Dune 08 - Die Erlöser des Wüstenplaneten
Vernichtung von Arrakeen, seine Flucht in die Wüste gemeinsam mit seiner Mutter, der Tod des ersten Duncan Idaho ... die Begegnung mit den Fremen, sein Messerkampf mit Jamis, der erste Mensch, den er je getötet hatte ... sein erster Wurmritt, der Aufbau der Fedaykin-Truppe, die Angriffe auf die Harkonnens.
Seine Vergangenheit beschleunigte sich, als sie durch seinen Geist floss – der Sturz Shaddams und seines Imperiums, der Beginn seines eigenen Djihads, die Bemühung um Stabilität für die Menschheit, ohne auf den dunklen Pfad zu geraten. Aber er hatte es nicht geschafft, sich vor politischen Machtkämpfen zu schützen, vor Mordversuchen, vor den Machtansprüchen des Imperators Shaddam im Exil, vor der betrügerischen Tochter von Feyd-Rautha und Lady Fenring ... und dann hatte Graf Fenring selbst versucht, Paul zu töten ...
Sein Körper fühlte sich nicht mehr leer an, sondern voller Erfahrung und großem Wissen, voller Fähigkeiten. Er erinnerte sich an seine Liebe zu Chani und seine Scheinehe mit Prinzessin Irulan, außerdem an den ersten Duncan-Ghola namens Hayt und wie Chani während der Geburt ihrer Zwillinge Leto II. und Ghanima gestorben war. Selbst jetzt kam ihm der Schmerz über den Verlust Chanis viel größer als sein gegenwärtiger eigener Schmerz vor. Wenn er heute in ihren Armen starb, würde er ihr die gleichen Qualen bereiten.
Er erinnerte sich, wie er in die Wüste gezogen war, von seinen Visionen geblendet ... und wie er überlebt hatte. Wie er zum Prediger geworden war. Wie er in einer staubigen Straße gestorben war, vom Mob umringt.
Nun war er alles, was er jemals gewesen war: Paul Atreides und all die verschiedenen Rollen, die er angenommen hatte, jede legendäre Maske, jede Macht und Schwäche. Doch das Wichtigste war, dass er nun über die Fähigkeiten einer Ehrwürdigen Mutter verfügte, die praktisch uneingeschränkte Kontrolle über den Körper. Wie eine Leuchtboje in der Nacht hatte seine Mutter ihm den Weg gezeigt.
Zwischen seinen letzten Herzschlägen suchte er in den dunkelsten Tiefen seines Innern. Er fand die Messerwunde in seinem Herzen, sah die tödliche Verletzung und stellte fest, dass sein Körper nicht in der Lage war, die Schäden aus eigener Kraft zu beheben. Er musste den Heilungsprozess lenken.
Obwohl er dem Tod immer näher zu kommen schien, sammelte er sich nun und wurde zu einem Teil seines eigenen Herzens, das nicht mehr schlug. Er sah, wo Paolos Klinge die rechte Herzkammer aufgeschlitzt hatte, sodass das Blut ungehindert hinausfließen konnte. Seine Aorta war angeritzt, aber es war ohnehin kein Blut mehr da, das sie hätte weiterleiten können.
Paul führte die Zellen zusammen und versiegelte den Schnitt. Dann zog er Tropfen für Tropfen sein Blut aus den Körperhöhlen, in das es sich ergossen hatte, und führte es wieder dem Blutkreislauf zu. Er zwang buchstäblich das Leben in seinen Organismus zurück.
* * *
Paul wusste nicht, wie lange seine Trance angehalten hatte. Sie kam ihm so ewig wie das Todeskoma vor, das schon durch die bloße Berührung der Zunge mit einem einzigen Tropfen vom giftigen Wasser des Lebens ausgelöst wurde. Plötzlich wurde er sich wieder Chanis Griff bewusst. Ihre Hand fühlte sich warm an, und er spürte wieder sein eigenes Gewebe, das nicht mehr kalt war und zitterte.
»Usul!« Er hörte Chanis leises Flüstern und bemerkte die Ungläubigkeit in ihrem Tonfall. »Jessica, etwas hat sich verändert!«
»Er tut nur, was er tun muss.«
Als er schließlich genügend Kraft gesammelt hatte, um flatternd die Augenlider zu öffnen, kehrte Paul Muad'dib in das Reich der Lebenden zurück, mit seinem alten und seinem neuen Leben. Und er hatte nicht nur diese Erinnerungen und Fähigkeiten, sondern außerdem eine phantastische, noch viel großartigere Offenbarung ...
Genau in diesem Moment stürmte Duncan Idaho mit gerötetem Gesicht und blutiger Kleidung in die große Kathedralenhalle. Die Wachroboter stieß er einfach zur Seite. Erasmus gab mit einer lässigen Geste zu verstehen, dass der Mann durchgelassen werden sollte. Duncans Augen weiteten sich, als er sah, wie der blutüberströmte Paul von seiner Mutter und Chani aufgerichtet wurde. Dr. Yueh wirkte erstaunt über das Wunder, das vor seinen Augen geschehen war. Duncan lief zu ihnen.
Paul versuchte, seine Gedanken zu sammeln und die Szene, die er erblickte, mit seinem inneren Wissen in Zusammenhang zu bringen. Er hatte viel gelernt, nachdem er zum ersten Mal
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