er an den Fingern trug. »Zuerst möchte ich Ihnen etwas zeigen, mein lieber Mr. Vendee. Meinen neuen Weinkeller. Darauf bin ich besonders stolz.«
Ein überraschter Blick. »Haben die Weinberge von Dan wieder den Betrieb aufgenommen?«
»Ich habe andere Quellen.«
Nachdem sich der Händler von seiner Suspensorplattform gelöst hatte, führte der Baron ihn eine breite Steintreppe hinunter. Je tiefer sie kamen, desto düsterer wurde es. Ohne etwas von der Gefahr zu ahnen, plauderte Vendee liebenswürdig weiter. »Die Weine von Caladan waren einst sehr berühmt, und das verdientermaßen. Ich habe sogar Gerüchte gehört, dass man in den Ruinen von Kaitain eine Kiste davon gefunden hat. Die Flaschen waren in einem Nullentropie-Feld perfekt konserviert. Es hat verhindert, dass der Wein altern konnte – in diesem Fall mehrere tausend Jahre lang –, aber trotzdem muss es ein ganz außergewöhnlicher Jahrgang sein. Soll ich versuchen, für Sie ein paar Flaschen zu erwerben?«
Der Baron blieb am Fuß der dunklen Treppe sehen und musterte seinen Gast mit pechschwarzen Augen. »Wenn Sie die entsprechenden Zertifikate mitliefern können. Ich möchte auf gar keinen Fall dazu verleitet werden, eine Fälschung zu kaufen.«
Vendee setzte eine erschrockene Miene auf. »Natürlich nicht, Baron Harkonnen!«
Schließlich gingen sie durch einen schmalen Korridor, der von rauchenden Öllampen beleuchtet wurde. Leuchtgloben
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