Dune 08 - Die Erlöser des Wüstenplaneten
Junge und seine Mutter eine Überlebenschance in der Wüste von Arrakis erhielten, als die Harkonnens die Welt erobert hatten. Auch nachdem er wieder über seine gesamten Fähigkeiten als Suk-Arzt verfügte, reichten seine medizinischen Möglichkeiten nicht aus, diesem Paul zu helfen. Das Messer hatte das Pericardium durchstoßen und war ins Herz gedrungen. Hartnäckig klammerte sich der junge Mann ans Leben, aber er hatte schon viel zu viel Blut verloren. Sein Herz machte unregelmäßig die letzten Schläge.
Trotz der Chance, die er durch eine zweite Lebensspanne erhalten hatte, war Yueh nicht in der Lage, seinen früheren Fehlern zu entrinnen. Er hatte gelitten und sich im Sündenpfuhl seines Verrats gewälzt. Die Schwestern an Bord des Nicht-Schiffes hatten ihn aus einem geheimen Grund wiederbelebt, der ihm bis heute rätselhaft geblieben war. Warum war er hier? Sicher nicht, um Paul zu retten. Dazu wäre kein Arzt in der Lage.
Im Nicht-Schiff hatte er versucht, die Initiative zu übernehmen und etwas getan, das er für notwendig und richtig hielt, doch letztlich hatte er damit nur noch mehr Schmerz und eine weitere Tragödie ausgelöst. Er hatte einen ungeborenen Herzog Leto getötet, den er für einen neuen Piter de Vries gehalten hatte. Yueh wusste, dass er einer Intrige des Gestaltwandlers in der Maske des Rabbi zum Opfer gefallen war, aber das war keine Entschuldigung für sein Tun.
Chani saß an Pauls Seite auf dem Boden und rief mit ungewöhnlich heiserer Stimme seinen Namen. Yueh spürte, dass sich etwas an ihr verändert hatte. Ihre Augen hatten eine stählerne Härte und Wildheit, die sich deutlich vom Blick des sechzehnjährigen Mädchen unterschieden, das er gekannt hatte.
Erschrocken wurde ihm klar, dass der Schock, Pauls blutigen, sterbenden Körper in den Armen zu halten, sie offenbar in die Krise getrieben hatte. Chani hatte ihre Originalerinnerungen zurückgewonnen, sodass sie nun das ganze Ausmaß ihres Verlusts erkennen musste. Selbst Yueh fühlte sich durch diese grausame Erfahrung erschüttert.
Auch der Baron reagierte mit zunehmender Bestürzung, die sich von Verwirrung in Wut und schließlich in Verzweiflung verwandelte. »Paolo, Junge, antworte mir!« Ungeduldig kauerte er neben dem jungen Mann mit den glasigen Augen. Er hob eine Hand, als wollte er die verzerrte Kopie von Paul Atreides schlagen, aber Paolo zuckte nicht einmal.
Von der Seite beobachtete der unabhängige Roboter Erasmus die Szene mit aufmerksamer Neugier aus glitzernden optischen Fasern. »Offensichtlich ist keiner der Gholas von Paul Atreides der Kwisatz Haderach, nach dem wir gesucht haben. So viel zur Treffsicherheit unserer Vorhersagen.«
Als er die Verwirrung des Barons bemerkte, wusste Yueh, dass es für ihn nur noch eins zu tun gab. Er bemühte sich, seine Fassung zurückzugewinnen, dann erhob er sich von der Seite des sterbenden Paul und ging zum Baron und Paolo hinüber. »Ich bin Suk-Arzt.« Seine Ärmel und Hosen waren mit Pauls Blut getränkt. »Vielleicht kann ich helfen.«
»Was? Sie?« Der Baron sah ihn voller Verachtung an.
Jessica blickte dem Arzt hinterher, und die erweckte Chani machte den Eindruck, als hätte sie Yueh am liebsten verprügelt, weil er Paul im Stich ließ. Aber er konzentrierte sich ganz auf den Baron. »Möchten Sie, dass ich helfe, oder nicht?«
Der Baron machte Platz. »Aber beeilen Sie sich, verdammt!«
Yueh bückte sich und begann mit der Untersuchung. Er legte eine Hand an Paolos Hals und spürte die feuchtkalte Haut und den äußerst schwachen Puls. Der junge Paolo war völlig erstarrt, gefangen in einem Wachkoma der unendlichen Bewusstheit und der lähmenden Langeweile.
Der Baron beugte sich herüber. »Reißen Sie ihn aus diesem Zustand. Was ist überhaupt los mit ihm? Antworten Sie mir!«
Yueh nahm den Dolch des Imperators von Paolos Hüfte und fuhr im gleichen Moment herum. Der Baron zuckte zurück, aber Yueh war schneller. Er stieß die scharfe Spitze schräg unter das Kinn des verhassten Mannes bis in den Hinterkopf. » Das ist meine Antwort!«
Die Antwort darauf, dass man ihn gezwungen hatte, das Haus Atreides zu verraten, die Antwort auf all die Intrigen, die Schmerzen, die Schuldgefühle und vor allem für das, was die Harkonnens Wanna angetan hatten.
Schockiert riss der Baron die Augen weit auf. Er ruderte mit den Armen und versuchte zu sprechen, aber er stieß nur ein hilfloses Gurgeln hervor, während eine rote Fontäne aus seinem Hals schoss.
Vom Blut
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